Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
hoffe, es ist im Meer auch alles schön ausgeschildert, damit wir nicht mit der falschen Strömung reisen.«
Spy war schon wieder ein bisschen beleidigt; schließlich hatte er es nur gut gemeint und den Hinweis von Fortunatus weitergegeben.
»Macht, was ihr wollt«, brummelte er. »Ist mir doch egal, ob wir unterwegs Zeit verplempern. Meine Mutter liegt jedenfalls nicht im Sarg und verliert ihr Leben.«
Er grummelte einen Moment vor sich hin. Dann fiel ihm etwas ein.
»Ja, und mein Meister will unbedingt, dass ihr nach dem Dieb Ausschau haltet«, berichtete er. »Er braucht nämlich alle sieben Steine.«
Sieben Steine, dachte Sheila, als sie weiterschwammen. Sieben Splitter des Weltensteins, hm … Und Siebenmeer …
Ihr kam der Refrain aus dem Lied der Belugas in den Sinn.
Siebenmeer, ach, Siebenmeer!
Das Tor, das gibt es nimmermehr.
Die Steine sind verstreut im Meer.
Ins Paradies kommt keiner mehr.
Die Steine waren im Meer verstreut. Das passte. Doch was war mit dem Paradies gemeint? Etwa Atlantis?
Atlantis ist zerstört, überlegte Sheila. Also gibt es auch kein Tor mehr …
Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass noch etwas anderes dahintersteckte.
Was hatten die Weißwale noch gesungen? Sie versuchte, sich zu erinnern.
Zaidon stahl den Weltenstein,
floh aus dem Paradies …
Warum hatte Zaidon den Weltenstein gestohlen und war dann aus Atlantis geflohen? Das ergab keinen Sinn. Sheila strengte ihr Gedächtnis an. Wie war die Strophe weitergegangen? Schließlich fiel es ihr ein.
… schon bald ein neues Reich war sein,
das Volk er leiden ließ.
Das klang doch eher so, als hätte sich Zaidon unrechtmäßig den Weltenstein angeeignet und wäre damit aus seinem Land geflohen. Dann hatte er sich irgendwo niedergelassen und ein neues Reich gegründet: Atlantis. Wenn es dem Volk aber schlecht ging, dann hatten in Atlantis offenbar auch keine paradiesischen Zustände geherrscht.
Was also war das Paradies? Und wer war dieser Steinhüter Irden, von dem die Wale auch gesungen hatten? Hatte Zaidon etwa ihm den Weltenstein geraubt?
Sheila kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken weiterzuverfolgen, denn in diesem Augenblick klammerte sich Spy an ihrer Flosse fest und schrie:
»Los geht’s!«
Sie hatten eine Strömung erreicht, und die Hundertkraft schleuderte sie in neue, unbekannte Gewässer.
16. Kapitel
Skyllas Labyrinth
Es war tatsächlich der antarktische Zirkumpolarstrom , mit dem sie reisten, viele, viele Kilometer weit. Fortunatus hatte recht gehabt, sie konnten diese Meeresströmung nicht verfehlen.
Wieder hatte Sheila den Eindruck, jedes Gefühl für Zeit und Entfernungen zu verlieren. Als der Strom sie irgendwann ausspuckte, hatte sie keine Ahnung, wo sie sich befanden. Das Wasser war wesentlich wärmer und angenehmer, sie passierten Korallenriffe und schwammen über Seegraswiesen. Es gab jede Menge Fische, und auf dem Meeresboden tummelten sich bunte Krebse und Seesterne.
»Wir sind im Indik«, sagte Spy. »Das hat mir mein Meister soeben bestätigt.«
»Im was ?«, fragte Mario nach.
»Im Indik«, wiederholte Spy. »Indik – Indischer Ozean. Atlantik – Atlantischer Ozean. Pazifik – Pazifischer Ozean. Alles klar?«
Mario stöhnte. »Hat dir dein Meister auch gesagt, wo wir den nächsten Stein finden?«
»Das konnte er mir natürlich nicht sagen«, antwortete Spy. »Aber weil der Indische Ozean zu den fünf großen Weltmeeren gehört, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass hier ein Stein versteckt ist.«
»Moment mal«, sagte Sheila und schwamm direkt vor Spys Nase hin und her. »Du hast eben gesagt, dass der Stein versteckt ist. Wer hat ihn versteckt? Ich dachte, die Splitter des Weltensteins seien beim Untergang von Atlantis in alle Meere verstreut worden. Verstreut worden – das heißt, sie sind unabsichtlich dorthingelangt. Wenn sie versteckt worden sind, dann hat es jemand mit Absicht getan. Verstehst du? Da stimmt irgendwas nicht.«
Spy stieß nur ein paar Luftblasen aus. »Was soll daran nicht stimmen? Ich hab mich halt versprochen, weiter nichts. – Oh, was für ein leckerer Krill!« Er wollte abtauchen.
»Halt, hiergeblieben! Du bist uns einige Anworten schuldig.« Sheila versperrte ihm den Weg. »Wenn du uns schon nichts über die Steine erzählen willst, dann erkläre uns zumindest mal, wie Fortunatus dich zu dem gemacht hat, was du bist.«
»Mit dem Weltenstein. – Lass mich durch, der Krill schwimmt sonst weg … oh … oh …«
»Hat sich Fortunatus
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