Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
aufgeregt. »Haben Sie es inzwischen gefunden?«
Er hatte also offensich tlich noch nicht mit dem Priester telefoniert.
Sie erzählte ihm, dass sie es nicht nur gefunden hätten, sondern auch wie wunderschön es sei.
» Wirklich wie auf Ihrer Zeichnung. Die ich immer noch für ausgezeichnet halte, jetzt sogar noch mehr.«
Sophie mischte sich ein.
»Hast du noch mehr Zeichnungen, Jean-Pierre? Darf ich die einmal sehen? Würde ich gern. Ich arbeite doch in einer Galerie und habe selbst Kunst studiert.«
Jean-Pierre zögerte, aber dann versprach er seine Mappe einmal mitzubringen. Vielleicht übermorgen. Da hätte er bis um fünf nachmittags frei und wäre mit Philippe verabredet im village naturiste .
Die Pizza war gut, der Wein auch. Jean-Pierre kümmerte sich immer wieder um sie. Mit Lachen und guter Laune machten sie sich schließlich auf den Heimweg, gingen noch bei Émile auf ein Glas vorbei. Sophie nippte an ihrem Wein und sah die anderen nachdenklich an.
» Komisch, ich muss immer an Brigitte denken. Vor einer Woche hat sie vielleicht noch hier gesessen und auch einen rosé getrunken.«
Lene sah sie überrascht an. Griff nach ihrer Handtasche und holte das Bild von Brigitte he raus.
» Solche Gedanken habe ich auch manchmal, wenn ich durch die Alleen gehe. Aber jetzt hast du mich zusätzlich noch an das Foto erinnert. Und dass ich Émile fragen kann.« Und weg war sie.
Émile saß gerade an seinem Privattisch und hatte etwas gegessen. Er lächelte Lene entgegen, aber als sie sich zu ihm setzte und ihm das Bild in die Hand gab, wurde er ernst.
» Das ist sie, die Ermordete? Ich wusste ja nicht, wie sie heißt. Doch, sie war ein paar Mal hier, meist mit Freunden. Einmal allein. Es ist schon einige Zeit her, so etwa einen Monat - aber da hat sie offenbar auf einen Mann gewartet. Denn da kam wohl jemand. Auf jeden Fall sprang sie plötzlich auf und ging hinüber in Richtung Zenit Bar .«
» Und? Hast du gesehen, mit wem sie da hineinging? Allein lassen sie ja dort niemanden rein.«
Aber Émile hatte nicht darauf geachtet. Sich damals nur gewundert, da sie nicht der Typ für die Swinger Clubs war.
» Irgendwie erinnere ich mich blass an einen Rücken, groß war der Typ wohl. Aber mehr weiß ich nicht.«
» Nicht einmal die Haarfarbe?« Und als Émile den Kopf schüttelte, fragte sie weiter.
» Und die Freunde? Ich meine, die, mit denen sie manchmal hier war?«
Unter Émiles Beschreibung entstanden die Bilder von Florence und Philippe. Ein- oder zweimal wohl alle zusammen mit Jean-Pierre. Die Clique eben. Wieder nichts. War der Mann ein Geist?
Émile zuckte unglücklich mit den Schultern.
» Tut mit leid, Lene, ich hätte dir so gern geholfen.«
Sie gab ihm im Aufst ehen einen Kuss auf die Wange. »Hast du doch. Wer außer dir würde sich über einen Monat lang so genau erinnern? Außerdem kann der Kommissar jetzt in der Zenit Bar nachfragen. Vielleicht haben wir Glück.«
Als sie an den Tisch z urückkehrte, stöhnte sie.
» Also eins wissen wir, der Mann, den wir suchen, ist groß. Alle kleinen und mittelgroßen Männer entfallen als Verdächtige.«
Sophie griff nach dem F oto in ihrer Hand. Sie hatte ganz vergessen, dass sie es noch festhielt.
» Sie sah toll aus. Was ist das für ein Kerl, der sie umgebracht hat? Wer kann so etwas machen? Manchmal ist das ein ziemlich schrecklicher Job, den du hast. Ich hoffe nur, ihr findet ihn. Wenn er so groß ist, ist er sicher aus Deutschland oder Holländer oder Skandinavier. Na ja, obwohl, manche Franzosen sind es auch. Sieh dich nur hier um – und ihr wisst nicht einmal, ob er aus dem village hier ist. Er kann ja auch von außerhalb sein. Hier in der Nähe wohnen, ein biederer Familienvater.«
Nein, das glaube ich nicht, dachte Lene. Dann hätten die beiden nicht so aufpassen müssen, so sehr, dass nicht einmal die Nachbarn etwas mitbekommen haben.
Auf dem Weg zu ihrem Caravan machte sie mit Sophie noc h einen Umweg zu Maries Platz. Alles dunkel, das Zelt geschlossen. Aber Lene hatte auch nicht mehr damit gerechnet, sie um diese Zeit draußen anzutreffen. Entweder Marie schlief jetzt um ein Uhr oder sie war noch unterwegs.
K apitel 18
Donnerstag, 19. Juli
In Lenes Traum quietschte Metall auf Metall, dann holte jemand eine n Hammer und schlug ständig auf einen Holztisch.
» Hör’ doch auf«, murmelte sie und zog die Decke über ihren Kopf. Im selben Augenblick war sie wach. Das Quietschen erkannte sie im Nachhinein als ein bremsendes
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