Die Depressionsfalle
die Depression bei Männern unzureichend diagnostiziert wird, spricht die Selbstmordstatistik. Dass Depression eine âlebensgefährliche Erkrankungâ ist, beweist sich durch die Häufigkeit der Selbsttötung von Depressiven: 15 Prozent der Betroffenen nehmen sich das Leben. Obwohl versuchte Selbstmorde dabei unter den Geschlechtern gleich häufig vorkommen, ist die Rate âerfolgreicherâ Suizide bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen. Männer wählen bei der Selbsttötung gerne âaggressivereâ Strategien als Frauen. Sie versterben seltener an einer Medikamentenüberdosis, dafür aberhäufiger im Rahmen eines Unfallgeschehens. Es wird angenommen, dass bisweilen Geisterfahrten auf der Autobahn dem Zweck der Selbsttötung dienen.
Die Diagnose der Depression des Mannes ist auch deshalb manchmal schwierig, weil die Erkrankung spezifische Muster aufweist. Wohl sind die Grundbeschwerden der Depression â niedergeschlagene Stimmung, Antriebslosigkeit, negative Gedankengänge und Schlafstörungen â bei beiden Geschlechtern in vergleichbarer Weise ausgeprägt, bei Männern tritt aber häufiger eine Verbindung von depressiver Verstimmung mit Aggression in den Vordergrund. Sie sind gereizt und neigen zu übertriebenen Reaktionen. Die gereizte Verstimmung ist häufig das erste Anzeichen, mit dem sich eine Depression ankündigt. In dieser Phase können Kleinigkeiten dazu führen, dass die Selbstkontrolle zusammenbricht und es zu Wutanfällen kommt. In dieser affektiven Erregung treten manchmal âÃrger-Attackenâ auf, die auch von den Betroffenen selbst als stark übertrieben und unpassend empfunden werden, gegen die sie sich aber dennoch nicht wehren können. Während dieser Attacken beschleunigt sich die Aktivität des Herzens, es treten Atemstörungen auf, der Kopf rötet sich, Schwindel, Schwitzen, Zittern treten auf. Die Ausbrüche ziehen oftmals schwere Schuldgefühle nach sich.
Eine Depression bei Männern tritt oft in der Maske körperlicher Beschwerden auf. Die Betroffenen klagen über Herzrasen, Beklemmungsgefühle im Brustbereich, Atembeschwerden oder Schmerzen in verschiedenen Regionen des Körpers, ohne dass für diese Beschwerden eine körperliche Krankheitsursache gefunden werden kann. Als Charakteristika der Depression beim Mann gelten daher:
⢠Reizbarkeit und Verstimmung
⢠Niedrige Impulskontrolle (schnelles Aufbrausen)
⢠Wutanfälle, unbändiger Ãrger
⢠Neigung zu Vorwürfen und zu nachtragendem Verhalten
⢠Geringe Stresstoleranz
⢠Hohe Risikobereitschaft
⢠Sozial unangepasstes Verhalten
⢠Höhere Bereitschaft, eine Straftat zu begehen
⢠Höherer Gebrauch von Suchtmitteln (vor allem Alkohol und Nikotin)
⢠Generelle Unzufriedenheit mit sich selbst und anderen
⢠Niedergeschlagenheit
⢠Sexuelle Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit und sexuelle Funktionsstörungen
⢠Traurigkeit, aus der man sich nicht befreien kann
⢠Schlafstörungen
⢠Interesselosigkeit oder Verlust früherer Interessen
⢠Antriebslosigkeit
⢠Andauernde Versagensängste
⢠Schuldgefühle
⢠Schmerzen ohne ersichtliche körperliche Ursache
⢠Selbstmordgedanken
Der Fragenkatalog, an dem man sich orientieren kann, um eine âMännerdepressionâ aufzudecken, umfasst dementsprechend andere Inhalte als bei Frauen:
⢠Müssen Sie in letzter Zeit übermäÃig viel Sport treiben, um Ihre innere Anspannung zu lindern?
⢠Mussten Sie in letzter Zeit immer wieder hart durchgreifen, damit Ordnung herrscht?
⢠Haben Sie in letzter Zeit öfter die Beherrschung verloren, gebrüllt und andere beschuldigt â und dann bereut, ausgerastet zu sein?
⢠Haben Sie Ihrer Familie und den Kollegen in letzter Zeit öfter klar machen müssen, wer hier eigentlich das Sagen hat?
⢠Haben Sie in letzter Zeit öfter mit Familie, Freunden und Kollegen gestritten?
⢠Haben Sie in letzter Zeit mehr getrunken und geraucht als sonst?
⢠Fehlen Ihnen in letzter Zeit Kraft und Ausdauer?
⢠Fühlen Sie sich in letzter Zeit öfter niedergeschlagen und mutlos?
⢠Haben Sie in letzter Zeit Ihr sonst positives Lebensgefühl verloren?
⢠Haben sich Ihr sexueller Antrieb oder Ihre sexuelle Funktion verändert?
⢠Waren Sie in letzter Zeit
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