Die Depressionsfalle
Psychotrope Substanzen beeinflussen Denkprozesse, das Gedächtnis, die Lernfähigkeit und die Interpretation von vegetativen und emotionellen Abläufen.
⢠âState depending learningâ (in einem bestimmten Zustand Gelerntes) bedeutet, dass Erfahrungen unter der Einwirkung von Psychopharmaka nicht zwingend in den substanzfreien Zustand übertragbar sind.
Bei einer gemeinsamen Konferenz von klinischen, eher Psychopharmaka verordnenden Psychiatern und nicht-ärztlichen Psychotherapeuten einigte man sich auf Richtlinien.
Richtlinien für Psychotherapeuten
⢠Arbeiten Sie mit einem Psychiater zusammen, der nicht nur Medikamente verschreibt, sondern auch die Komplexität von Psychotherapie und parallelen Behandlungen anerkennt.
⢠Sehen Sie den Psychiater als mögliche Quelle der Information, nicht aber als Ko-Therapeuten oder Konkurrenten.
⢠Geben Sie dem Patienten keine Ratschläge zu den Medikamenten, der Dosierung oder den Nebenwirkungen. Verweisen Sie solche Fragen an den Psychiater.
⢠Psychische Reaktionen darauf, dass man Medikamente braucht, von ihnen profitieren kann, etc., sind allesamt âGetreide für die psychotherapeutische Mühleâ 32 und in den Psychotherapiesitzungen zu thematisieren.
Richtlinien für Pharmaka-Therapeuten
⢠Ãberweisungen von und an Psychotherapeuten, deren Fähigkeiten Sie nicht kennen und denen Sie nicht vertrauen, sind ebenso problematisch wie sonst auch in der Medizin.
⢠Sehen Sie den/die nicht-ärztlichen TherapeutIn als verantwortlichen Professionellen und verlässlichen Informanten an, jedoch nicht als Supervisanden oder Konkurrenten.
⢠Nehmen Sie die Rolle des Arztes ein und verwenden Sie ein medizinisches Modell, das psychologische, biologische und soziale Umstände integriert.
⢠Sehen Sie die Anfrage des Psychotherapeuten zur Konsultation als Fortschritt in der Therapie und nicht als Zeichen einer gescheiterten Psychotherapie.
⢠Betrachten Sie einen möglichen Widerstand gegenüber Medikamenten und die psychologische Bedeutung ihrer Einnahme als wichtige Themen, die mit dem Therapeuten diskutiert werden sollten.
⢠Bieten Sie keine Interpretationen an.
Besonders wichtig ist es, die Patienten darauf hinzuweisen, dass eine Besserung des Leidens nur durch ihr Mitwirken an der Behandlung möglich ist. Dieser Einstellungs- und Erfahrungswechsel ist für viele Patienten nicht leicht nachzuvollziehen. Bis dato war es für die meisten Patienten selbstverständlich, dass sich das eigene Mitwirken an ärztlichen/medizinischen Behandlungen auf das âBefolgenâ von Anweisungen bzw. Empfehlungen â wie das Einnehmen von Medikamenten â beschränkte. Psychotherapie hingegen erfordert ein aktives Mitwirken.
Im Sinne des eingangs angeführten âEmpowermentsâ ist es erforderlich, Patienten über den Forschungsstand zur Wirksamkeit psychoanalytischer Therapien kurz zu informieren; schon um manche Voreingenommenheit zu zerstreuen.
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Depression im Alter
âTempora mutantur, et nos mutamur in illis.â
Ovid, Metamorphosen
Was bedeutet âAlterâ?
Eine alte Frau oder ein alter Mann fühlen sich alt aufgrund der Anderen, ohne subjektiv entscheidende Veränderungen erfahren zu haben (die Wechseljahre sind für die Frau eine physische Erfahrung, treten aber lange vor dem Alter auf).
Unsere Nächsten, schreibt Simone de Beauvoir in dem Buch
Das Alter
(
La Viellesse
), werden als âalterslosâ betrachtet. Die Entdeckung, dass sie alt sind, versetzt uns einen Schlag. Als Beispiel führt sie den Schock an, den der Dichter Marcel Proust beschreibt, als er unvermittelt in ein Zimmer trat und dort anstelle seiner GroÃmutter, die für ihn kein Alter besaÃ, eine uralte Frau gewahrte.
Innerlich sind alte Menschen nicht einverstanden mit dem Etikett, mit dem man sie versehen hat. Es besteht also eine Asymmetrie zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild. Der tiefere Grund für diese Asymmetrie ist im Unbewussten zu suchen. Das Unbewusste ist zeitlos, es unterscheidet nicht Wahres und Falsches, es ist eine Gesamtstruktur von Trieben, die wir im bewussten Denken als Wünsche wahrnehmen, es ist unreflektiert. Aber es kann, wie wir wissen, zum Hindernis für die Reflexion werden, muss es allerdings nicht.
Der Ãbergang von der Jugend zum Erwachsenenalter wird durch das Unbewusste nicht gestört; vielmehr ist
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