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Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)

Titel: Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Rohde
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glücklich über ihr FKK Camp. Wie viel unkomplizierter machte es das Leben! Sie schob ihren bunten Viskoserock soweit wie möglich nach oben und streckte ihre Beine in die Sonne.
    Marion hatte sich beruhigt. Ihre Augen waren hi nter einer Sonnenbrille versteckt. Wie sie da beide auf der Strandliege saßen, kam sofort ihr altes vertrautes Miteinander auf. Wie schön ist dieses Gefühl. Wenn es nur nicht so ein schrecklicher Anlass wäre.
    » Ich bin froh, dass wir uns wiedergefunden haben, Marion«, begann sie deshalb. »Und du auch in Nürnberg lebst. So können wir uns jetzt wieder öfter sehen. Ich freue mich darauf.«
    Ihre Freundin nickte und drückte kurz ihre Hand.
    Dann erzählte Lene von dem Tagebuch von Brigitte.
    » Ihr bekommt es sicher, wenn die Untersuchung abgeschlossen ist. Sie schreibt so lieb von dir.«
    Freudige Überraschung in Marions Gesicht.
    »Wirklich? Ich dachte, ich spiele in ihrem Leben eher eine kleinere Rolle.«
    » Das glaube ich nicht nach der Lektüre. Ihr Vater ist ihr großes Vorbild, aber sie hat viel von dir und deinen Überzeugungen übernommen. Und ihre Liebe gehörte euch beiden.«
    Marion sah aufs Meer. Sie seufzte kurz auf.
    »Wir wissen so wenig von unseren Kindern, wenn sie erwachsen werden. Plötzlich haben sie ein eigenes Leben, eigene Gedanken, und unser Einfluss ist eher lästig.«
    Lene fand das eine gute Beschreibung.
    »Wir sind dann angewiesen darauf, was sie uns mitteilen wollen und das ist eben nicht mehr das Kind, das in sich hineinschauen lässt. Was bleibt ist der erwachsene Mensch, der uns sein Vertrauen gibt. Und das ist dann wieder etwas reich Machendes«, ergänzte Marion ihren Gedankengang. Lene nickte, sie hätte es fast genauso formuliert.
    » Ich bin gerade in ihrem Tagebuch bei einem Sebastian, einem Cousin von ihr, angekommen. Er wollte sie besuchen.«
    » Hier? Das ist ja lustig. Haben sie sich gesehen?«
    Wieder das schlechte Gewissen.
    »Das weiß ich noch nicht. Ich wurde beim Lesen unterbrochen. Aber ich lese sicher nachher noch weiter. Nur, wer ist Sebastian?«
    » Lene, das ist eine ziemlich unglaubliche Geschichte. Die ich auch erst in den letzten Jahren in ihrem ganzen Ausmaß erfahren habe. Ich fange vorn an, aber ich sage dir gleich, du musst Geduld haben.
    Angefangen hat alles 1955. Da war Bayern ja noch von den Amerikanern besetzt. Meine Mutter Antonia war damals achtzehn und lebte mit ihrer Mutter in einer Mietwohnung im Norden Nürnbergs. Sie hatten ihre frühere Wohnung durch die Bombardierung im Krieg verloren und waren dorthin umquartiert worden. Wohl gefühlt haben sie sich nie. Die Nachbarn waren ziemlich mies, der Klatsch blühte und der Ton war unfreundlich, besonders den unfreiwillig Aufgenommenen gegenüber. Obwohl Antonia und ihre Mutter jetzt eine eigene Wohnung im ersten Stock bewohnten.
    Dann verliebte sich Ant onia – unglücklicherweise in einen Amerikaner. John war ein netter Mann, er tat alles, um seiner Antonia, die er anbetete, das Leben schön zu machen. Die ersten nahtlosen Nylonstrümpfe, Nescafé, Luxusschokolade und Chewing Gum . Antonia genoss es auf Händen getragen zu werden. Wer allerdings gar kein Verständnis für die Beziehung mit einem Ami hatte, waren die Nachbarn. Bitterböse Bemerkungen sollten Antonia verletzen, aber sie setzte sich darüber hinweg. War glücklich mit John, der davon sprach, sie und ihre Mutter mit nach Amerika zu nehmen.
    Und dann kam alles anders. Antonia saß mit zitter nden Knien beim Frauenarzt. Sie holte sich die Bestätigung, dass sie wirklich schwanger war. Wie sollte sie das John nur beibringen? Sie hatten doch aufgepasst, nach der Methode von Knaus Ogino die fruchtbaren Tage bestimmt, waren vorsichtig gewesen. Und nun das!
    Aber er wird mich heiraten, mich mitnehmen nach Amerika. Er ist so anstä ndig, dachte sie.
    Als sie an dem Abend nach Hause kam , wartete sie vergeblich auf John. Auch am nächsten und übernächsten Tag kam er nicht. War er krank? Nach einer Woche fasste sie sich ein Herz. Rief in der amerikanischen Kaserne an. Aber niemand konnte ihr eine Auskunft geben. Sie hatte das Gefühl, dass man das auch nicht wollte. Sie verschanzten sich hinter den Vorschriften. Nein, John Sandler war versetzt worden. Die neue Adresse konnten sie ihr nicht mitteilen. Nicht einmal, ob er noch in Deutschland stationiert oder in die USA zurückkommandiert worden war. Für Antonia brach eine Welt zusammen. Sie hatte keine Adresse in den USA, wusste nur, dass er in New York gelebt

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