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Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition)

Titel: Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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Tischplatte. »Wenn du gewinnst, heirate ich dich!«
    »Das ist nicht dein Ernst?«, jaulte Dilbert. »Du willst mit mir Armdrücken?«
    »Ich will mir sicher sein, dass ich einen starken Mann bekomme«, grinste Petra.
    Dille verzog das Gesicht. Nicht nur, dass dieser Heiratsantrag nicht den romantischen Verlauf nahm, den er sich erhoffte, nicht nur, dass seine Freundin ihn einmal mehr seiner dominanten Rolle beraubte und alles selbst in die Hand nahm – das Schlimmste war, dass Dille noch nie gegen Petra beim Armdrücken gewonnen hatte! Er hatte keine Ahnung, wie sie das machte – schließlich war er in Bezug auf Muskelkraft der eindeutig Stärkere. Vielleicht war Petras Technik besser, vielleicht hatten vier Jahre Babyschleppen und Kinderbändigung ihren Bizeps in Stahlseile verwandelt, vielleicht waren es auch nur ihre unfassbare Willensstärke, Ausdauer und Schmerzresistenz, die sie einfach nicht aufgeben ließen. Egal, was der Grund war: Petra war einfach die bessere Armdrückerin!
    » Och, nö …«, jaulte Dilbert. »Keine Spielchen! Ich liebe dich! Heirate mich! Kannst du nicht einmal romantisch sein?«
    »Wenn du eine romantische Frau willst, solltest du Susann einen Antrag machen«, lachte Petra. »Los jetzt, Schlappschwanz. Zeig’s mir!«
    Seufzend setzte sich Dilbert ihr gegenüber, krempelte den rechten Ärmel seines Hemdes hoch, drückte den Ellbogen auf den Tisch und atmete tief ein. Petra schnappte sich seine Hand, presste sie mit enormer Kraft und verzog dabei keine Miene. »Auf die Plätze«, grinste sie dann, »fertig …«, ihre Augen verengten sich, ihr Lächeln gefror, »und …«, Dille spannte seinen ganzen Körper an, »LOS!«
    Gott sei Dank wusste Dilbert, dass es zu Petras Taktik gehörte, gleich am Anfang mit einem riesigen Ruck gegen seine Hand zu pressen. Mehr als einmal hatte sie ihn so schon binnen einer Sekunde besiegt. Doch diesmal sollte ihr dieser Überraschungseffekt nicht gelingen! Er spannte seinen Arm an, so fest, wie er ihn nie zuvor gespannt hatte, und wartete auf den großen Stoß. Der kam, zuverlässig und mit enormer Kraft. Doch Dille konnte ihn auffangen, sein Unterarm zwiebelte, als hätte jemand ein Nadelkissen hineingepresst. Petra fletschte die Zähne, halb aus Anstrengung, halb als anerkennendes Grinsen. Dilles Gesicht blieb starr. Keine Kraft für flotte Sprüche verschwenden, dachte er , keine Ablenkungen! Hier geht’s um meine Zukunft!
    Seine Adern an der Stirn traten hervor, als er gegen Petras Hand presste, sein Kopf wurde knallrot. Er sah Petra an. Deren Mund hatte sich zu einem dünnen Strich verkleinert, ihre Augen waren nur noch zwei Schlitze, und doch dachte Dille, während er alle Kraft seines Körpers in seinen Arm zu transferieren versuchte und presste und drückte und presste wie nie zuvor, trotzdem dachte er: Mein Gott, ist sie schön!
    Er hatte Petras Arm schon fast in jenen Winkel gezwungen, aus dem es kaum noch ein Entkommen gab, als Petras Gegendruck anstieg. Sie drückte dermaßen heftig gegen Dilles Arm, dass Dilbert zu schnaufen anfing. »Nein!«, zischte er. »Diesmal nicht!« Er keuchte, als er presste. Millimeterweise konnte er sie weiter in Richtung Tisch zwingen, »Ich!«, ächzte er und drückte mit aller Macht, »liebe!«, Mein Gott, Kraft, verlass mich nicht! , »dich!«
    Und mit diesem letzten Wort erstarb Petras Widerstand. Krachend landete ihr Arm auf der Tischplatte. Triumphierend sah Dilbert Petra an. Ja! Er schnappte sich ihren Kopf mit beiden Händen, presste ihn, immer noch im Adrenalinrausch, als wären seine Hände Schraubzwingen, erhob sich vom Stuhl und zog Petra, die ebenfalls aufgestanden war, zu sich heran. »Frau Petra Kasinski!«, sagte er triumphierend, bevor er sie küsste.
    Als er seine Lippen nach langer Zeit wieder von ihren löste, sah er ihr Lächeln. Nein, kein Lächeln. Ein schelmisches Grinsen. Und dann dämmerte es ihm: »Du … Du hast mich gewinnen lassen?«
    Petra ging an ihm vorbei und klopfte ihm dabei lachend auf die Schulter. Es war klar, wer in dieser Ehe das Sagen haben würde.
    * * *
    Dille fragte mich, ob ich sein Trauzeuge sein wollte. »Öh«, zögerte ich. »Was genau muss ich denn da machen?«
    »Du stehst während der Trauung neben mir, du holst im rechten Moment die Ringe aus der Tasche, und du unterschreibst an der richtigen Stelle des Formulars.«
    »Sonst nichts?«
    »Ach ja«, sagte Dille mit ernstem Gesicht. »Falls mir etwas passiert, musst du natürlich meinen Platz einnehmen

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