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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die Anhörungen vor dem Senat und die Prozesse verfolgt. Wissen Sie, dass ich Ihre Frau sogar in Oprah Winfreys Talk-Show gesehen hab?

    Ist allerdings schon lange her, damals war ich noch ein Kind. –
    Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.«
    »Wir vertrauen einfach darauf, dass sie dort ist«, erwiderte Mitch. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so glücklich gewesen war. »Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »He, ich verdiene meinen Lebensunterhalt jetzt selbst.«
    Morgan richtete sich auf und schob die Fingerspitzen in die Jeanstaschen. »Ich werde Sie zum Frühstück einladen. Eine Ehre ist die andere wert.«
    Das Mobiltelefon in Mitchs Zimmer klingelte. Als er hinübereilte, um es vom Bett zu holen, machte er die Tür halb zu. Er klappte das Display auf und sah, dass der Anruf von seiner Frau kam. »Hallo, Kaye! Rate mal, wer…«
    »Ich sitze noch im Flugzeug. Es war ein schrecklicher, schlimmer Morgen. Ich brauche wirklich jemanden, der mich in den Arm nimmt.« Kayes Gesicht wirkte blass auf dem kleinen Bildschirm. Er konnte eine hohe Rückenlehne und die Leute hinter ihr erkennen. »Erzähl mir was, das mich aufheitert, Mitch.«
    Mit zitternder Hand überlegte er kurz, was er ihr sagen sollte.
    Es war schon allzu oft passiert, dass sie sich falsche Hoffnungen gemacht hatten. Er wollte keine weitere Enttäuschung riskieren.
    »Mitch?«
    »Bin noch dran, wollte gerade aus dem Haus.«
    »Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten, ich musste mit dir sprechen. Das Flugzeug ist nur halb voll.«
    »Ich glaube, wir haben da was«, sagte Mitch mit rauer Stimme und enger Kehle. Du weißt doch, dass es diesmal klappt, dass wirs geschafft haben.
    »Ist Dr. Lang dran? Grüßen Sie Ihre Frau von mir«, rief Morgan munter von der Veranda.

    »Um was geht’s?« Kaye versuchte Mitchs Gesichtsausdruck auf dem kleinen Bildschirm zu entschlüsseln. »Hast du einen Detektiv angeheuert? Haben wir dafür überhaupt noch Geld?«
    »Hauptsache, du kommst erst mal sicher hier an. Ich hab einen alten Freund wiedergefunden. Besser gesagt hat er mich gefunden.«

    3
    Lake Stannous, Nordkalifornien

    Die Hitze des Nachmittags nahm einem die Luft zum Atmen.
    Durch die Kiefern hindurch konnte Stella sehen, wie sich Gewitterwolken über den White Mountains zusammenzogen und in ruhigen Schwaden aufstiegen. Der Wald war trocken und roch nach Kiefern, Fichten und Tannen.
    Sie hatte ihren Teil der Wäsche in dem großen alten Waschhaus aus Beton nahe beim Ortsmittelpunkt von Oldstock erledigt. Jetzt saß sie auf einer leeren Öltonne neben den langen Wäscheleinen, während die Sonne die Bett- und Unterwäsche, einige Windeln und Arbeitskleidung trocknete.
    Sie genoss den Geruch von Waschmittel, Bleichmitteln und Dampf, nippte an einem Kirsch-Soda – ein seltener Luxus, den sie sich nur einmal in der Woche gönnte –, schlenkerte mit den Füßen, wobei sie mit den Holzpantinen gegen die Betonplatten des Waschhauses stieß, und dachte nach.
    Von ihrem Platz aus konnte sie den schotterbedeckten Wendeplatz neben der verlassenen alten Kegelbahn sehen, deren vor Jahrzehnten aufgetragener grauer Farbanstrich inzwischen abblätterte. Ganz in der Nähe standen drei lang gestreckte Baracken, deren Holz im dunklen Farbton von Riesenkoniferen gebeizt war. Hier hatte man früher Theologiestudenten, Pilger und gelegentlich auch Touristen untergebracht. Nördlich davon lag die Brennstoff- und Solarzellenanlage, die das medizinische Zentrum und die Kindertagesstätte mit Strom versorgte. Hinter der Anlage und einem alten, eingezäunten Lager, das Geräte und Werkzeuge für den Bergbau beherbergte, befand sich ein Schuttfeld, aus dem ein kleiner Hügel von Erzabfällen herausragte. Der Hügel, der sich über der alten Mine befand, hatte diesen Rand der Siedlung in ein Niemandsland voller Schwermetalle und Zyanid verwandelt. Niemand suchte diesen Ort auf, wenn es nicht unbedingt sein musste. Nach heftigen Regenfällen konnte Stella manchmal das Gift in der Luft riechen. Aber es war nicht so schlimm, dass man davon krank wurde, es sei denn, man tat irgendetwas Unvernünftiges.
    Mitte des vergangenen Jahrhunderts hatten hier Menschen nach Kupfer, Zinn, ja sogar nach Gold geschürft und eine kleine Siedlung errichtet. Aus dieser Zeit stammten die Kegelbahn und die Seminargebäude. Südlich davon, gleich neben der Hauptstraße, die zum Ufer des Lake Stannous führte, waren noch heute von Unkraut überwucherte Straßen und Betonfundamente früherer

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