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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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behandelt werden, diese Behandlung mit ihren Ärzten zu diskutieren. Was die Auswirkungen auf das Kind betrifft, muss man zwischen der Fähigkeit der Substanzen, die Entwicklung zu beeinträchtigen und zu Missbildungen zu führen (Teratogenität), und den Folgen der Abhängigkeit, die durch die kontinuierliche Versorgung des Foetus über die Plazenta ausgelöst wird (Absetz- oder Entzugserscheinungen), unterscheiden.
Fehlbildungen beim Embryo
    Es gibt Hinweise auf Teratogenität des irreversiblen MAO-Hemmers Tranylcypromin (Iatrosom) auf der Basis von wenigen dokumentierten Schwangerschaften, wenngleich die Zahlen für eine Risikobewertung nicht ausreichen. Es wird daher von der Therapie sowohl mit dem reversiblen MAO-Hemmer Moclobemid als auch mit dem nicht-reversiblen MAO-Hemmer Tranylcypromin in der Schwangerschaft abgeraten. Deutsche Experten empfehlen trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin (Saroten u. a.) als Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen in Schwangerschaft und Stillzeit. Länger gebräuchliche Trizyklika scheinen nicht teratogen zu sein.
    Die ursprüngliche Behauptung, dass die SSRI weder zu Fehlgeburten noch zu angeborenen Missbildungen führen, ist heute nicht mehr aufrechtzuerhalten. In den letzten Jahren häuften sich die Berichte über verschiedene Formen von Geburtsschäden, wobei nicht allen SSRI ein gleiches Risikopotential zugeordnet wird. Besondere Aufmerksamkeit erregte eine 2006 veröffentlichte Studie, in der beobachtet wurde, dass die Einnahme von SSRI (Fluoxetin, Paroxetin[Seroxat u. a.] oder Sertralin [Gladem u. a.]) in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft im Vergleich zur Nichtanwendung von SSRI mit einem sechsfach erhöhten Risiko für Lungenhochdruck einhergeht Die Studie war sehr sorgfältig durchgeführt worden und konnte sich auf die große Fallzahl von 1200 Neugeborenen berufen, die in 97 Einrichtungen in vier großen amerikanischen und kanadischen Stadtgebieten erfasst worden waren.
    Als besonders bedenkliche Substanz gilt in dieser Hinsicht das Paroxetin (Seroxat). Aus dem FDA erging für dieses Präparat ein besonderer Warnhinweis vor erhöhten Missbildungsraten im Sinne von angeborenen Herzfehlern, Unterleibsfehlentwicklungen und anhaltender pulmonaler Hypertonie. Neue Untersuchungen haben auch Verzögerungen der sprachlichen Entwicklung feststellen können.
    Allerdings besteht das Missbildungsrisiko offenkundig nicht nur für Paroxetin. Auch andere SSRI sind bekannt dafür geworden, dass ihr Gebrauch in der Schwangerschaft zu Missbildungen des Kindes geführt hat: So haben zum Beispiel Eltern von Kindern mit Geburtsschäden, die von Müttern geboren wurden, die mit Zoloft (Sertralin) behandelt worden waren, Klagen gegen die Erzeugerfirma Pfizer eingebracht. Derzeit stehen in den USA 250 derartige Klagen an. Das erste Verfahren soll am 12. September 2014 eröffnet werden.
    Das Gleiche gilt für Fluoxetin (Prozac, u. a.). Auch dieser Substanz wird nachgesagt, dass sie zu angeborenen Lungendefekten, Bauchdefekten und persistierender pulmonaler Hypertonie des Neugeborenen sowie auch zu Skelettmissbildungen, Missbildungen an Wirbelsäule und Gehirn, im Schädelbereich und im Gesichtsbereich führen kann.
    Die Klagen, die gegen die Pharmaindustrie eingebracht werden, berufen sich darauf, dass die Herstellerfirmen ihre Informationspflicht vernachlässigt und die Veröffentlichung über schädliche Auswirkungen des Gebrauches unterdrückt haben.
    Alles in allem spricht das bisherige Wissen dafür, dass SSRI in der Schwangerschaft nur wenn unumgänglich notwendig, unter größter Vorsicht und in der geringsten möglichen Dosis angewendet werden sollen. Schwangere Depressive sollten die Behandlung mit ihren Ärzten diskutieren und eventuell den Einsatz älterer Antidepressiva fordern. Ein abruptes Absetzen der Substanzen währendder Schwangerschaft ist aber zu vermeiden, da es eine physiologische Belastung der Mutter und des Kindes mit sich bringt.
Absetzsyndrom des Neugeborenen
    Es ist schon lange bekannt, dass es unter der Behandlung mit trizyklischen Antidepressiva nach der Geburt bei Neugeborenen zu Absetzbzw. Anpassungsphänomenen wie erhöhter Reizbarkeit, Zittrigkeit, Erregbarkeit und Krampfbereitschaft kommen kann, die auch als Entzugssyndrom beschrieben werden. In einer neueren Studie wurde eine höhere Rate an Anpassungssymptomen unter der

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