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Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Groll jetzt.
    Zaidon blinzelte. Seine trüben Augen konnten nicht bis zum Ende des Raums sehen, doch er wusste, dass durch den Sog unter der Schleuse wieder etwas Wasser hereinlaufen würde. Manchmal kam mit dem Wasser auch Gestank herein, nach Schlick, nach toten Fischen … Oft aber auch Gerüche, die in Zaidon quälende Sehnsucht auslösten – Sehnsucht nach den goldenen Zeiten in Atlantis, die schon so lange vorbei waren.
    »Reinlassen?«, fragte der Groll.
    Zaidon nickte. Seine Nasenflügel zitterten leicht. Er roch den Duft von Salzwasser, von Wasserblumen und Freiheit, und vor seinem inneren Auge tauchten Türme mit glänzenden Kuppeln auf. Der Palast, in dem er geherrscht hatte, bis die Mauern auseinandergebrochen waren und alles unterging …
    »Schleuse auf!«, gab der Groll sich selbst den Befehl.
    Er zog an einem zweiten Hebel. Am Ende des Raums glitt eine Schiebetür zur Seite. Mit einem Schwall Wasser wurde eine Frau hereingeschwemmt. Reglos blieb sie auf dem Boden liegen.
    Der Groll plusterte sich auf. Seine Stacheln standen nun wie spitze Nadeln von seinem Kopf ab.
    »Frau tot?«, fragte er aufgeregt.
    Zaidon lachte leise. »Der übliche Trick«, sagte er. »Sie verstellt sich, weil sie denkt, damit könnte sie ihre Haut retten.«
    Am liebsten wäre Alissa einfach liegen geblieben, halb ohnmächtig vor Angst und Erschöpfung. Sie war viele Stunden ohne Pause im Meer geschwommen und hatte unzählige Kilometer zurückgelegt.
    Ihre Hände tasteten auf dem Boden umher, der sich anfühlte wie roher Schinken. Mühsam kam Alissa auf die Knie. Ihr Kleid war nass und klebte am Körper.
    »Du hast mich ziemlich lange warten lassen«, sagte eine tiefe Stimme am anderen Ende des Raums.
    Alissa hob den Kopf. Rötliches Dämmerlicht umgab sie. Die Wände schienen von innen heraus zu leuchten. Hoch über ihr wölbte sich die Decke, an der mehrere Schläuche und Kabel entlangführten.
    »Willst du mich nicht begrüßen?«, forderte die Stimme.
    Alissa erschauderte. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie befand sich in einem Raum mit dem Mann, vor dem sie sich in den letzten Jahren so gefürchtet hatte.
    »Ich grü-grüße Sie, Lord der Tiefe.«
    Ein leises Lachen war die Antwort.
    »Ich habe viele Namen«, sagte die Stimme. »Poseidon. Neptun. Lord der Tiefe. Die meisten nennen mich Zaidon. – Komm näher.«
    Alissa trat gehorsam ein paar Schritte vor. Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das dämmrige Licht. Vor ihr bewegte sich ein seltsames Wesen. Es war kaum einen Meter groß und sah aus wie ein kugelrunder Fisch, der auf lächerlich dünnen Beinen stand. Umso größer waren dafür die Augen, denen keine Bewegung entging. Trotz des kugeligen Kopfes wirkte das Wesen gefährlich, in seinem Maul schimmerten spitze Zähne.
    »Noch näher«, forderte Zaidon. »Keine Angst, der Groll tut dir nichts! Er beißt nur, wenn ich es ihm befehle.«
    »Frau beißen?«, fragte der Groll eifrig. »Jetzt, ja?« Seine Augen starrten Alissa gierig an.
    »Noch nicht«, sagte Zaidon.
    Alissa machte trotzdem einen Bogen um den Groll. Ihre Schritte waren unsicher. Sie war so lange geschwommen, dass sie sich erst wieder an ihre Beine gewöhnen musste.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie, während sie den Raum durchquerte.
    »Das kommt auf dich selbst an«, kam die Antwort von einem mächtigen Thron aus Gold, Schneckenhäusern und Perlmutt.
    Alissa nahm all ihren Mut zusammen und trat vor den Thron. Als sie den Lord der Tiefe erblickte, war sie erstaunt, wie klein er war. In ihren Albträumen war er ihr immer als großer Mann mit schwarzem Umhang erschienen. Jetzt thronte vor ihr ein Männlein von der Größe eines Kindes. Seine Haut war weiß wie die eines Albinos. Alissa hatte schon Abbildungen von ägyptischen Mumien gesehen, daran musste sie nun denken. Doch diese Mumie lebte. Zahlreiche Schläuche hingen quer über dem Thron und verschwanden in Zaidons Gewand. Durch einen Schlauch sickerte eine rötliche Flüssigkeit. Blut?
    Alissa fühlte, wie eisige Kälte über ihren Rücken kroch.
    Zaidons Augen hatten rote Ränder und waren von einem so intensiven Smaragdgrün, wie Alissa es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.
    »Du bist also Alissa Lares«, stellte Zaidon fest.
    »Ja«, antwortete Alissa.
    »Wie würdest du dich selbst charakterisieren?«, fragte der Lord der Tiefe. »Hältst du dich für mutig oder feige? Für ehrlich oder verschlagen? Fühlst du dich jung oder alt?«
    »Warum fragen Sie das?«, gab Alissa

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