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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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unfähig, einfache Entscheidungen zu treffen?
    â€¢ Haben Sie bei all diesen zwischenmenschlichen Problemen langsam das Gefühl, der einzig Normale zu sein?
    â€¢ Haben Sie sich in letzter Zeit oft alleine gefühlt?
    â€¢ Leiden Sie unter Schmerzen, die nicht auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen sind?
    â€¢ Haben Sie öfters Probleme, ein- oder durchzuschlafen?
    â€¢ Denken Sie daran, sich das Leben zu nehmen?
    Die Behandlung wird öfter verfrüht abgebrochen und es drohen Rückfälle. Da das Gesundheitsverhalten des männlichen Geschlechts in den letzten Jahren zunehmend Beachtung findet und „Männergesundheit“ zu einer neuen Aufgabe der Präventivmedizin geworden ist, ist anzunehmen, dass auch die „Männerdepression“ ein neuer Schwerpunkt dieser Aufgabenstellung werden wird. Die diagnostischen Vorgangsweisen, die die Zuordnung von Gefühlsempfindungen und von affektivem Ausdrucksverhalten zu Störungen des Gemütslebens ungemein erleichtern, werden wohl zunehmend dazu genutzt werden, die Geschlechterstereotype zur Auflösung zu bringen und auch bei Männern Symptome, die für ein depressives Hintergrundgeschehen zu sprechen scheinen, zu erfassen und der Behandlung zuzuführen. Unterstützt wird die Entwicklung wahrscheinlich auch dadurch werden, dass sie für die Pharmaindustrie einen neuen Entwicklungsmarkt bedeutet.

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Trauer und Melancholie –
Das psychoanalytische
Verständnis der Depression
    â€žFreuds Entwurf ist das immer noch schlüssigste und intellektuell befriedigendste Bild des Geistes.“
    Eric Kandel (Nobelpreisträger für Medizin 2000)
Sigmund Freuds Grundlegung
    Die Melancholie, so schrieb Sigmund Freud 1916, „ist seelisch ausgezeichnet durch eine tiefe schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder Leistung und die Herabsetzung des Selbstwertgefühls, die sich in Selbstvorwürfen und Selbstbeschimpfungen äußert und bis zur wahnhaften Erwartung von Strafe steigert […].“ 16 Der Begriff Melancholie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „schwarzer Gallenfluss“. Auch wenn ‚Melancholie‘ in den heute verwendeten Diagnoseschemata ICD und DSM nicht mehr aufscheint, so sind doch die heute verwendeten Kategorien ‚Major Depression‘ oder auch nur ‚Depression‘ ebenso durch die oben zitierten Merkmale „seelisch ausgezeichnet“.
    Als Sigmund Freud 1916 den Text
Trauer und Melancholie
veröffentlichte, war die österreichisch-ungarische Monarchie am Zusammenbrechen, eine unglaubliche Völkerwanderung in Europa hatte begonnen, die Narben dieses Krieges sollten lange nicht verheilen. Die geopolitischen Umbrüche zur Zeit der Veröffentlichung von
Trauer und Melancholie
sind annähernd mit unserer Situation der Globalisierung, mit den Flüchtlingsströmen aus den Krisengebieten am Balkan und in Asien und mit den vor Hunger aus Afrika Fliehenden vergleichbar. Als Indikator für die bedeutende Rolle kultureller Faktorenkann der Anstieg von depressiven Erkrankungen in den früheren sozialistischen Ländern in den letzten 20 Jahren herangezogen werden.
    Zu den sozialen und wirtschaftlichen Folgen, mit welchen die entwurzelten Menschen leben müssen, kommen die mannigfaltigen seelischen Leiden noch hinzu: Trauer über vieles, das zurückgelassen werden musste, Verlust des Vertrauens in eigene Lebenspläne und Verunsicherung und Angst davor, was die Zukunft bringen wird. All diese Schicksalsschläge sind mitverursachend für schwere depressive Verstimmungszustände.
    Aber: Wir wissen, dass von den Krankheitszeichen der Depression auch Personen betroffen sind, die keineswegs unter diesen oder ähnlichen Schicksalsschlägen zu leiden hatten. Wie diese so anlasslos erscheinenden Depressionen möglicherweise zu verstehen sind, beschäftigt die Psychoanalytiker seit Freuds Zeiten und man hat auch Antworten gefunden.
    Das Verständnis der Depression, die so unmittelbar mit dem menschlichen Leben verbunden ist, sagt David Taylor, Psychiater und Psychoanalytiker an der Tavistock-Klinik, London, stehe im Rahmen einer breiten weltanschaulichen Debatte. Dieses Verständnis entscheide darüber, wie wir die signifikanten Herausforderungen des Lebenszyklus würdigen: „die uralten

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