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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der australischen Spezies geliefert.
    Sie hatten sich auffällig weit im Norden aufgehalten. Erst in jüngster Zeit akzeptierte die Anthropologie, dass es in der Geschichte beider amerikanischer Kontinente viele Wanderungsbewegungen und Zusammenstöße von Völkern gegeben hatte, angefangen bei der Ankunft einiger australischer Ureinwohner auf dem Südkontinent. Stürme hatten ihre Boote bis hierher verschlagen. Später war es häufig vorgekommen, dass Asiaten über Land- und Eisbrücken in den Norden gelangt waren.

Menschen, die der Spezies australischer Ureinwohner zuzurechnen waren, hatten sich schon Zehntausende von Jahren vor ihrer Begegnung mit den Asiaten in Südamerika aufgehalten. Und es offenbar sogar bis nach Nordamerika geschafft, wie die Funde hier bewiesen. Die Asiaten hatten sie überfallen, getötet, unterworfen und von allen nördlichen Gebieten, die sie vielleicht schon erforscht hatten, in den Süden zurückgedrängt. Es musste ein ungeheuer grausamer Krieg gewesen sein, der sich über Millionen von Quadratkilometern und viele tausend Jahre erstreckt hatte.

    Seine Grundlage war die Rassenzugehörigkeit gewesen und er war mit brutaler Gewalt ausgetragen worden.
    Am Ende war die australoide Spezies fast vom Erdboden verschwunden. Nur an der Ostküste Südamerikas waren einige gemischtrassige Nachkömmlinge zurückgeblieben: die Bewohner von Tierra del Fuego, von denen Darwin und andere Forschungsreisende zu berichten gewusst hatten.
    Sie wurden verfolgt und taten sich mit einzelnen Vertretern der Spezies Homo erectus zusammen, weil sie es mit einem gemeinsamen Feind aufnehmen mussten.
    Mechanisch wie ein Roboter setzte Mitch einen Fuß vor den anderen, tastete den Boden mit den Augen ab und achtete auf nichts anderes als auf das Geräusch seiner Stiefel, die über die alten abgeschliffenen Flusskiesel stapften. Es war nicht ratsam, in dieser Gegend einen Sturz zu riskieren, schon gar nicht mit einem kaputten Arm.
    Zu weit in den Norden vorgedrungen. Umzingelt von Asiaten.
    Sie waren den Bären gefolgt und wegen der reichen Fischgründe hierher gekommen; Männer und Frauen, eine erweiterte Sippe. Vielleicht hatte ein Mann mit viel Macht sie alle vereint. Möglicherweise hatte es ihm Spaß gemacht, die Homo erectus- Frauen zu bumsen. Es brachte nichts, in dieser Hinsicht naive Vorstellungen zupflegen.
    Aber seine Frauen hatte das nicht gekümmert. Es waren keine Kinder aus solchen Beziehungen hervorgegangen. Man konnte sich fast plastisch vor Augen führen, wie die Frauen und Männer der Spezies Homo erectus den Australoiden hinterhergetappt waren. Am Anfang hatten sie sicher gebettelt, bis die Sippe sie dazu eingesetzt hatte, den Frauen Arbeit abzunehmen. Irgendwann hatten sie sich den Männern der Sippe angeboten und ihre eigenen Gefährten hatten keinen Einspruch erhoben. Verhaltensweisen eines ausgehungerten, aussterbenden Volkes. Schließlich hatte sich so etwas wie Zuneigung zwischen den Spezies entwickelt. Möglich, dass die Dominierenden mehr für die Homines erecti empfunden hatten als Herrchen und Frauchen für ihre Haustiere. Waren sie gleichberechtigt gewesen? Nicht anzunehmen. Aber die untergeordneten Mitglieder dieser Gruppe waren keineswegs Schwachköpfe gewesen. Immerhin hatten sie mehr als eine Million fahre überlebt. In dieser historischen Kette war der Homo sapiens ein noch junges Glied gewesen.
    Die Luft, die sich immer mehr aufheizte, war voller Graspollen. Als Mitch einatmete, spürte er die Reizung in der Nase und schnäuzte in sein Taschentuch. Früher war er nicht allergisch gegen Pollen gewesen, aber seit den Jahren im Gefängnis, in denen er moderiger Luft und Schimmel ausgesetzt gewesen war, reagierte er empfindlicher.
    Wenn die Männer wirklich da draußen liegen – was natürlich nicht gesagt ist –, haben sie die Frauen nicht mehr retten können. Sie haben es nicht geschafft und sind vermutlich ebenfalls ums Leben gekommen. Oder sie sind vor der Flutwelle aus heißem Schlamm her gerannt, weg von dieser Hölle, und haben die Frauen im Stich gelassen.
    Und habe ich selbst mich besser verhalten?
    Ich habe meine Frauen im Stich gelassen, deshalb konnten sich die Männer Stella schnappen.
    Was, wenn ich die Männer wirklich finde? Wozu soll das gut sein? Wonach, zum Teufel, suche ich überhaupt? Nach meinem Seelenheil? Nach einer Entschuldigung?
    Er sah kurz zur Sonne hinauf, schirmte dann die Augen ab und senkte den Blick. Die dicksten Schlammablagerungen bildeten an

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