Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
waren in einem grässlichen Ockerton gestrichen. Die Architektur erinnerte auffällig an Gefängnistrakte, auch wenn eine Bronzeplakette an der Mauer und ein Schild über dem Eingangstor behaupteten, es handle sich um eine Schule.
    »Auf Anweisung des Gouverneurs haben wir eine Nachrichtensperre verhängt«, erklärte Trask.
    »Selbstverständlich lassen wir hier keine Handys oder Rundfunk- und Fernsehübertragungen zu. Und ich habe auch dafür gesorgt, dass die Telefonzentrale gegenwärtig außer Betrieb ist. Meiner Meinung nach müssen wir diszipliniert vorgehen, wenn wir Nachrichten von hier nach außen geben.
    Schließlich möchten wir die Situation nicht schlimmer erscheinen lassen, als sie wirklich ist. Im Augenblick halte ich es für das Wichtigste, den Nachschub von Medikamenten zu sichern. Dr. Kelson, unser Chefarzt, kümmert sich gerade darum.«
    Auf den Gängen war es kühler als draußen, obwohl die Klimaanlage nicht in Betrieb war. »Sie funktioniert derzeit nicht, tut mir Leid.« Trask warf einen Blick zu Augustine hinüber, der hinter ihm ging. »Wir konnten keinen Reparaturdienst bekommen. – Dr. Dicken, es ist mir wirklich eine Ehre. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben…«

    »Sagen Sie uns einfach, wie es steht«, unterbrach ihn Augustine.
    »Schlimm. So schlimm, dass wir die Situation kaum noch im Griff haben.«
    »Uns sterben die Kinder weg«, sagte Middleton mit brechender Stimme. »Wie viele waren es heute, Diane?«
    »Fünfzig in den letzten zwei Stunden. Insgesamt waren es heute hundertneunzig. Und sechzig in der letzten Nacht.«
    »Kranke?«, fragte Augustine.
    »Tote.«
    »Für eine offizielle Zählung hatten wir keine Zeit«, sagte Trask. »Aber die Lage ist ernst.«
    »Ich muss so schnell wie möglich zur Krankenstation«, erklärte Dicken.
    »Die ganze Schule ist eine Krankenstation«, erwiderte Middleton.
    »Es ist tragisch«, bemerkte DeWitt. »Sie verlieren ihren sozialen Zusammenhalt. Sie verlassen sich so sehr aufeinander.
    Und es hat ihnen niemand beigebracht, wie sie mit einer Katastrophe umgehen sollen. Einerseits hat man sie behütet, andererseits aber auch vernachlässigt.«
    »Ich glaube, im Augenblick gilt unsere Hauptsorge ihrem körperlichen Zustand«, entgegnete Trask.
    »Es gibt hier doch sicher so etwas wie ein medizinisches Zentrum«, sagte Dicken. »Ich würde den kranken Kindern gern so schnell wie möglich Proben entnehmen und sie untersuchen.«
    »Für die Proben habe ich bereits gesorgt«, erklärte Trask.
    »Sie werden mit Dr. Kelson zusammenarbeiten.«
    »Wurden dem Personal Proben entnommen?«
    »Nur den kranken Kindern.« Trask lächelte entgegenkommend.

    »Aber niemandem vom Personal?« Dicken streifte Trask mit einem ungeduldigen Blick.
    »Nein.« Der Direktor bekam rote Ohren. »Das hielt niemand für nötig. Wir haben Gerüchte gehört, dass hier absolute Quarantäne verhängt werden soll, eine völlige Sperre nach außen, die ausnahmslos jeden betreffen soll. Die meisten von uns haben Familie…« Er ließ sie ihre eigenen Schlüsse über die Gründe ziehen, die seiner Meinung nach gegen Tests für das Personal sprachen. »Es ist eine schwierige Entscheidung, die wir da zu treffen haben.«
    »Haben Sie Proben an das Gesundheitsministerium des Staates Ohio und an die CDC geschickt?«
    »Sie gehen heute noch raus.«
    »Sie hätten die Proben sofort verschicken müssen, als das erste Kind erkrankt ist.«
    »Hier hat doch völliges Chaos geherrscht.« Trask lächelte.
    Dicken merkte, dass Trask zu den Männern gehörte, die Zweifel und Unwissenheit unter einer Maske heiterer Verbindlichkeit verbergen. Kein Grund zur Aufregung, Freunde. Wir haben alles im Griff. Als wolle er ihm etwas Vertrauliches mitteilen, fügte Trask hinzu: »Sie waren immer so gesund, wir hatten uns richtig daran gewöhnt.«
    Dicken sah Augustine an, weil er sich von ihm einen Hinweis darauf erhoffte, was hier wirklich vor sich ging, in welcher Beziehung er zu Trask stand und welche Art von Weisungsbefugnis er über den Direktor hatte – falls überhaupt.
    Was er sah, machte ihm Angst: Augustines Gesicht wirkte so unbewegt wie ein trüber Teich an einem windstillen Tag.
    Das war nicht der Mark Augustine, den er früher gekannt hatte. Allerdings konnte und wollte sich Dicken jetzt nicht mit der Frage beschäftigen, wohin sich dieser neue Mark Augustine entwickeln würde.

    Sie gingen an einem Fahrstuhl und einer Treppe vorbei.
    »Mein Büro ist da oben, ebenso die Kommunikations- und

Weitere Kostenlose Bücher