Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Dabei fällt mir ein, meine Kinder und ich sind heute bei Robert und Nathalie eingeladen. Ich dachte schon, ich könnte nicht mit. Aber jetzt fahre ich doch hin und bitte Robert, mich nach St.-Martin-de-Londres zu begleiten. Er findet dort eher etwas heraus als wir. Er ist dort aufgewachsen. Ich werde versuchen, die Mutter von Jean-Pierre zu befragen. Vielleicht sagt sie uns ja etwas, was uns weiter bringt.«
» Gut. Und ich bemühe mich inzwischen um Jean-Pierres DNA Abstrich. Ich schicke dann eben um fünf einen Polizisten dort hin. Oder warte mal, noch besser Maline. Sie ist noch drüben in der Kriminaltechnik. Ich sehe mir nachher die Fotos noch einmal mit ihr an. Vielleicht fällt ihr etwas auf.«
Kapitel 27
Renaud kehrte, nachdem er Lene hinausgelassen hatte, noch einmal in den Besprechungsraum zurück. Eigentlich wollte er jetzt ins Wochenende, aber zugleich auch noch nachdenken. Er en tschied sich fürs Nachdenken. Setzte sich allein in den stillen Raum, sah sich noch einmal die Fotos auf dem Flipchart an. Die Glaswand daneben, auf der sie die Ermittlungsfortschritte und mögliche Motive mit Filzstift notierten. Er sprang auf, nahm den Stift und schrieb in seiner großen, zügigen Handschrift Jean-Pierre zusammen mit Jean Baptiste rechts neben den letzten Eintrag und setzte ein dickes Fragezeichen dazu. Doch, so könnte es gewesen sein. Denn warum, um alles in der Welt, sollte der Ex, der ER, Brigitte ermorden, zumal er wohl gar keine Ahnung von dem Katharerfundstück hatte? Der Gedanke von Lene war einfach gut.
Er mochte diese Deutsche. Eigentlich war es das erste Mal, dass er so d irekt mit jemandem aus Allemagne zusammenarbeitete. Sie war so ganz anders als das übliche Klischee. Auf der einen Seite war sie kühl, überlegend, sehr aufmerksam, auf der anderen Seite erlaubte sie sich Emotionen. Sie strahlte Direktheit und Warmherzigkeit aus. Diese direkte Wärme erinnerte ihn auch an Juana. Das war einer der Gründe gewesen, warum er sich in seine Frau verliebt hatte. Aber zurück zu Lene. Emotionale Einschätzungen hielten sie nicht von kühler Analyse ab, Intuition nicht von Fakten. Eine gute Mischung. Da sie zudem noch so gut aussah - doch, die Zusammenarbeit gefiel ihm.
Er griff sein portable und rief Maline an.
» Hast du schon etwas?«
» Ja, in soweit, dass wir nichts haben. Philippe und Florence sind, was die DNA betrifft, aus dem Schneider. Sonst habe ich noch keine bekannten Namen, ich meine aus der Ermittlung bekannt, bei den Abstrichen gefunden. Die Leute bleiben im Naturiste , wenn sie nicht gerade abreisen müssen. Eine Schweinearbeit ist das. Noch dazu so ins Blaue hinein. Ist dir jetzt schon etwas Besseres eingefallen?«
Luc Renaud schüttelte de n Kopf, fand seine Reaktion für das Telefon aber selbst unzureichend.
» Nein. Aber immerhin haben wir die Fotos. Und Lene hat noch eine Theorie.«
Nachdem sie in Toulouse gewesen waren, hatte R enaud sowohl Maline als auch George unter dem Siegel der Verschwiegenheit in das Geheimnis um die Gürtelspange eingeweiht. Auch sie waren fasziniert von der Geschichte und wollten, dass der Schmuck bei Brigittes Eltern bleibt. Immer vorausgesetzt er war nicht das Mordmotiv.
Nun erläuterte er seiner Kollegin Lenes Überlegu ngen.
Maline hörte wortlos zu. Dann hörte er sie aufatmen.
»Das ergibt einen Sinn. Nur – wie wollen wir das beweisen? Nur über die DNA von Jean-Pierre kriegen wir den Priester noch lange nicht und die Kirche würde ihn decken, sollte sie da mit drinhängen. Wir müssen erst mehr wissen, auch über diese Freundschaft. Du hast Recht, jetzt heißt es erst einmal Jean-Pierres DNA zu überprüfen. Ich fahre um fünf rüber in die Pizzeria. Und drücke die Daumen, dass dieser Freund von Lene etwas herausbekommt über die Art der Beziehung zwischen den beiden Männern. Ob er wirklich seine große Liebe ist, die von Jean-Pierre meine ich?“
» Wenn du den Priester gesehen hättest, wärst du auch überzeugt. Da kann ein Mann schon schwach werden …«, frozzelte er. »Kommst du noch rüber, wegen der Fotos? Und wie wäre es danach mit einem Feierabendschluck, bevor du zur Pizzeria fährst? George ist auch noch da, er kommt sicher auch mit. Genug gearbeitet für heute. Nur – die DNA brauchen wir noch dieses Wochenende. Die Kollegen müssen Überstunden machen.«
Als Maline den Raum b etrat, dachte Renaud noch über die zweite Frau in seinem Leben nach, seinen Lieutenant. Immer ruhig, immer zuverlässig, außer es war
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