Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Beschäftigten im Gesundheitswesen, den Sie bekommen können, dorthin versetzen.«
    »Im letzten Jahr hat der Staat Ohio das medizinische Personal an den Schulen auf die Hälfte reduziert, weil die neuartigen Kinder gesünder waren als die meisten Gleichaltrigen. Kein Witz.« Augustine lehnte sich nach vorn. »Wir fahren zu der Schule, die wohl am meisten betroffen ist.«
    »Wohin?«, fragte Dicken und massierte sein Bein.
    »Zur Joseph-Goldberger-Schule.«
    Dicken lächelte traurig. »Sie haben die Schulen nach Helden des staatlichen Gesundheitswesens benannt? Wie rührend, Mark.«
    Augustine ließ sich nicht aus der Fassung bringen. Seine Augen wirkten leblos, und nicht nur, weil er müde war. »In der letzten Nacht haben alle Ärzte bis auf einen die Schule verlassen. Wir haben noch immer keine genaue Übersicht darüber, wie viele Kinder erkrankt oder gestorben sind. Auch manche der Krankenschwestern und Lehrer haben sich aus dem Staub gemacht. Allerdings sind die meisten geblieben und bemühen sich, die Situation unter Kontrolle zu halten.«
    »Wie wahre Krieger«, bemerkte Dicken.
    »Amen. Der Direktor hat entgegen meiner ausdrücklichen Anordnung, aber auf Geheiß des Gouverneurs eine völlige Sperre über die Schule verhängt. Niemand darf die Unterkünfte verlassen, kein Besucher darf hinein. Die meisten Schulen befinden sich in ähnlicher Lage. Deshalb habe ich um Ihre Unterstützung gebeten.«
    Dicken blickte auf die Straße und den Verkehr. Es war ein wunderschöner Nachmittag und alles wirkte völlig normal.
    »Wie meistern sie dort die Situation?«
    »Nicht gut.«
    »Und wie steht’s mit Medikamenten?«
    »Schlecht. Es hat da irgendeine Panne von staatlicher Seite gegeben, was den Nachschub betrifft. Wie ich schon sagte, ist es eine staatliche Schule. Der Direktor wurde vom Bundesstaat Ohio benannt. Ich habe vom Bund eine medizinische Notversorgung angefordert, Medikamente aus den Vorräten des Krisenstabs, aber es ist gut möglich, dass die erst morgen im Laufe des Tages hier eintreffen.«
    »Und ich dachte, Sie hätten ein niet- und nagelfestes Netz aufgebaut. Ich dachte, Sie hätten Ihr Schäfchen ins Trockene gebracht, als man Ihnen all dies anvertraut hat, Ihr kleines Fürstentum.«
    Dass Augustine nicht darauf reagierte, fand Dicken schon an sich bemerkenswert. »Ich war nicht schlau genug«, sagte Augustine schließlich. »Bitte hören Sie genau zu und bewahren Sie einen klaren Kopf. Nur handverlesene Beobachter dürfen in die Schulen, bis wir die Situation besser einschätzen können. Ich möchte, dass Sie alles gründlich untersuchen, Proben entnehmen, Tests durchführen. Sie besitzen Glaubwürdigkeit.«

    Dicken merkte, dass es wenig Sinn hatte, Augustine weiterhin Vorwürfe zu machen oder ihn zu quälen. Er lockerte seine Rückenmuskeln und ließ die Schultern hängen. »Sie nicht?«
    Augustine sah auf seine Hände und inspizierte die perfekt manikürten Fingernägel. »Mich betrachtet man als resignierten Knastdirektor, der gern zurücktreten würde – was auch zutrifft
    –, und als einen Mann, der mit einer Krise im Gesundheitswesen auftrumpfen würde, nur um seine eigene Haut zu retten – was eine falsche Einschätzung ist. Sie dagegen sind eine Berühmtheit. Die Presse würde Ihnen die Füße küssen, nur um Ihre Version der Geschichte bringen zu dürfen.«
    Dicken tat das mit leichtem Schnauben ab.
    Augustine hatte seit ihrer letzten Begegnung deutlich abgenommen.
    »Wenn ich in den nächsten Tagen nicht mit Tatsachen aufwarten und sie in irgendwelche kleinen Formulare zwängen kann, dann werden wir es möglicherweise mit etwas zu tun bekommen, das über kranke Kinder weit hinausgeht.«
    »Verdammt noch mal, wir wissen doch, was es mit Shiver auf sich hat. Was diese Krankheit auch sein mag, Shiver ist es jedenfalls nicht!«
    »Ich bin sicher, dass Sie Recht haben«, sagte Augustine.
    »Aber wir brauchen mehr als Tatsachen. Wir brauchen einen Helden.«

    28
    Pennsylvania

    Der Kummer verfolgte Mitch Rafelson wie ein Jäger, der sich auf die Spur der nahen Beute setzt. Der Kummer ließ ihn nicht aus den Augen, markierte ihn wie eine Zielscheibe, bereitete sich darauf vor, ihn zur Strecke zu bringen und sich in einem ausgedehnten Festmahl an ihm gütlich zu tun.
    Mitch hätte den Dodge am liebsten irgendwo am Straßenrand abgestellt, um auszusteigen und davonzulaufen. Wie immer verstaute er diese düsteren Gedanken in einer kleinen Schublade ganz hinten in seinem Hirn. Alle Dinge, die

Weitere Kostenlose Bücher