Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
ganzen Nachmittag überlegt, was sie sagen sollte. Sie würde auf keinen Fall erzählen, dass sie sich in einen Delfin verwandeln konnte. Sabrina würde annehmen, Sheila hätte einen Sonnenstich. »Mein Vater … war er ein guter Schwimmer?«
»Aber das weißt du doch«, sagte Sabrina. »Ich habe dir oft genug erzählt, wie ausgezeichnet er schwimmen konnte. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er mehr im Wasser zu Hause war als an Land.«
»Glaubst du, er ist damals ertrunken, Mama?«
»Anders kann ich mir sein Verschwinden nicht erklären«, antwortete Sabrina.
Und er hat sein Geheimnis mitgenommen, dachte Sheila traurig.
»Mein Vater mochte Delfine?«, fragte sie weiter.
»Er war so vernarrt in sie, dass er sie sogar manchmal aus Spaß Brüder nannte«, erwiderte Sabrina.
Brüder. Ein Schauder überlief Sheila.
»Das war besonders ungewöhnlich, weil Fischer normalerweise nicht besonders gut auf Delfine zu sprechen sind«, fuhr Sabrina fort. »Die Fischer sehen Delfine als Konkurrenz an. Sie fressen ihnen die Beute weg.«
»Hat mein Vater …«, Sheila stockte, »vielleicht mal gesagt, dass er gerne ein Delfin wäre?«
»Daran kann ich mich nicht erinnern … Ach so.« Sabrina blieb stehen. »Du hast die Karte in meinem Nachttisch gefunden. Die mit dem Delfin und dem Gedicht.«
Delfin, Delfin, Bruder mein …
Sheila presste die Hände an die Schläfen, um die innere Stimme zum Verstummen zu bringen. Sie durfte das Gedicht nicht zu Ende denken, nicht hier und nicht jetzt, sonst würde sie sich vielleicht wieder verwandeln – direkt vor dem Bungalow!
Sabrina missverstand Sheilas Geste. »Das ist schon okay. Ich bin dir wirklich nicht böse, dass du in meinem Nachttisch herumgesucht hast.«
Sheila seufzte. »Ach, Mama, ich weiß so wenig über meinen Vater. Früher hast du öfter von ihm erzählt.«
»Irgendwann muss man mit der Vergangenheit abschließen. Ich habe lange genug dazu gebraucht. Jetzt habe ich zum Glück Michael gefunden, und ich bin mit ihm sehr glücklich.«
»Mit Zoe auch?« Sheilas Mund war trocken.
»Zoe ist ein nettes Mädchen«, sagte Sabrina. »Ich freue mich schon darauf, wenn wir endlich eine Familie sind.«
Das hatte Sheila überhaupt nicht hören wollen. Es klang so, als sei die Hochzeit bereits eine beschlossene Sache. Zoe als Stiefschwester. Schrecklich!
»Ja, darauf freue ich mich auch schon«, sagte da eine männliche Stimme hinter ihnen. Im nächsten Moment trat Michael zwischen Sheila und ihre Mutter und legte seine Arme um die Schultern der beiden.
Sheila duckte sich und schlüpfte unter seinem Arm nach hinten durch. Sie mochte nicht von ihm angefasst werden.
»Au! Kannst du nicht aufpassen, du blöde Kuh?«
Sheila war Zoe, die hinter ihnen ging, auf den Fuß getreten.
»Hab hinten keine Augen«, fauchte Sheila.
Zoe bückte sich, zog ihre rechte Sandale aus und hüpfte auf einem Bein.
»Der Riemen ist abgerissen!« Anklagend ließ Zoe den roten Schuh vor Sheilas Nase herumbaumeln. »Weißt du, wie viel die Sandalen gekostet haben?«
»Nein, und das interessiert mich auch gar nicht!«
»Du wirst mir die Sandalen bezahlen!«
»Das werde ich bestimmt nicht!«, sagte Sheila.
Feindselig standen sich die Mädchen gegenüber. Dann wandte sich Zoe an ihren Vater. »Das muss sie aber, Papa, oder?«
»Was kann ich dafür, dass Zoe so dicht hinter mir war«, schnaubte Sheila und warf einen Hilfe suchenden Blick zu ihrer Mutter. Warum schaltete sie sich nicht ein?
»Natürlich wird dir Sheila den Schaden ersetzen«, sagte Michael.»Lass mal sehen, Liebes. Vielleicht kann man die Sandale ja zum Schuster bringen …«
»Wenn die erst meine Schwester ist – dann gute Nacht!«, stieß Zoe aus.
Noch immer sagte Sabrina nichts.
Sheila hielt es nicht mehr aus. Sie war maßlos enttäuscht von ihrer Mutter und zugleich so wütend, dass sie fast platzte. Sabrina hätte ein Machtwort sprechen müssen. Durfte Zoe denn alles? Und wie viel zählte sie, Sheila, überhaupt noch?
»Ich hab echt die Nase voll von euch!« Damit ließ Sheila die anderen stehen. Sie rannte zum Bungalow, schloss die Tür auf und verzog sich in ihr Bett. Sie wollte niemanden mehr sehen!
Es war gegen Morgen, als Sheila von einem leisen Prasseln geweckt wurde. Sie fuhr hoch und merkte, dass kleine Steinchen ans Fenster geworfen wurden.
Als sie zur Terrassentür hinausspähte, sah sie Mario vor dem Haus stehen. Er machte ihr ein Zeichen.
Sheila warf einen vorsichtigen Blick zu Zoe. Doch
Weitere Kostenlose Bücher