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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Guten zu Fall. Die Natur verursacht Schmerzen. Krankheit und Tod sind Teil unserer Reaktion auf die Herausforderung. Und auch unser Versagen, unser Sterben gehört zur Natur, denn der Erfolg baut auf vielfältigem Scheitern auf und das Schweigen kann Zeichen setzen.

    Ihre Gedanken hatten immer mehr abgehoben. Der Traum, das Summen der Bienen…

    Du bist mit einer Kappe auf die Welt gekommen, meine Liebe.

    Plötzlich erinnerte sich Kaye an die Stimme ihrer Großmutter mütterlicherseits, Evelyn; an Worte, die sie vor fast vierzig Jahren gehört hatte. Als sie acht gewesen war, hatte Evelyn ihr etwas erzählt, das Kayes Mutter, eine praktische Frau, nie erwähnt hatte, es wäre ihr gar nicht erst in den Sinn gekommen. »Als du auf die Welt gekommen bist, war dein winziger Kopf verhüllt, du bist mit einer Kappe geboren. Ich war damals bei deiner Mutter, im Krankenhaus, und habe es mit eigenen Augen gesehen. Der Arzt hat es mir gezeigt.«
    Kaye fiel ein, wie sie sich voller Erwartungsfreude in den breiten Schoß ihrer Großmutter gekuschelt und sich erkundigt hatte, was das für eine Kappe gewesen sei.
    »Eine Kappe aus losem Fleisch«, hatte Evelyn erklärt.
    »Manche sagen, es sei ein Zeichen von außergewöhnlichem Begriffsvermögen oder sogar vom zweiten Gesicht. Eine Kappe weist uns darauf hin, dass du Dinge lernen wirst, die die meisten anderen Menschen nie begreifen werden. Und dass du stets verzweifelt versuchen wirst, das, was du weißt und was für dich so offensichtlich ist, anderen zu erklären. Die Kappe gilt einerseits als Segen, andererseits als Fluch.« Danach hatte die alte Frau mit leiser Stimme hinzugefügt: »Auch ich bin mit einer Kappe auf die Welt gekommen, Liebes, und dein Großvater hat mich nie verstanden.«
    Kaye hatte Evelyn sehr geliebt, aber manchmal auch für ein bisschen unheimlich gehalten. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Text auf dem Bildschirm zu. Die letzten Sätze löschte sie zwar nicht, markierte sie am Rand jedoch mit einem großen Stern und einem Ausrufungszeichen.
    Danach speicherte sie die Datei ab und schob den Stuhl unter den Arbeitstisch.
    Gestern hatte sie vier Seiten geschafft, ein ganz guter Tagesschnitt. Nicht, dass der Text jemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangen würde, indem er in einer angesehenen Fachzeitschrift erschien. Schon seit acht Jahren erschienen Kayes Aufsätze und Abhandlungen nur noch auf geheimen Web-Sites.

    Kaye lauschte in dieser Morgenstunde so aufmerksam ins Haus hinein, als wolle sie den Tag, der vor ihr lag, im Voraus einschätzen. Irgendwo schlug eine Gardinenschnur gegen den Fensterrahmen. Draußen im Ahornbaum pfiffen Kardinalvögel.
    Sie konnte jedoch keine Geräusche ausmachen, die darauf hinwiesen, dass ihre Tochter wach war.
    »Stella?«, rief sie, jetzt energischer. »Frühstück. Willst du Haferflocken?«
    Keine Antwort. Ihre Pantoffeln machten klatschende Geräusche, als sie den kurzen Gang zu Stellas Zimmer durchquerte. Stellas Bett war zwar gemacht, aber so verwühlt, als habe sie auf der Decke gelegen und sich hin und her gewälzt. Auf dem Kopfkissen lag ein Strauß Trockenblumen, den ein Gummiband zusammenhielt. Neben dem Bett war ein kleiner Bücherstapel umgefallen. Auf dem Fenstersims steckten drei komische aufziehbare Stofftiere, die etwa so groß wie Meerschweinchen waren – eines rot, das andere grün, das Dritte in ausgefallenem Schwarzgold –, ihre langen Nasen ins Zimmer. Weitere Stofftiere hingen aus der Holzkiste heraus, die am Fuße des Bettes stand. Stella liebte diese Tiere, weil sie so mürrisch wirkten. Wenn man sie aufzog, quengelten sie, wanden sich und stöhnten bei jeder Bewegung.
    Kaye suchte den großen Garten hinter dem Haus ab, dessen hohes braunes Gras unter den dicken alten Bäumen am Rande des Grundstücks von Efeu und asiatischen Kletterpflanzen überwuchert wurde. Offenbar konnte sie es sich nicht leisten, auch nur eine Minute ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
    Danach kehrte sie ins Haus zurück, ging in Stellas Schlafzimmer, kniete sich nieder und spähte unter das Bett.
    Stella hatte ein Tagebuch angelegt. Es war ein kleines, leeres Buch, in das sie nicht nur kryptische Notizen und Tagesprotokolle ihrer Empfindungen eintrug, sondern auch die Duftmarken tupfte, die eine Stelle hinter ihren Ohren freigab.
    Stella hielt das Tagebuch versteckt, aber Kaye hatte es irgendwann beim Aufräumen gefunden und schließlich entschlüsseln können.
    Kaye schob die Hände durch die

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