Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Baguette holte.
» Du freust dich sicher schon auf Jonas und Sophie und Susanne? Sie kommen doch heute? Übrigens – ich habe es von Gilbert gehört, dass du jetzt zur französischen Kommissarin geworden bist. Wie ist das denn so? Warte, ich hole meine Zigaretten und setze mich kurz zu dir.«
Lene nahm eine zweite Tasse heraus und rief erst einmal auf Jonas’ Handy an. Susanne meldete sich.
» Wo seid ihr? Schon hinter Dole – sogar schon beim Restaurant Poulet? Da habt ihr ja schon über die Hälfte. Ich freue mich so auf euch. Muss nachher noch zum Kommissariat, aber ich versuche, rechtzeitig hier zu sein. Ruft mich mal an, wenn ihr bei Nimes seid. Ach ja, und sag Jonas, er soll nicht so rasen. Jetzt wo ich zur französischen Polizei gehöre«, scherzte sie. Dann hörte sie die Stimme ihrer Tochter.
» Wir sind bald da. Es wird so toll, Mama.«
» Ich freu mich auch so auf euch. Schläfst du wieder bei mir im Caravan oder willst du dein Zelt?«
» Nein, bei dir ist es schöner. Bis ganz bald«, und dann hörte sie nichts mehr.
Mitten in ihrem gemütlichen Gespräch mit Patricia, in dem sie den Mord als Thema weitgehend ausließen, klingelte das Handy. Es war Luc Renaud. Er bat sie später noch einmal bei den Freunden von Brigitte genauer auf den Zahn zu fühlen, ob sie nicht eine Ahnung hätten, wer ER sein könnte. Sie müssten doch etwas gemerkt haben. Oder Henri. Und wenn sie noch eine Liste, das heißt besser noch einen Lageplan machen könnte. Von den Nachbarn des Opfers. Er verbesserte sich. Von Brischiet. Vielleicht konnte sie vorn im Büro herausfinden, wer in den fraglichen Wochen, als die Affäre lief, Nachbarn von ihr waren. Und dann von dieser Liste die Deutschen, die schon abgereist waren, gleich anrufen, ob sie einen Mann bemerkt hätten. Er würde die abgereisten Franzosen übernehmen. Und wenn sie dann die Liste machen könnte, wer die Nachbarn jetzt waren – über vier Plätze nach links und rechts, jeweils auf beiden Alleeseiten und die anstoßenden Plätze hinten. Und ob sie die deutschen Nachbarn dann gleich befragen könnte. Seine Leute würden die französischen abklappern.
Lene war schon vom Z uhören ganz schwindelig. Ob er auch manchmal Luft holte? Andererseits musste sie so nicht an der Morgenbesprechung teilnehmen.
» So mussten Sie wenigstens nicht so früh hier sein zur Besprechung.« Na also, die Zusammenarbeit klappt ja bis zur völligen Übereinstimmung der Denkmuster, alberte sie innerlich. »Trösten Sie sich damit. Ich weiß, es ist viel verlangt. Wäre aber eine große Hilfe.«
» Das ist doch völlig in Ordnung so. Was machen wir mit Jean-Pierre und seinem Freund, dem Kunstkenner? Und mit Florence’ Bemerkung des Nicht-Wagens?«
Sie hatte Luc gestern Abend von de ren spontanem Ausruf erzählt.
» Versuchen Sie, herauszubekommen, wen sie meinte. Das wäre schon mal ein Fortschritt. Irgendwie scheint es auf IHN zu passen. Mal sehen. Jean-Pierre holen wir hierher, bevor sein Job anfängt. Und ich hoffe, später seinen Freund noch hier zu sprechen, oder dass ich ihn irgendwo dort aufsuchen kann, wo er wohnt. Zeltplätze und Caravans eignen sich nicht sehr. Besser wir bitten alle, hierherzukommen. Ist zwar ungewöhnlich, geht aber nicht anders. Zelte sind zu hellhörig.«
Nach dem Ges präch sah Lene auf die Uhr. Kurz nach halb zehn, da konnte sie bei den Geschwistern noch nicht auftauchen. Und das Büro öffnete auch erst um zehn.
Patricia war wieder hinübergegangen. Ihre Freundin aus Toulouse. Jeden Sommer teilten sie Freud und Leid miteinander. Besonders den Augenblick würde sie nie vergessen, als die Feuerlöschflugzeuge, die Canadair, über ihrem Campingplatz kreisten, vom Meer aufgenommene Wasserbomben über dem Brandherd direkt hinter dem Campingplatz zerplatzen ließen. Eine gefährliche Situation für sie alle. Dröhnen der Motoren über Stunden. Patricia, die immer noch traumatisiert war von der Explosion der Fabrik für Feuerwerkskörper in Toulouse. Die Fabrik mit dem gesamten Lager war im Januar vorher direkt neben dem Wohnviertel von Patricia und Charles in die Luft geflogen. Alle Scheiben ihres Hauses, inklusive denen des Wintergartens, waren zerstört, als sie nach Hause kamen. Dieses Erlebnis, diese gemeinsam durchgestandenen Stunden, in denen sie nicht wussten, ob das Feuer auf ihren Platz übergreifen würde, hatte sie einander noch näher gebracht.
Noch Zeit. Was für ein Luxus. So widmete sich Lene mit viel Ruhe ihrem Frühstück. Um diese
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