Die Darwin-Kinder
sein Schwanz. Und jeden Dummkopf, der die Polizeiausbildung abgebrochen hat. Man wird unser Budget verdoppeln, Mark.«
Augustine sah auf seine Rolex. »Hier ist es jetzt elf Uhr morgens. Kann irgendjemand in Washington dafür sorgen, dass uns Ärzte geschickt werden?«
»Das wird mindestens einen Tag dauern. Im Augenblick kümmert sich jeder um die eigenen Angelegenheiten, und der Gouverneur von Ohio hat noch keine Ärzte angefordert.
Außerdem… Warum sollte ich Ihnen, offen gesagt, eigentlich trauen? Sie nützen mir am meisten dort, wo Sie gerade sind, da können Sie alles ganz wunderbar auf eigene Faust vermasseln.
Aber ich bin ja nicht nachtragend und rufe aus einem Akt der Nächstenliebe heraus an. Ich weiß nämlich, wo Kaye Lang in ein paar Stunden untertauchen wird. Wissen Sies?«
»Nein, ich hab hier viel um die Ohren, Rachel.«
»Ausnahmsweise glaube ich Ihnen sogar.«
Augustine ging schnell die verschiedenen Möglichkeiten durch, wie Rachel Browning auf eine solche Sache wie Kayes Aufenthaltsort gestoßen sein konnte.
»Haben Sie jemanden unter Druck gesetzt?«
»Ein NuTest, der über GPS nach Pittsburgh zurückverfolgt werden konnte, und die Anzeige eines Nachbarn haben uns auf eine Spur gebracht, die zu einem gewissen Haus führte. Ich habe in der Folge veranlasst, dass ein bestimmtes Virus-Kind, das in einer Spezialschule in Indiana untergebracht ist, ärztlich betreut wurde. Die Eltern waren sehr froh darüber. Der Arzt sagt, der Junge wird es überstehen.«
Browning überschlug sich fast vor Begeisterung, als sie ihm diese Geschichte ihrer Detektivarbeit und Erpressung brühwarm servierte.
»Wenn Sie so viel Einfluss haben, dann können Sie uns hier auch aus der Patsche helfen, das weiß ich«, erklärte Augustine.
»Nein, das kann ich nicht, ganz ehrlich. Haben Sie gehört, dass Frankreich angeboten hat, uns Breitbandmedikamente zur Virenabwehr zu schicken und Präsident Ellington abgelehnt hat?«
»Nein, wusste ich nicht.«
»All die ehrenwerten bibeltreuen Südstaaten-Schulen sind gut ausgestattet. Dort hat niemand die Vorräte an Arzneimitteln geplündert. Und denken Sie daran, dass Ohio bei der letzten Wahl nicht für Ellington gestimmt hat.«
Augustine massierte mit zwei Fingern seinen Nasenrücken.
Schon seit zwei Stunden hatte er Kopfschmerzen. Und es sah nicht so aus, als würden sie sich irgendwann legen.
»Nächstenliebe höre ich bei Ihnen nicht heraus, Rachel.
Warum haben Sie überhaupt angerufen?«
»Weil die Scheiße, die sich hier als öffentliche Meinung ausgibt, selbst mir allmählich Angst macht. Die Leiter vom Nationalen Büro für Sonderaufklärung und der Nationalen Sicherheit kann ich nicht erreichen. Der Minister für Gesundheit und Soziales ist auch nicht greifbar. Ich glaube, die haben sich alle in ihre sicheren kleinen Kaninchenlöcher in Annapolis und Arlington verkrochen und halten dort ihre Besprechungen ab. Sie wissen ebenso gut wie ich, Mark, dass jedes Mitglied des Abgeordnetenhauses und des Senats seinen Nachwuchs in Zeiten bekommen hat, als SHEVA noch gar nicht aufgetreten war. Nur zwei Senatoren und vier Abgeordnete haben SHEVA-Enkel. So ein Pech aber auch.
Statistisch gesehen müssten es eigentlich mehr sein. In einer Meinungsumfrage von CNN haben sich gestern Abend vierundsechzig Prozent unserer älteren Wählerinnen und Wähler dafür ausgesprochen, flüchtige SHEVA-Kinder bei Entdeckung auf der Stelle zu erschießen. Zwei Drittel, Mark!«
»Wie sicher ist diese Leitung?«
Browning schnaubte verächtlich. »Können Sie sich überhaupt vorstellen, was von Seiten der bibeltreuen Südstaaten auf uns zukommt?«
Sein Kopf hämmerte. Er beugte sich über den Schreibtisch.
»Nur zu gut.«
»Können Sie den verbotenen Schachzug einer Königin für sich behalten, Mark?«
»Wer ist denn die Königin des Tages?«
»Muss ich wohl selbst sein. Ich werde dafür sorgen, dass Kaye Lang und ihre Tochter gesondert abgeholt werden. Von Leuten, die ich kenne und denen ich vertraue.«
Das ließ sich Augustine kurz durch den Kopf gehen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine solch ohnmächtige Wut verspürt. »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Rachel.«
Er konnte den Triumph in ihrer Stimme heraushören. »Ich bin nicht der Idiot, für den Sie mich halten, Mark. Lebend ist Kaye Lang ein Stachel im Fleisch, aber wenn sie stirbt, wird sie zur Märtyrerin.«
»Tun Sie Ihr Möglichstes, Rachel.«
»Das tue ich immer. Ich nenne Ihnen aber weder Ort noch
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