Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
könnte. Er versuchte sich zu entspannen. Doch es gelang ihm nicht. Sein Herz klopfte so heftig, dass es garantiert sämtliche Haie aus der Umgebung anlockte! Bestimmt würden sie gleich die Höhle entdecken.
Er hielt sich dicht neben dem Eingang auf, bereit, dem erstenEindringling mit Wucht den Kopf gegen die Brust zu rammen. Hinter ihm jammerte Spy ununterbrochen.
»Nicht so dicht! Geh da weg … O weh … o weh …«
»Halt endlich die Klappe!«, flüsterte Mario ärgerlich. »Oder willst du, dass sie uns deinetwegen entdecken?«
Spy verstummte. Mario wartete. Sein Herzschlag verlangsamte sich. Der erste Hai umkreiste nun das Riff. Mario sah den lang gestreckten Körper. Er schwamm an der Öffnung vorbei, ohne die Höhle zu bemerken.
Andere Haie folgten und bewegten den Kopf suchend hin und her.
Mario zuckte mit keiner Flosse. Erst als die Haie am Riff vorübergezogen waren, löste sich seine Anspannung.
»Sind sie weg?«, flüsterte Spy.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Mario ebenso leise. »Wir warten noch.«
Lange würde er es jedoch in der Höhle nicht mehr aushalten können. Seine Luft wurde allmählich knapp. Er musste dringend an die Wasseroberfläche, um Atem zu holen. Doch er zwang sich, auszuharren. Es ging um Leben und Tod. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
Ich zähle bis hundert, entschied er. Vorher schwimm ich hier nicht raus. »Eins, zwei, …«
Bei »dreißig« konnte er die Luftknappheit schon fast nicht mehr ertragen. Bei »fünfzig« gab er auf. Er brauchte Sauerstoff, sonst würde er ersticken.
Als er sich durch die enge Öffnung quetschte, befürchtete er, dass sich die Haie sofort auf ihn stürzen würden.
Doch zu seiner großen Erleichterung waren sie weg. Mario tauchte zur Wasseroberfläche und atmete tief.
Er und Spy waren der Gefahr noch einmal entkommen. Doch er konnte sich nicht darüber freuen, solange er nicht wusste, was mit Sheila passiert war.
Die Haie waren auf Jagd, überlegte Mario, als er wieder abtauchte. Also waren sie hungrig. Bedeutet das, dass sie Sheila doch nicht erwischt haben?
Mario begann wieder zu hoffen.
»Kannst du Kontakt mit Fortunatus aufnehmen?«, fragte er, als er Spy erreichte, der vor dem Riff auf ihn gewartet hatte. »Vielleicht hat er ja eine Idee, wo wir Sheila suchen können.«
Spys Notruf schreckte Fortunatus von der Couch hoch. Nach der zweiten fast schlaflosen Nacht war der Archäologe gegen Morgen endlich eingedöst. Horrorbilder verfolgten ihn. Er hatte geträumt, dass er sich im Palast von Atlantis aufhielt und versuchte, einen goldenen Gürtel anzulegen. Während er den Verschluss zumachen wollte, zerbrach der Gürtel, und die goldenen Glieder fielen klirrend auf den Boden. Sieben Steine sprangen aus ihren Fassungen und zersplitterten in einem bunten Funkenregen. Im gleichen Augenblick stürzten die Mauern um ihn herum ein, er verlor den Boden unter den Füßen und – erwachte.
Der Computer piepste. Spys Signal!
Schlaftrunken stand Fortunatus auf, ging durch den Raum und schaltete den Monitor ein.
Das Bild, das er sah, war unscharf.
Wasser. Ein Riff. Im Hintergrund ein Delfin, der unruhig hin und her schwamm.
Wahrscheinlich ist es der Junge, dachte Fortunatus.
»Meister, hören Sie mich?«, fragte Spys aufgeregte Stimme.
»Was gibt’s, Spy?«, antwortete Fortunatus.
»Wir haben Sheila verloren«, meldete Spy.
»Tot?«, rief Fortunatus. Er hatte das Gefühl, dass seine Hoffnung in sich zusammenstürzte – genau wie zuvor die Mauern in seinem Traum.
»Wir wissen nicht, was mit ihr passiert ist«, sagte Spy. »Sie ist einfach weg. Kann sein, dass Haie sie erwischt haben. Dann müssen sie aber ziemlich schnell gewesen sein und keinen Krümel von ihr übrig gelassen haben.«
»Was war bei euch los?«, hakte Fortunatus nach.
Spy begann zu erzählen.
Fortunatus’ Miene hellte sich etwas auf, als er erfuhr, dass die Mission im Mittelmeer erfolgreich gewesen war. Der erste Stein! Endlich!
»Hast du ihn auch in Verwahrung genommen, wie ich es dir aufgetragen habe?«, fragte er schnell.
»Natürlich, Meister«, entgegnete Spy. »Ich hab ihn verschluckt. Er ist sicher in meinem Magen.«
Immerhin, dachte Fortunatus. Mario und Sheila sind weiter gekommen als alle früheren Sucher. Und Spy ist sich nicht sicher, dass das Mädchen umgekommen ist. Die Prophezeiung konnte sich noch erfüllen.
»Hast du denn versucht, Sheilas Amulett zu orten?«, fragte Fortunatus.
Spy musste beschämt zugeben, dass er in der
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