Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Adresse in Toulouse.
» Ist er Priester mit einer Pfarrei?«
» Ja, sie finden ihn in der Église de Taur.«
Er schrieb die Adresse darunter, aber Renaud wusste, um welche b erühmte Kirche es sich handelte.
» Gut, ich danke Ihnen. Und dieser Freund von Ihnen, dieser Père Jean Baptiste, hat die Echtheit bestätigt?«
» Das konnte er nicht, da er das Original nicht in den Händen hatte. Aber nachdem er die Zeichnung gesehen hatte und die Geschichte von der Art und Weise der Entdeckung gehört hatte, war er ziemlich aufgeregt. So hatte ich meinen Freund noch nie erlebt. Und er meinte, dass es doch sehr wahrscheinlich sei, dass das Stück echt wäre. Eine Gürtelspange aus dem Besitz einer Perfecta oder auch eines Perfectus und wohl aus den letzten Tagen von Montségur. Warum sonst sollte jemand so ein Versteck wählen?«
» Gut, Monsieur Malineau, das wäre für heute alles. Ach so, wann haben Sie die Zeichnung Ihrem Freund gezeigt?«
» Vor einer Woche. Und sein Urteil hat er mir am 13. Juli am Telefon gesagt. Deshalb hatte ich noch mit Brigitte ›geflüstert‹ an dem Abend des 14. La Kommissaire Becker hat mich doch gestern danach gefragt. Ich hatte Brigitte am Morgen am Telefon nur kurz gesagt, dass es vielleicht wirklich ein echtes Stück sei. Sie wollte sich mit mir, wie ich schon ausgesagt habe, am nächsten Mittag in der Pizzeria treffen um mit mir abzumachen, wann wir mit der Gürtelspange nach Toulouse fahren könnten. Jean Baptiste brauchte das Original um ein endgültiges Urteil abzugeben.«
Das ergab einen Sinn. Nun würde Renaud selbst nach To ulouse fahren.
Als Jean-Pierre gegangen war, rief er Lene an. Bat sie nachher noch zu ihm ins Kommissariat zu kommen. Etwas wegen des Gesprächs mit Jean-Pierre, das er aber nicht am Telefon erläutern wollte.
» Bringen Sie bitte die Liste der Nachbarn mit? Ich habe jetzt noch etwas zu tun. Um fünf vielleicht?«
Das ginge natürlich.
Kapitel 11
Sie hatte also noch etwas Zeit. Ihre Familie würde bald hier sein. Zwiespalt in ihr, sollte sie ihren Mutterpflichten nachkommen und den Wohnwagen für Jonas und Susanne wenigstens ein bisschen herrichten, wie sie es sonst tat, oder etwas essen und ... In dem Moment fiel ihr das Tagebuch ein, das sie noch fertig lesen musste. Da war irgendetwas mit einem Sebastian. Elektrisiert holte sie es, entschloss sich dann aber doch, erst einmal etwas zu essen. Sie musste hier ja keine Nürnberger Kommissariatshektik leben.
Nach ihrem Tomatensalat und einem Schinkenbaguette griff sie nach dem Tagebuch. In den nächsten Eintragungen nach dem Fund am 26. Juli schrieb Brigitte wieder viel über Jean-Pierre und ihre Gefühlen für ihn.
» Wenn ich ihn ansehe, wird mein Herz ganz weit und weich. Ist das so, wenn man liebt? Wenn er geht, habe ich schon wieder Sehnsucht, obwohl ich ihm gerade die drei Küsschen gegeben habe zum Abschied. Ich kann mich nicht von ihm lösen, er ist ständig in meinen Gedanken, schlafend eingerollt wie eine Katze, die sich dann plötzlich streckt, die Augen öffnet und sofort den Raum einnimmt mit ihrer Anwesenheit. Und ich sehe ständig zu dieser inneren Katze, warte darauf, dass sie zu mir kommt. «
Lene war berührt von dieser Liebe, die wohl nie ihre Erfüllung gefunden hatte. Doch allein das Gefühl, das in diesen Heftseiten überlebte, gab ihr neben der Traurigkeit über den Tod hinaus beim Lesen auch einen Schimmer Wärme und Hoffnung.
3. Juli
Endlich konnte Jean-Pierre sich freimachen und zu seinem Freund fahren. Ich bin ja so gespannt, was der sagt. Habe auch ein bisschen Angst mein Erlebnis mit ihm zu teilen. Als ich Papa von meinem Fund und vor allem dem Wie erzählt habe, fühlte ich, dass er das annehmen konnte, weil ich seine Tochter bin und er mir immer vertraut. Zum ersten Mal setzt er sich seitdem mit dem Gedanken an Reinkarnation auseinander. Vorher hat er Mama immer belächelt, wenn auch vielleicht etwas beneidet um die Festigkeit ihres Glaubens. Aber nun ich, mit so einer Bombe? Das hat ihn herausgefordert, er muss ja jetzt Stellung beziehen.
Mama möchte ich das all es nicht am Telefon erzählen, ich muss sie dabei neben mir haben und manchmal bin ich in Gedanken an so einem Abend mit ihr und sehe uns die ganze Nacht hindurch reden und dies Erlebnis teilen. Wie sehr wird sie staunen! Ich bin so froh, dass ich mich schon vorher mit all dem auseinandergesetzt habe. Quasi mit der Muttermilch eingesogen. Ha ha. Aber im Ernst, jetzt bin ich glücklich darüber.
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