Die Darwin-Kinder
schnell«, sagte Kaye. Sie bettete Stella auf ein Kissen in die Ecke der Rückbank und beugte sich vor, um Mitch ins Ohr zu flüstern: »Es könnte das Gleiche sein wie bei dem verstorbenen Mädchen.«
»Mist.«
»Die Atmung ist noch nicht beeinträchtigt, aber sie hat Fieber. Vielleicht mehr als vierzig Grad. Ich kann das Thermometer nicht im Erste-Hilfe-Kasten finden.«
»Ich hab’s aber hineingelegt.«
»Ich kann’s nicht finden. Wir besorgen ein neues in Pittsburgh.«
»Und einen Arzt.«
»Von dem Haus aus, das sicher ist. Wir brauchen einen Spezialisten.« Kaye bemühte sich, die Ruhe zu bewahren.
Noch nie hatte sie ihre Tochter mit Fieber und so glanzlosen Augen und Wangen erlebt.
Mitch fuhr jetzt schneller.
»Halt dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung«, mahnte Kaye.
»Das kann ich nicht versprechen.«.
27
Ohio
Christopher Dicken stieg auf dem Luftwaffenstützpunkt Wright-Patterson aus der C-141, einem Truppentransporter.
Auf Augustines Vorschlag hin hatte er am späten Nachmittag in Baltimore die Gelegenheit genutzt, mit Truppen der Nationalgarde mitzufliegen, die nach Dayton verlegt wurden.
Er wurde auf dem Rollfeld von einem adrett gekleideten Mann mittleren Alters abgeholt, der einen grauen Anzug trug.
Der Verbindungsoffizier des Luftwaffenstützpunktes begleitete Dicken durch ein kleines schmuckloses Terminal zu einem schwarzen Dienstwagen, einem Chevrolet.
Dicken musterte die beiden unauffälligen braunen Fords, die sich hinter den Chevrolet gesetzt hatten. »Warum die Eskorte?«.
»Geheimdienst«, erklärte der Verbindungsoffizier.
»Hoffentlich nicht wegen mir.«
»Nein, Sir.«
Während sie auf den Chevrolet zugingen, nahm der Fahrer, ein noch recht jugendlicher Mann in schwarzem Anzug, militärische Haltung an. Nachdem er sich als Offizier Reed vom Sicherheitsdienst der Spezialschule Ohio vorgestellt hatte, öffnete er die hintere Wagentür.
Auf dem Rücksitz thronte Mark Augustine.
»Guten Tag, Christopher«, sagte er, »ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug.«
»Nicht sonderlich angenehm.« Dicken zog den Kopf ein, stieg unbeholfen in den Dienstwagen und ließ sich hinten auf dem schwarzen Leder nieder. Gefolgt von den beiden Fords, verließ der Wagen den Luftwaffenstützpunkt. Dicken betrachtete die riesigen Wolkenformationen, die sich über den grünen Hügeln und den Vorstädten neben der breiten grauen Schnellstraße auftürmten. Er war froh, wieder auf dem Boden zu sein. Veränderungen des Luftdrucks machten ihm stets zu schaffen.
»Wie geht’s Ihrem Bein?«, erkundigte sich Augustine.
»Ganz gut.«
»Meines tut höllisch weh. Ich bin von Dulles aus hierher geflogen. Über Pennsylvania war es recht turbulent.«
»Sie haben sich das Bein gebrochen?«
»Ja, ausgerechnet in einer Badewanne.«
Dicken wandte sich mit dem Oberkörper bewusst so, dass er seinem früheren Chef ins Gesicht sehen konnte, und musterte ihn kühl. »Tut mir Leid, das zu hören.«
Müde erwiderte Augustine seinen Blick. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
»Nicht auf Ihre Bitte hin.«
»Das weiß ich. Aber die Person, die darum gebeten hat, stand mit mir in Verbindung.«
»Es war eine Anweisung vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziales.«
»Genau«, bestätigte Augustine und trommelte auf die Armlehne an der Tür. »In einigen unserer Schulen ist ein gewisses Problem aufgetaucht.«
»Es sind nicht meine Schulen«, erklärte Dicken.
»Haben Sie sich jetzt deutlich genug von einem Menschen abgegrenzt, den die Gesellschaft ächten sollte?«
»Noch längst nicht deutlich genug.«.
»Ich weiß, wo Ihre Sympathien liegen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wie gehts Mrs. Rhine?«
Der gottverdammte Höhepunkt in Mark Augustines Karriere, dachte Dicken, während ihm das Blut ins Gesicht schoss.
»Erzählen Sie mir, warum ich überhaupt hier bin.«
»Viele der neuartigen Kinder sind erkrankt, manche werden sterben. Es scheint ein Virus zu sein, aber wir wissen nicht genau, welche Art von Virus.«
Dicken holte bedächtig Luft. »Die CDC dürfen in den Schulen des Krisenstabs keine Untersuchungen durchführen.
Es gibt Gerangel um die Zuständigkeit, stimmt’s?«
Augustine neigte den Kopf. »Nur in wenigen Bundesstaaten.
Ohio hat sich die Oberhoheit über die Schulen im Bundesstaat vorbehalten. – Entscheidung des Repräsentantenhauses von Ohio«, ergänzte er. »Entspricht nicht meinen Wünschen.«
»Ich weiß nicht, was ich tun kann. Sie sollten jeden Arzt und jeden
Weitere Kostenlose Bücher