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Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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Nachtfalter. Hand in Hand, gekleidet wie in einem Erotikfilm, flanierten sie nach dem Dinner auf diesem Weg durch die Passage, über den kleinen Platz in der Mitte Richtung Diskothek, die sie fest besetzt hielten. Nur als Paar erhielt man Eintritt. Sie schmunzelte während sie weiterlief. Wie sagten die Alteingesessenen? »Sie sind ja friedlich dabei, man muss eben tolerant sein.« Oder – wenn man Humor hatte – »Solange es nicht Pflicht wird …«
    In der Passage die Restaurants, die kleinen Boutiquen, dazwischen Läden mit tief dekolletierten, geschlitzten, raffiniert geschnittenen Kleidern – sexy an den Schaufensterpuppen. Erotisch im Fenster des Ladens, nicht immer an den Trägerinnen.
    Schließlich das Belle Rose mit Tabledancing. Jeder und jede aus dem Publikum konnte hier verführerisch die aufreizenden Hüllen fallen lassen – Striptease, meist geradezu professionell. Und die, die den ganzen Tag bei nackten Menschen kaum mehr hinsahen, so sehr war es Gewohnheit, drängten sich im Gang oder im offenen Lokal rund um die Bistrotische, fasziniert von den Frauen und manchmal auch Männern, die gekonnt die letzten Hüllen fallen ließen. Ein schwüler Effekt, widersprüchlich, wie vieles hier. Abends regierte hier die Erotik, die tagsüber verbannt war.
    Lene fiel eine Frau auf, die gerade auf den Tresen geklettert war und jetzt, die Stange umfasse nd, in unglaublichen ruhigen Bewegungen wie eine Schlange das Becken rotieren lassend, scheinbar völlig auf sich selbst konzentriert tanzte. Sie trug ein geringeltes eng anliegendes Minikleid mit langen Ärmeln und rundem Ausschnitt, völlig ungewöhnlich hier und viel zu unauffällig. Doch als sie tanzte, war es, als würden diese Ringel lebendig, als würden sie einen psychedelischen Effekt ausüben. Die Männer unten starrten sie gebannt an, jeder Strip war vergessen in der animierenden Bewegung dieses Beckens, dieser Hüften, dieses Hinterns. Rollend, sich wiegend – nichts hatte Platz daneben. Nur die Sehnsucht, die sich in den Männergesichtern spiegelte.
    Lene bahnte sich den Weg durch das Gedränge, die psychedelischen Ringel noch vor den Augen. Mal etwas Ungewöhnliches.
    Kaum war sie aus der Vergnügungspassage heraus, wurde es ruhiger. Die Menschen , die ihr jetzt begegneten, waren wieder normale Urlauber, die noch ein Bier oder einen Whisky trinken wollten in einer der dicht besetzten Bars.
    Als sie sich dem Campingplatz näherte, hörte sie Musik. In dem Pavi llon am Eingang gab es Tanz – eine Live Gruppe spielte gerade einen der Sommerhits. Und Lene liebte diesen Kontrast, der sich ihr hier bot. Von Teenagern, die sich zu ihren wichtigen Gesprächen neben der Bühne trafen, über die jungen und die middle-aged Ehepaare, die sich gemeinsam mit den Älteren und ganz Alten auf der Tanzfläche drängten. Weiße Plastikstühle und weiße Holzbiertische waren aufgestellt, an denen Wein aus Plastikbechern getrunken wurde. Der Pizzastand hatte noch offen und Bier gab es aus der Dose. Nach der Dekadenz der Couples Libertins war der Wechsel so wohltuend wie eine kühle Brise nach heiß-schwülem Wetter.
    Die Chance, dass Henri noch wach war, erhöhte sich dadurch drastisch, dass die Musik ungehemmt über den Platz dröhnte. Na prima. Sie nahm aus ihrem Wohnwagen eine Rolle Gefrierbeutel als Provisorium für eine Beweissicherung mit. Wer denkt im Urlaub auch daran, Beweise zu sammeln, grummelte sie und musste dann trotz der Situation grinsen, als sie die Frischhalteaufschrift las. Wenige Augenblicke später stand sie vor Henris Tür. Er hatte noch sein Licht an und öffnete gleich, als sie klopfte.
    „Ich muss noch einmal hinüber in Brigittes Caravan etwas suchen - im Auftrag des Kommissars«, beruhigte sie ihn. Mit einem für ihn sehr kleinen, mühsamen Lächeln gab er ihr den Schlüssel. Daran merkte sie, dass er immer noch unter dem Erlebnis der vergangenen Nacht litt.
    » Weißt du was? Ich gehe jetzt hinüber und wenn ich fertig bin und es nicht zu spät ist, komme ich zurück zu dir und wir trinken noch einen Gutenacht-Schluck. Was meinst du?«
    » Eine sehr gute Idee. Wir warten auf dich. Komm, Thierry!«
    Und er holte seinen Hund zurück, der jetzt genauso hoffnun gsvoll dreinblickte, getröstet wie sein Herrchen.
    » Ich lasse die Caravantür auf. Man weiß ja nie«, brummte er. Hatte er Angst um sie?

K apitel 7
     
    Als Lene durch das kleine Vorzelt ging und die Musik von der Tanzfläche über den Platz schallen hörte, fühlte sie einen Moment

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