Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
den neuesten sozialen und politischen Aspekten und Strömungen in Frankreich. Den Wohnwagen konnte sie nun auch nicht vorbereiten, öffnete nur schnell die Tür und die Fenster um die frische, warme Luft hereinzulassen.
Dann weiter zu Marie. Sie war nicht da. Mist. Lene hoffte, dass sie bei Philippe und Florence anzutreffen war. Sie fuhr weiter und da kam ihr Marie von der Dusche entgegen. Ihr Gesicht schien durch das nasse Haar noch kleiner zu sein. Ihr Körper war überraschend durchtrainiert. Ob sie Rad fuhr? Schwimmen? Fitness? Als sie Lene erblickte, meinte diese ein kurzes Zögern zu spüren. Erst dann setze sie eine Mine des Begrüßens auf.
Lene stieg von ihrem Fahrrad und ging mit ihr zurück auf Maries Platz. Sie setzte sich mit ihr auf den Boden unter das kleine Vorzelt. Ermittlungen auf einem Campingplatz sind wirklich kompliziert, dachte sie. Und konzentrierte sich dann auf ihr etwas nervöses Gegenüber. Was verbarg sie nur? Oder war sie immer so? Schwer zu beurteilen.
» Weißt du, ob Brigitte einen Freund hatte? Vielleicht ein Techtelmechtel?«
» Nein, davon weiß ich nichts.«
Eine sehr prompte An twort und leichte Röte in Maries Gesicht.
» Denk noch einmal genau nach. Hast du sie irgendwann einmal vielleicht mit einem Mann gesehen?«
» Nein, sie war nur mit uns unterwegs. Denke ich.«
Lene murrte innerlich. Sie kam bei diesem Mädchen einfach nicht weiter. Sie glaubte ihr nicht. Versuchte noch e inen Anlauf.
» Vielleicht hast du sie einmal beim Eis Verkaufen im Gespräch mit einem Mann gesehen?«
Maries Röte vertiefte sich, aber sie schüttelte energisch den Kopf. Nein.
Lene gab auf und verabschiedete sich. Philippe und Florence empfingen sie wesentlich herzlicher. Und sie besaßen einen Tisch mit vier Stühlen und einem Sonnenschirm, was die Unterhaltung schon wesentlich bequemer machte. Lene mochte die beiden. Sie strahlten viel Fröhlichkeit aus, auch wenn sie im Umgang mit ihr und auf Grund der Ereignisse jetzt ernst waren. Betroffen. Es war auch grausam, eine Freundin auf diese Art zu verlieren. Sie bekam einen Orangensaft. Inzwischen war es wirklich heiß geworden und Lene genoss den Schatten.
» Wieso seid ihr eigentlich so lange hier? Ihr studiert doch. Was übrigens?«
» Florence will Lehrerin werden, für Französisch. Und ich studiere Informatik. Ja, und wir sind so lange hier …«
Seine Schwester fiel ihm ins Wort . »… weil das ein Jahresplatz ist. Den meine Eltern bezahlen. Da wir in Montpellier studieren, fahren wir hin und her, wenn es sich ergibt. Nicht jeden Tag, das kommt auf unsere Stundenpläne an. Und jetzt haben wir ja Semesterferien. Im Moment sind unsere Eltern mit ihrem Caravan unterwegs. Sonst hätten wir den auch hier.«
Beneidenswerte Kinder des Mittelmeers, dachte L ene.
Wieder stellte sie ihre Frage nach IHM. Aber die beiden schüttelten die Köpfe. Sie kannten niemanden und Brigitte hatte auch von keinem Mann erzählt. Lene beobachtete Philippe genau. Wie war seine Beziehung zu Brigitte wirklich? Konnte er es sein? Und sie hatten ihre Beziehung vor Florence geheim gehalten? Einmal hatte sie doch davon geschrieben, dass er sie ständig angesehen hatte. Hatte er Brigitte an dem Abend vergewaltigt? Wahrscheinlich oder nicht wahrscheinlich, Lene? Na, da gab es ja den DNA Vergleich. So ein gut aussehender junger Mann, hatte sich Brigitte schließlich doch noch in ihn verliebt? Trotz des Tagebucheintrags?
Philippe und Florence sahen sich an, schüttelten beide die dunklen Köpfe. Nein, auch an der Eisbar hatten sie niemanden bemerkt. Schade. Im Gegensatz zu vorher bei Marie glaubte sie den beiden.
» Florence, was hast du gemeint mit dem Ausruf das würde er nie wagen . Welcher er?«
» Ach, das war blöd. Ich hatte nur plötzlich an Jean-Pierre gedacht, und dass sie ihn doch so gern hatte. Ich weiß auch nicht, manchmal denke ich, Jean-Pierre wollte gar keine Beziehung mit ihr. Und da hatte ich wohl plötzlich die Vorstellung, dass sie Jean-Pierre bedrängt hätte und er sich gewehrt hat. Na ja, das war blöd. Zumal sie vergewaltigt worden ist. Ich habe inzwischen nachgedacht. Totaler Schwachsinn.«
Da konnte ihr Lene innerlich nur Recht geben. Andererseits wusste sie damals noch nichts von der Vergewaltigung. Dadurch war so ein Gedankengang schon aus dem Schock heraus vielleicht nachvollziehbar. Nur für sie mal wieder eine Irrfährte. Schade.
Nachdenklich ging sie zurück zu ihrem Platz. Warum blieb bei jeder Mordermittlung so viel im
Weitere Kostenlose Bücher