die Detektivin in Jeans
Therese.
„Vielleicht hat die Polizei den
Falschen erwischt?“ meinte Sandra vorsichtig.
Therese runzelte die Stirn.
„Wieso glaubst du das?“
„Ach, Sandras Phantasie geht
mal wieder durch. Sie macht sich gern wichtig. Kriminalfälle aufzuklären ist
ein Hobby von ihr“, warf Oliver lachend ein.
„Ist ja gar nicht wahr“,
schmollte Sandra und gab sich gekränkt.
„Ach, so!“ Therese betrachtete
Sandra belustigt. „Soll ich dir einen heißen Tip geben?“ meinte sie scherzend.
Sie hielt das Ganze für einen Spaß und flüsterte geheimnisvoll: „Die Maria ist
ein Biest, der traue ich alles zu. Die Schwester von Herrn Baumann scheint auch
nicht ganz sauber zu sein. Sie murmelte immer so verdächtig vor sich hin. Als
ich dort anfing, half sie ja noch hin und wieder im Betrieb, da habe ich oft
erlebt, daß sie mit Maria über Herrn Siegmund tuschelte. Und Ingo erst! Das ist
ein Rocker, der seine Mutter ausnimmt, wo er nur kann.“
„Und Frau Siegmund?“ fragte
Sandra.
Thereses Stimme wurde wieder
sachlich. „Frau Siegmund ist in Ordnung. Bei ihr läßt es sich gut arbeiten. Sie
ist auch nicht kleinlich mit dem Essen. Die Maria schüttet die Reste eher aus —
oder serviert sie den Gästen. Selbst schalen, abgestandenen Apfelsaft macht sie
zu Geld. Und immerzu spionierte sie durch die Durchreiche in die Küche, ob ich
nur ja nicht naschte. Einmal hat sie mich dabei erwischt, wie ich mir ein Stück
Käse in den Mund schob. Das Theater, das sie da machte!“ Therese schüttelte
sich. „Dabei hat sie überhaupt nichts zu sagen. Herr Siegmund läßt sie nicht
mal an die Kasse. Sie muß für ihre Bestellungen Bons abgeben wie jede
gewöhnliche Bedienung.“
„Hat sie das nicht geärgert?“
fragte Sandra.
„Und ob! Deswegen gab es ja
auch ständig Streit mit Herrn Siegmund. Die Wirtin tat mir oft leid. Sie steht
zwischen beiden Parteien und ist nur damit beschäftigt, einzulenken und alle zu
beschwichtigen. Ein angenehmes Arbeitsklima war das nicht für mich.“
„Hast du deshalb gekündigt?“
fragte Oliver.
Therese schüttelte den Kopf.
„Mir war der Weg dorthin auf die Dauer zu weit. Und Küchenhilfe ist ja auch
nicht das, was ich immer sein möchte. Das Arbeitsamt hat mir eine Stelle in
einem Supermarkt in der Stadt vermittelt. Am nächsten Ersten fange ich dort an.
Ich komme an die Kasse“, verkündete Therese stolz. „Bis dahin feiere ich meine
Überstunden ab.“
„Therese, ich blute! Ich habe
mich gestochen!“ rief die kleine Schwester weinend.
„Ich komme, Bini!“ gab Therese
zurück. „Möchtet ihr ein paar Stachelbeeren?“ fragte sie Sandra und Oliver.
Oliver wollte ablehnen.
Doch Sandra kam ihm zuvor. Ihr
war während des Gespräches mit Therese ein Einfall gekommen. Sie hoffte, ihn
mit Thereses Hilfe verwirklichen zu können.
„Wäre nicht schlecht“, sagte
sie zu Therese und winkte Oliver, ihr zur Gartentür zu folgen.
Therese zog Bini einen Dorn aus
dem Daumen, saugte die Wunde aus und schickte die Kleine zur Mutter ins Haus.
„Langt zu“, forderte sie Sandra
und Oliver auf.
Die Sträucher hingen voll
dicker, saftiger, gelblich-grüner Stachelbeeren.
Sandra folgte der Einladung und
verdrehte genießerisch die Augen. „Von der Sonne verwöhnt! Die mußt du kosten,
Oliver“, sagte sie und schob Oliver eine Beere in den Mund.
„Als fertige Marmelade sind sie
mir lieber“, seufzte Therese und betrachtete mißmutig die vielen noch
abzuerntenden Sträucher.
„Wir helfen dir ein bißchen“,
bot Sandra ihr an.
Oliver protestierte. „Ich muß
weg.“
„Ach, komm! Schieb den Eimer
von der Kleinen mal herüber.“
„Laßt doch“, wehrte Therese ab.
„Für den ersten Topf reicht es. Mehr auf einmal kann meine Mutter nicht
verarbeiten.“
„Du, Therese“, sagte Sandra
vorsichtig. „Weißt du, ob Siegmunds schon einen Ersatz für dich haben?“
„Keine Ahnung.“
„Könntest du sie fragen? Ich
suche nämlich einen Ferienjob. Aber es ist schwer, unterzukommen. Vielleicht würde
Frau Siegmund mich aushilfsweise einstellen?“
Oliver blickte Sandra ironisch
an und wartete genauso gespannt wie Sandra auf Thereses Reaktion.
Doch Therese erschien Sandras
Vorhaben nicht ungewöhnlich. „Warum nicht? Aber das ist kein leichter Job. Da mußt
du ganz schön ran“, warnte sie.
„Das macht mir nichts aus“,
versicherte Sandra. „Habt ihr Telefon? Rufst du mal an?“
„Jetzt? Frau Siegmund steht der
Kopf bestimmt nicht nach geschäftlichen Dingen, wo ihr
Weitere Kostenlose Bücher