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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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mögliche Einteilungen zur Verfügung. Die gerontopsychologische Einteilung unterscheidet das fortgeschrittene Lebensalter wie folgt:
    Menschen im dritten Lebensalter, ohne zeitliche Eingrenzungen hinsichtlich des Alter, werden dieser Einteilung nach als ‚junge Alte‘ bezeichnet. Damit sind Menschen nach Erreichung der Pension gemeint. Die Einteilung scheint verwirrend, da erstens Frauen eher früher als Männer in Pension gehen und Frühpensionisten damitwohl auch nicht gemeint sein können. Die Gerontopsychologen sprechen von dieser Lebensphase auch als von einer ‚belle epoque‘, in Anspielung an die Bezeichnung eines Lebensstils um 1900 – was sich offensichtlich nur auf Personen mit höheren Pensionen und einem dementsprechenden Lebensstandard beziehen kann und von Medienberichten und trivialen Fernsehserien genährt wird. Mindestrentner können mit dieser Anspielung wohl nicht gemeint sein.
    Menschen im vierten Lebensalter, das mit dem 85. Lebensjahr beginnend angesetzt wird, werden als ‚Hochbetagte‘ bezeichnet. Diese Menschen seien zunehmend biologisch-organischen Risiken ausgesetzt und leiden eher als Jüngere unter zahlreichen Erkrankungen (Multimorbidität).
    Die demographische Einteilung unterscheidet nach Lebensjahren:
junge Alte
–bis 75. Lebensjahr
mittelalte Alte
–75.–85. Lebensjahr
Hochbetagte
–über 85. Lebensjahr
Häufigkeit des Auftretens (Prävalenz) von Depression im Alter
    Die Frage nach der Häufigkeit des Auftretens (Prävalenz) von Depression im Alter scheint nicht leicht zu beantworten, da die Angaben von mehreren Faktoren abhängen, nämlich davon, welche Störungsbilder
    â€¢ anhand welcher Kriterien (dimensionale v. kategoriale Erfassung),
    â€¢ für welchen Zeitraum (Punktprävalenz, Periodenprävalenz),
    â€¢ durch wen (Psychiater mit/ohne Psychotherapieausbildung, Psychotherapeuten, Laien …),
    â€¢ mit welchen Instrumenten (klinisches Interview, strukturiertes Interview, Selbstbeurteilungsskalen),
    â€¢ in welchem Setting (Arztpraxen, stationäre Einrichtungen, Altenheime) erfasst werden.
Hat Depression bei älteren und alten Menschen ein anderes Gesicht?
    Die Krankheitszeichen (Symptome) einer depressiven Verstimmung sind die gleichen wie bei Jüngeren. Das Problem ist eher die Abgrenzung einer klinischen Depression von nachvollziehbaren altersbedingten resignativen und unglücklichen seelischen Zuständen. Diese Abgrenzung erfordert einen diagnostischen zeitlichen Aufwand, welcher pflegerisches und ärztliches Zuwendungsverhalten häufig zu überfordern scheint. Die subjektive Wahrnehmung alter Menschen von Einsamkeit, von Sich-verlassen-Fühlen, wird oft vom sozialen Umfeld verleugnet oder als ‚normal‘ abgetan, auch wenn vieles dafür spricht, dass die besonders schwarzseherische (pessimistische) Einschätzung der Wirklichkeit durch den betreffenden alten Menschen ein depressives Symptom sein kann. Die Abgrenzung depressionsbedingter Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen oder eines langsamen Gedanken- und Sprachflusses von dementiellen Erkrankungen wirft differenzialdiagnostische Probleme auf und ist oft zeitaufwändig. Auch die Anwendung der Geriatrischen Depressionsskala (GDS), einer Fragebogenuntersuchung, die vom Arzt durchgeführt wird, ist in vielen Fällen nicht hilfreich. Beobachtungen Angehöriger – so diese verfügbar sind – oder aufmerksamer Pflegender können durchaus verwertbare Hinweise liefern.
    Das Erstellen der Diagnose ‚Depression‘, das Einschätzen des Schweregrades und die damit im Zusammenhang stehenden Indikationsfragen, d. h. welche Behandlung für diesen Patienten in dieser Situation angemessen ist, unterscheidet sich nicht von dem Vorgehen, wie im Abschnitt zur Psychotherapie beschrieben worden ist.
Behandlungsbedarf
    Im Rahmen der Berliner Altersstudie (2000) wurde der Behandlungsbedarf bei psychiatrischen Symptomen – Depression im Zusammenhang mit Angstsymptomen, Schlafstörungen und milder Demenz – zu erfassen versucht. Nach dieser Studie wurden
    â€¢ bei 23,3 Prozent der untersuchten Population subklinische Symptome ohne Behandlungsbedarf,
    â€¢ bei 18,0 % milde Symptome mit Behandlungsbedarf,
    â€¢ bei 26,9 % mittelschwere Symptome mit definitivem Behandlungsbedarf und
    â€¢ bei 4,5 % schwere Fälle, die stationäre Behandlung erfordern,

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