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Die Datenfresser

Titel: Die Datenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz
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trifft man nun vielleicht den virtuellen Freundeskreis wieder. Die Informationen, die sich auf diese Weise bei Dritten ansammeln, bleiben aber nicht auf diesen Kreis beschränkt. Überall dort, wo eines der derzeit etwa fünfhundert Millionen Facebook-Mitglieder ein Bild, ein Filmchen oder einen Artikel eines Blogs als wohlgefällig markiert hat – mit »liken« also –, verbleibt diese Information zur Weiterverarbeitung. Sie ist wertvoll, denn durch sie kann sehr direkt auf einen Menschen und seine Interessen geschlossen werden, denn er hat sie gar eigenhändig verifiziert.
    Noch einen Schritt weiter geht Facebooks neuer Ansatz zur Erfassung jeglicher textueller Kommunikation seiner Mitglieder. Facebook-Intensivnutzer haben ohnehin schon mindestens den halben Tag ihre Facebook-Mitteilungsseite im Browser offen oder sind per Applikation auf dem Mobiltelefon ständig verbunden. Die frühere gebräuchliche E-Mail an Freunde ist für viele durch die facebookeigenen Nachrichten und Chat-Funktionen ersetzt worden.
    Da lag es nahe, dafür zu sorgen, daß immer mehr Mitglieder der Plattform ihre Kommunikation vollständig über Facebook abwickeln. Durch geschickte technologische Konvertierung werden neuerdings auch normale E-Mails, Chat und SMS so in die acebook-Nachrichtenseite eingebaut, daß sich der Nutzer gar nicht umgewöhnen muß. Eine soziale Sortierung der Mitteilungen ist ebenfalls integriert. Nachrichten von Freunden werden dabei höher gewertet. Solche aber, die nicht aus dem Facebook-Universum kommen, landen automatisch in einem »Sonstiges«-Ordner: Nur wer mitmacht, ist wichtig.
    Facebook baut so geschickt seine Strategie aus, einfach alle wichtigen Aspekte des Online-Daseins innerhalb seines geschlossenen Systems anzubieten und durch genaue Beobachtung von Gewohnheiten, Kommunikationsverhalten, Freundeskreisen und sonstigen Aktivitäten zu optimieren. Der Kern all der kleinen Nützlichkeiten ist die Bewertung der sozialen Bindungen, um Informationen einzuordnen und für den Nutzer und in der Folge auch für die Werbekunden zu priorisieren. Die vollständige Einordnung von Informationen nach sozialen Zusammenhängen ist Facebooks Erfolgsrezept. Wenn immer mehr Informationen im Facebook-Universum landen, müssen die Mitglieder auch gar nicht mehr außerhalb danach suchen. Doch für das Suchen und Finden ist eigentlich im Internet bisher Google zuständig.

Von der Suchmaschine zur Lebensbegleitung: Google
    Google ist heute – gemessen am Börsenwert – das wertvollste Internet- und Medienunternehmen der Welt und vor allem für seine 1998 erstmals vorgestellte Suchmaschine international bekannt. Im Deutschen wie auch in anderen Sprachen hat sich dieser Erfolg bereits durch das Verb »googeln« manifestiert. Die Dominanz der Firma drückt sich auch darin aus, daß das Verb nicht nur innerhalb kürzester Zeit in den Sprachgebrauch Einzug hielt, sondern seine Bedeutung bereits generalisiert für das Suchen verwendet wird.
    Googles Vorstandschef Eric Schmidt geht noch einige ideologische Schritte weiter als Zuckerberg, wenn es um Datenschutz geht. »Wenn Sie etwas machen, von dem Sie nicht wollen, daß es irgendwer erfährt – dann sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun«, ist einer der Aussprüche des Multimilliardärs zum Thema Privatsphäre im Rahmen eines Fernsehinterviews mit dem amerikanischen Sender CNBC im Dezember 2009. Dahinter steht der Gedanke, daß jeder für die Daten, die er durch sein Verhalten verursacht, selbst verantwortlich sei. Doch gerade die Vernetzung der Nutzer untereinander bringt Informationen über Menschen in unerhörtem Ausmaß zutage, die der einzelne kaum mehr steuern kann. Bei einer Rede in Berlin im Jahr 2010 wurde Schmidt noch deutlicher: Das Konzept der Privatsphäre sei überholt, wir alle müßten uns endgültig davon verabschieden. Er fügte hinzu, daß wir durch das Netz nie mehr allein seien, daß die Maschinen alles über uns wissen würden. Es ist nicht überliefert, ob es den Zuhörern bei diesen Sätzen schauderte.
    Im Zentrum von Eric Schmidts Strategie steht zukünftig das Mobiltelefon. Google hat mit großer Energie eine Marktlücke auf dem Mobiltelefonmarkt erkannt und ausgenutzt – ein Betriebssystem für Telefone, das genauso einfach zu bedienen ist wie Apples iPhone, aber kostenlos an die Telefonhersteller abgegeben wird, die so viel billigere Angebote machen können. Selbstverständlich sind in den Google-Telefonen – Android genannt – der

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