Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
sein Kopf fuhr einfach durch den Geist hindurch – ohne den geringsten Widerstand. Der Geisterkapitän lachte höhnisch und hob sein Enterbeil.
Sheila sah es und stieß Mario heftig zur Seite, sodass sich das Beil zwei Zentimeter neben Mario in eine morsche Schiffsplanke bohrte. Der Kapitän heulte vor Enttäuschung auf und versuchte, das Beil wieder aus dem Holz herauszuziehen.
Währenddessen gelang es Mario, dem nächsten Gespenst geistesgegenwärtig ein Messer aus der Hand zu schlagen. Die Waffe sank trudelnd auf das verfaulte Deck.
Die Piraten sind zwar Geister, aber ihre Waffen sind echt, dachte Sheila alarmiert. Sie bog ihren Leib blitzschnell hin und her und entkam wie durch ein Wunder vier Angreifern, die gleichzeitig auf sie losgegangen waren. Es gelang ihr sogar, zwei davon mit einem kräftigen Schwanzhieb zu entwaffnen.
Mario und Sheila kämpften immer verbissener. Die Angreifer kamen von überall, von links, von rechts und von oben. Einige schienen direkt aus den Schiffswänden herauszusteigen. Sheila und Mario mussten rasend schnell reagieren. Manchmal war es höllisch knapp. Sie gaben sich gegenseitig mit ihren Leibern Deckung, schrien sich Warnungen zu und wichen so geschickt aus, dass die Angreifer sich ab und zu gegenseitig außer Gefecht setzten.
Lang halte ich das nicht mehr durch, dachte Sheila, die merkte, wie ihre Kräfte allmählich nachließen. Sie täuschte einen dicken Matrosen, und dessen Messer fuhr durch einen anderen Geisterpiraten und nagelte ihn an die Wand. Doch der Betroffene schüttelte sich nur und kam frei – ohne die geringste Spur einer Verletzung. Laut brüllend wollte er sich auf Sheila stürzen, doch diese hatte sich mit Mario endlich einen Weg zum obersten Deck freigekämpft. Hastig schlüpften sie aus dem Schiffsbauch.
»Weg von hier!«, rief Sheila Spy zu, der vor dem Wrack gewartet hatte.
Spy machte ein entsetztes Gesicht. Anscheinend hatte er erst jetzt gemerkt, dass das Schiff verhext war. Vor Schreck war er wie gelähmt.
»Hau ab«, schrie Sheila Spy noch einmal an. »Bring dich in Sicherheit!«
Spy reagierte endlich, zuckte kurz und flitzte davon. Mario schnellte von Bord und folgte Spy. Sheila war erleichtert, als sie bemerkte, dass er noch immer den Stein im Maul trug. Sie hatte schon befürchtet, dass er ihn während des Kampfes verloren hatte. Einen Moment blickte sie dem blauen Leuchten des Steins nach.
Einen Moment zu lange.
Sheila hatte kurz nicht aufgepasst. Plötzlich war rechts neben ihr ein Geisterpirat aufgetaucht. Und Sheila bemerkte ihn erst, als er mit einem Messer in der Hand auf sie losging. Zum Ausweichen war es zu spät. Sheila spürte einen stechenden Schmerz an ihrer Flosse. Eine Wolke von Blut stieg auf und färbte das Wasser dunkelrot.
Sheila erschrak. Sie konnte gar nicht fassen, dass es ihr eigenes Blut war. Ihr wurde schwindelig.
Sie brauchte dringend Luft!
Mit letzter Kraft schlug sie dem Geisterpiraten das Messer aus der Hand, bevor er noch ein zweites Mal zustechen konnte.
Dann verließ sie mit schnellen Schwimmbewegungen das Schiff und tauchte nach oben.
Luft, nur Luft!
Doch noch während sie in dem rötlichen Nebel ihres Blutes nach oben stieg, merkte sie, wie ihr Bewusstsein immer mehr schwand.
Ich muss es schaffen, ich muss einfach …
2. Kapitel
Angst um Sheila
»Puh, das war knapp!«, sagte Mario, als er mit Spy zusammen in eine Felsspalte schlüpfte. Er war heilfroh, dass sie den Verfolgern entkommen waren. Hier würden die Geisterpiraten sie hoffentlich nicht finden!
»Gib mir den Stein«, verlangte Spy. »Fortunatus hat gesagt, dass ich ihn aufbewahren soll.« Er schwamm dicht zu Mario und öffnete erwartungsvoll sein Maul.
Mario beobachtete einen kurzen Moment lang das wunderbare Leuchten und Funkeln des blauen Steins, bevor er ihn Spy übergab. Der Stein verschwand zwischen Spys Kiefer, und der Fisch verdrehte die Augen. Er schien Mühe zu haben, den großen Stein zu verschlucken.
Im gleichen Augenblick erlosch auch Marios Amulett, das soeben noch geglüht hatte. Anscheinend war die »Kompass«-Magie nur dazu da, um den Stein aufzuspüren.
»Was ist eigentlich … schluck … auf dem Schiff passiert?«, wollte Spy wissen. Er würgte noch immer. »Warum war es auf einmal … schluck … voller Leute?«
»Erzähl ich dir gleich.« Mario sah sich um. Er hatte angenommen, dass Sheila ihnen gefolgt war. Doch er konnte sie immer noch nirgends entdecken.
»Wo bleibt Sheila nur?« Mario schwamm
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