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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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Symptome auch innerhalb der langsamen Dosisreduktion auftraten.
    Bei den meisten Patienten sind diese Symptome nur leicht bis mittel, sie können bei einigen Patienten jedoch auch stark ausgeprägt sein. Oft klingen die Symptome nach einigen Wochen ab, sie können jedoch bei einigen Patienten auch zwei bis drei Monate oder länger anhalten. Wenn nach Dosisverringerung oder Absetzen stark beeinträchtigende Absetzerscheinungen auftreten, kann eine langsamere Dosisreduktion bzw. ein langsameres Ausschleichen angezeigt sein.
    Die Erfahrung spricht dafür, dass die Erscheinungen nicht bei allen SSRI bzw. SNRI, die heute verfügbar sind, in gleicher Weise erwartet werden können. Viel spricht dafür, dass sie nach Behandlung mit Paroxetin (Seroxat) oder Venlafaxine (Efexor) häufiger auftreten. Paroxetin hat keine aktiven Metaboliten und eine relativ kurze Plasmahalbwertszeit von etwa 24 Stunden. Es wird vermutet, dass dies der Grund für häufigere Absetzerscheinungen – im Vergleich zu anderen SSRIs – ist.
Sexuelle Dysfunktionen
    Als besondere Form der Störungen, die durch das Absetzen der Antidepressiva ausgelöst werden, wird eine anhaltende Störung verschiedener sexueller Funktionen beschrieben: Anorgasmie, erektile Dysfunktion, vor allem aber reduziertes Begehren und reduzierte Erregbarkeit. In den frühen Zulassungsstudien wurde dieser Effekt nicht gefunden, aber spätere Beobachtungen sprachen dafür, dass zwischen 17 und 47 Prozent der Patienten, die die Substanzen erhalten hatten, unter der einen oder anderen Störung litten. Auch die populären Autoren, die über ihre eigenen Erfahrungen mit den SSRI berichtet haben, beschrieben diesen unerwünschten Nebeneffekt und schrieben ihm große Bedeutung zu. Bei manchen Patienten kann diese Störung auch noch längere Zeit nach dem Absetzen der Substanz anhalten.
    Von einer Post-SSRI-bedingten sexuellen Dysfunktion kann gesprochen werden, wenn eines oder mehrere der folgenden Symptome, die das Geschlechtsleben und die sexuelle Funktion betreffen, aufrecht bleiben oder erst nach dem Absetzen der Substanz auftritt:
    â€¢ Abgeschwächte oder fehlende Libido
    â€¢ Impotenz oder reduzierte vaginale Feuchtigkeit
    â€¢ Schwierigkeiten zu erigieren, die Erektion aufrecht zu erhalten oder in Erregung zu geraten
    â€¢ Eine anhaltende genitale Erregungsstörung bei erotischer Lustlosigkeit
    â€¢ Gedämpfte, verzögerte oder fehlende orgasmische Erfahrung (Anorgasmie)
    â€¢ Ausbleibende oder reduzierte Lusterfahrung während des Orgasmus (ejakulatorische Anhedonie)
    â€¢ Vorzeitiger Samenerguss
    â€¢ Abgeschwächte Empfindlichkeit des Penis und der Klitoris
    â€¢ Genitale Anästhesie
    â€¢ Kein oder abgeschwächter Respons auf sexuelle Stimulation
    â€¢ Reduziertes Samenvolumen
    â€¢ Priapismus (anhaltender Erektionszustand des Penis oder der Klitoris)
    Prinzipiell ist bei der Beurteilung des Zustands zu berücksichtigen, dass sexuelle Störungen ein zentrales Symptom depressiver Zustandsbilder sind und dementsprechend in jedem Fall bestimmt werden muss, ob die Medikamenteneffekte tatsächlich eine bestimmende Rolle spielen.
Besondere Problembereiche der Behandlung mit Antidepressiva
Antidepressiva in Schwangerschaft und Stillzeit
    Die Schwangerschaft stellt eine der vielen Krisensituationen dar, die eine Depression auslösen können. Die Frauen, die in diese Situation geraten, stehen dann vor der weiteren schweren Aufgabe, sich für eine Behandlung zu entscheiden, die mit erheblichen Risiken verbunden ist. Bei einer entsprechenden Ausprägung der Depression kann aber andererseits auf eine medikamentöse Behandlung nicht verzichtet werden, da deren Risiken doch durch ihren unbestreitbaren Nutzen aufgewogen wird. Vorsicht und sorgfältige Überwachung solltefür die Anwendung aller Antidepressiva in der Schwangerschaft als eiserne Regel gelten.
    Auswirkungen auf das Kind kann die antidepressive Behandlung der Mutter während der Schwangerschaft deshalb haben, weil die Medikamente über die Plazenta in den Foetus gelangen. Auch die Stillperiode ist in dieser Hinsicht noch problematisch, weil die Arzneimittel auch in die Milch kommen. 2006 veröffentlichte die FDA einen Bericht über die Risiken der SSRI-Behandlung während der Schwangerschaft und in der Stillperiode. Der Bericht enthielt auch eine Aufforderung an stillende Mütter, die mit SSRIs

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