Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
den Weltenstein von Zaidon geliehen?«, bohrte Sheila nach.
»Das … das weiß ich nicht, keine Ahnung, damals war ich ja noch nicht da, jedenfalls nicht richtig … Jetzt schwimm mir aus dem Weg! ICH BIN HUNGRIG!«
Sheila ließ Spy vorbei.
»Da wirfst du mir immer vor, ich würde Spy piesacken, und jetzt machst du es selbst«, sagte Mario amüsiert. »Was sollte eigentlich diese Fragerei?«
»Vielleicht hältst du mich jetzt für verrückt«, entgegnete Sheila. »Aber ich glaube, dass Fortunatus das abgebrochene Stück vom Weltenstein besitzt. Und er lässt uns nicht sieben Splitter des Weltensteins suchen, sondern sieben andere magische Steine, die aus irgendeinem Grund furchtbar wichtig für ihn sind.«
»Du meinst, Fortunatus hat das Bruchstück längst gefunden und es Zaidon verheimlicht?« Mario starrte sie an.
»Genau.«
»Aber dann würde er ja gegen Zaidon arbeiten.«
»Vielleicht hofft Fortunatus, dass er mit den sieben Steinen mächtiger wird als der Herrscher von Atlantis.«
Mario schwamm unruhig hin und her. »Wenn du recht hast, dann muss meine Mutter ganz umsonst leiden!«
»Ja, stimmt«, gab Sheila leise zu.
»Dieser Schuft!« Zornig schoss Mario an die Wasseroberfläche und tauchte mit einem Riesensprung wieder in die Tiefe. »Er betrügt uns. Er benutzt uns für seine Zwecke! Wir müssen sofort umkehren! Komm, Sheila!«
»Stopp, halt!« Sheila versuchte, Mario zu bremsen. »Wir dürfen nichts überstürzen. Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung. Aber wenn mein Verdacht stimmt, dann haben wir nur eine Chance gegen Fortunatus, wenn wir sein Spiel noch eine Zeit lang mitspielen. Im Moment können wir wenig gegen ihn oder Zaidon ausrichten, das weißt du.«
»Wir sollen also einfach weitermachen?«, fragte Mario.
»Hast du einen besseren Vorschlag?«, gab Sheila zurück.
Den hatte Mario nicht.
Schweigend schwammen sie weiter.
Dem Sonnenstand nach war es früher Nachmittag, als die Amulette wieder zu blinken anfingen. Zuerst hielt Sheila es nur für Reflexe des Sonnenlichts, doch als sie unter Wasser tauchte, wo es etwas dunkler war, sah sie, dass der magische Stein tatsächlich leuchtete. Und wie! Das Signal war viel stärker als sonst; das Amulett schien regelrecht zu vibrieren.
Spy kam heran und betrachtete die Amulette prüfend mit seinen Linsenaugen.
»Sehr starke Magie«, stellte er dann fest.
Mario und Sheila waren gespannt und aufgeregt, als sie den Signalen folgten. Bald veränderte sich die Unterwasserlandschaft, und sie stießen nach einer Seegraswiese auf einen großen Kelpwald.
Fast hundert Meter hohe Braunalgen wuchsen vom Meeresgrund aus dem Licht entgegen. Dicht an dicht standen die Stängel mit ihren breiten Blättern – ein Dschungel aus Braun- und Grüntönen, in dem Licht und Schatten eine verzauberte, aber auch unheimliche Atmosphäre schufen.
»Müssen wir da wirklich rein?«, fragte Spy schaudernd. Er hätte lieber einen Umweg in Kauf genommen, statt durch diesen merkwürdigen Wald zu schwimmen.
»Meinem Amulett nach ist der Stein dadrin«, sagte Mario.
Auch Sheila hatte ein ungutes Gefühl. Man konnte nur wenige Meter in den Wald hineinsehen.
»Na, los!«, rief Mario und schwamm mutig voraus.
Sheila folgte ihm, und in ihrem Fahrwasser paddelte Spy, emsig darauf bedacht, dicht hinter ihr zu bleiben.
Es wurde dunkler und düsterer, die Blätter streiften raschelnd ihre Körper, die hohen Stängel wiegten sich im Wasser, und Sheila hatte den Eindruck, als rückten die riesigen Algen zusammen, um ihnen das Durchkommen zu erschweren.
Mario schob mit dem Schnabel die Kelpstängel beiseite, bahnte sich einen Pfad durch den Wald und glitt mit langsamen Flossenschlägen hindurch. Sheila benutzte ihr Sonar, um das Blättergestrüpp zu durchdringen und auf mögliche Überraschungen vorbereitet zu sein.
Doch die Echos, die zurückkamen, waren sehr seltsam. Zuerst entstanden nur einige wenige Hörbilder in ihrem Kopf, zu lückenhaft und verschwommen, um wirklich aussagekräftig zu sein. Dann wurden die Bilder deutlicher – aber sie ergaben keinen Sinn. Die Dinge, die sie wahrnahm, konnten nämlich gar nicht da sein.
Sie sah deutlich die Mauern einer prächtigen Stadt vor sich. Die Türme schimmerten golden, aber beim Näherkommen zerflossen die Umrisse.
Eine Unterwasser-Fata-Morgana, dachte Sheila verwirrt. Was ist das? Etwa Atlantis?
Sie schwamm weiter, sehr verunsichert, denn bisher hatte sie sich meistens auf ihr Sonar verlassen können.
Wenige Meter
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