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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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Bedeutung gegenüber dem Amphetaminderivat Methylamphetamin (Crystal Meth). Dies gilt vor allem für Regionen wie die USA, Asien und Osteuropa. Inder illegalen Marktsituation haben die Amphetamine auch die Bedeutung, dass ihre chemische Struktur die Basis für die Entwicklung einer Unzahl von sogenannten Designerdrogen bildet.
Die Kontinuität des medizinischen Gebrauchs
    Die Experten der Weltgesundheitsbehörde sprachen also den Amphetaminen keine therapeutische Bedeutung zu. Diese Einschätzung entsprach eigentlich nicht der Realität, bedenkt man den psychiatrischen Einsatz der Stoffe in jener Zeit. Heute werden Amphetamine zwar weniger eingesetzt, sind aber dennoch in einigen Ländern weiterhin Bestandteil medizinischer Behandlung. Als Antidepressiva werden sie heute nur noch sehr selten eingesetzt. Andererseits ist durchaus auch die Auffassung zu beobachten, dass bei sogenannten therapieresistenten Depressionen ein Therapieversuch mit Amphetaminen sinnvoll sein kann.
    1999 wurde in Zürich veröffentlicht, dass eine retrospektive Untersuchung von 65 depressiven Patienten, die an der Psychiatrischen Universitätsklinik Amphetamin oder Ritalin erhalten hatten, ergab, dass 38 davon deutliche Besserungen zeigten. Besonders Energie, Stimmung und Antrieb wurden positiv beeinflusst. 46 Und Brigitte Woggon schrieb 2005 (und klinkte sich damit in die Tradition der Schweizer Psychiatrie nach Bleuler ein): „Bei lang anhaltenden bzw. chronischen Depressionen (über zwei Jahre) steht häufig nicht die depressive Verstimmung, sondern die Antriebsminderung im Mittelpunkt der Symptomatik. […] Hat die Anwendung aktivierender Antidepressiva auch in Hochdosierung unter Plasmaspiegelkontrollen keinen Erfolg, so ist die Kombination mit Psychostimulanzien in vielen Fällen sehr hilfreich. Stimulanzien wirken gegen vermindertes Bewusstsein. Sie können Orientierungs- und Gedächtnisstörungen bessern, sofern diese Folgen einer verminderten Vigilanz sind. Sie wirken gegen Konzentrationsstörungen, Störungen von Auffassung und intellektuellen Funktionen, Denkverarmung, Energiemangel, Müdigkeit, Ermüdbarkeit, Verlangsamung, vermehrten Schlaf, Zunahme von Appetit und Gewicht und können die Libido verbessern.“ 47
    In den USA ist Amphetamin weiterhin in medizinischem Gebrauch. Eine Dosierung von bis zu 60 Milligramm täglich unter ärztlicher Aufsicht gilt als sicher und soll nicht zur Abhängigkeit führen. Traditionell gilt es als das Standardmedikament gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Syndrom (ADHS) und gegen Narkolepsie. Die Behandlung des ADHS mittels Amphetaminen gewinnt in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. Das Arzneimittel, das in dieser Indikation verschrieben wird, ist zumeist das vorhin bereits als Antidepressivum beschriebene Methylphenidat (Ritalin, Medikinet).
Die 50er Jahre – das „Zeitalter der Angst“
    Die 50er Jahre waren gleichzeitig die Epoche des Wiederaufbaus und der Entwicklung diffuser und tiefer existenzieller Ängste. Die Schrecken des Krieges waren noch nicht vergessen und schon gar nicht überwunden. Die Erfahrung der Fähigkeiten – und der Bereitschaft – des Menschen zur Ausübung von vernichtender Gewalt hatten eine große Verunsicherung zurückgelassen. Diffuse Ängste vor Vernichtungswaffen und vor dem Kalten Krieg fungierten im Hintergrund der nach außen zur Schau getragenen Aufbruchsstimmung und dem politisch verfügten Optimismus dieser Epoche. In der Kunst und der Populärkultur allerdings war die Furcht allgegenwärtig. Bereits 1947 hatte der britische Dichter W. H. Auden den Schlüsselbegriff gefunden, als er sein Poem
Das Zeitalter der Angst
veröffentlichte, das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Er traf mit diesem Werk, in dem er die westliche Kultur während des Zweiten Weltkriegs analysierte, den Nerv einer kulturellen Bewegung, indem er sie gleichzeitig diagnostizierte, benannte und zu interpretieren versuchte. Der Text fand möglicherweise gar nicht viele Leser, aber der Begriff selbst und die durch ihn kommunizierte Botschaft wurden dadurch verbreitet, dass sie Leonard Bernstein einer seiner Symphonien zugrunde legte und Jerome Robbins sie zu einem Ballett umgestaltete.
    Der Existentialismus Sartre’scher Prägung, der als „Modephilosophie“ dieser Periode gilt, schrieb der Angst eine bestimmende Funktion im

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