Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
beunruhigt hin und her.
Spy würgte noch ein letztes Mal. Schließlich hatte er es geschafft, und der Stein war dort, wo er sein sollte. Er rülpste zufrieden.
»Sie haben Sheila erwischt«, sagte er dann.
»WAS?«, rief Mario entsetzt.
»Sheila wurde verletzt«, erzählte Spy. »Ich hab’s gesehen.«
»Warum sagst du das erst jetzt, du blöder Fisch?«, fuhr Mario ihn an. Ohne eine Sekunde zu zögern, verließ er das Versteck und schwamm zum Wrack zurück. Er musste Sheila helfen!
Das Wrack lag verlassen da, so als hätte es niemals Geister gegeben. Doch Mario traute der Sache nicht. Das Schiff war ganz offensichtlich verhext, die Geisterpiraten konnten sich noch irgendwo verstecken.
»Sheila!«, rief er gedämpft. »Wo bist du?«
Keine Antwort.
»Sheila! Sag doch was!« Mario konzentrierte sich und suchte mit seinem Sonar das Schiff ab. Seine Sinne waren geschärft, und er war bereit, sofort zu fliehen, falls die Piraten wieder auftauchen sollten.
Doch das Sonar zeigte ihm ein leeres Schiff. Der unheimliche Spuk war verschwunden. Es gab keine Spur von den Piraten – aber auch keinen einzigen Hinweis auf Sheila.
Was war mit ihr geschehen? Mario war verzweifelt. Sheila konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!
Spy kam nach und reckte schnuppernd den Kopf.
»Sei vorsichtig«, warnte er. »Ihr Blut lockt vielleicht Haie an.«
»Blut?« Mario erstarrte. »Du meinst … Sheilas Blut?«
»Riechst du es denn nicht?«, fragte Spy verwundert.
Mario sah und roch kein Blut. Aber das bewies gar nichts. Der Geruchssinn war bei Delfinen nicht besonders gut entwickelt – im Gegensatz zu dem der Haie.
Mario war so wütend wie noch nie in seinem Leben. Am liebstenhätte er Spy verprügelt. Dieser dumme Fisch! Er hatte gesehen, wie Sheila angegriffen worden war, und war ihr nicht zu Hilfe geeilt! Wenn er wenigstens früher etwas gesagt hätte. Jetzt war vielleicht schon alles zu spät.
»Ist sie schwer verletzt? Oder sogar tot?«
»Ich … ich weiß nicht …«, stammelte Spy.
»Hilf mir sofort, sie zu suchen!«, befahl Mario.
Sie kamen zu acht, angelockt vom süßen Geruch des Blutes, den ihnen das Wasser zugetrieben hatte. Eigentlich gingen sie nachts auf Beutesuche und hielten sich tagsüber in tieferen Zonen auf, aber der Geruch hatte ihr Jagdfieber geweckt. Ihre lang gestreckten, extrem flachen Körper glitten lautlos durchs Meer.
Blut.
Von einem Delfin? Oder von einem Menschen?
Der Duft machte die trägen Haie wach. Wach und wild.
»Blauhaie«, stieß Mario aus, als er sah, wie sich im Wasser über ihnen die flachen Leiber näherten. Die seitlichen Kiemenschlitze waren eindeutig.
»Ich hab’s dir ja gesagt«, bibberte Spy. »Komm schnell weg von hier. Mit denen ist nicht zu spaßen! Und wir sind nur zu zweit!«
Mario kämpfte mit sich. Sollte er fliehen? Und wenn Sheila noch irgendwo in der Nähe war? Vielleicht trieb sie bewusstlos im Meer.
Aber die Haie waren zu acht. Mario und Spy hatten nicht die geringste Chance gegen eine solche Übermacht.
»Komm!«, rief Spy noch einmal, und diesmal zögerte Mario nicht mehr. Mit einem kräftigen Flossenschlag verließ er dasWrack und schwamm dorthin zurück, wo sie sich zuvor versteckt hatten. Spy blieb dicht an Marios Seite und warf immer wieder einen ängstlichen Blick nach hinten.
»Oh … oh … sie kommen schon«, wimmerte er. »Sie haben uns entdeckt.«
Als sie das Riff erreichten, konnte Mario in der Hast jedoch die Felsspalte nicht mehr finden. Hilflos umkreiste er das Riff.
»Hier«, rief Spy hinter ihm. »Hier ist eine Höhle! Komm schnell!«
Er schlüpfte durch ein dunkles Loch und war verschwunden. Mario folgte ihm. Er hatte Mühe, sich durch die Öffnung zu quetschen. Die Steine ritzten seine Haut auf. Mario befürchtete schon, dass er stecken bleiben würde. Doch dann kam er mit einer leichten Drehung frei und schwamm in die kleine Höhle hinein, in der Spy bereits ängstlich auf ihn wartete.
»Hoffentlich finden sie uns nicht«, wimmerte der Fisch.
»Ruhig!«, zischte Mario. »Beweg dich nicht!« Er versuchte sich zu erinnern, was er über Haie wusste. Sie reagierten auf elektrische Impulse, die Lebewesen aussandten. Jede Bewegung, aber auch schon jeder Herzschlag, ließ solche kleinsten elektrischen Felder entstehen.
Ihre einzige Chance war, sich so reglos wie möglich zu verhalten. Mario hatte Angst, dass sein rasend schneller Herzschlag sie verraten würde und die Haie schnurstracks zu ihrem Versteck führen
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