die Detektivin in Jeans
bestätigte Maria
die Bestellung.
„Ich soll mich hier
vorstellen“, sagte Sandra.
Maria blickte kurz von ihrer
Tätigkeit auf, schwenkte ein Glas aus und sagte: „Sie haben sich aber mächtig
Zeit gelassen. So gehen Sie doch schon in die Küche!“
Die unfreundliche Begrüßung
entsprach genau der Vorstellung, die Sandra sich von Maria gemacht hatte.
„Ist ja noch gar nicht sicher,
ob ich die Stelle annehme“, erwiderte Sandra hochmütig. „Außerdem war ich für
neun Uhr bestellt. Jetzt ist es..:“.Sandra blickte auf die Wanduhr — „...zwei
vor neun.“
Maria wurde rot. Sie schien
eine heftige Antwort bereit zu haben, versagte sie sich jedoch.
„Wo geht‚s zur Küche?“ fragte
Sandra.
Maria deutete mit einer
Kopfbewegung zur Tür rechts neben ihr.
Sandra ging um den Tresen herum
in die Küche.
Eine mittelgroße, etwas mollige
Frau mit roten Haaren stand an einem der beiden Elektroherde und rührte in einem
Topf. Es roch nach Gulaschsuppe.
„Guten Morgen, Frau Siegmund!“
grüßte Sandra. „Therese schickt mich. Ich bin Sandra Faber.“
Die Frau drehte sich mit einem
freudigen Lächeln um. Doch als sie das Mädchen sah, veränderte sich ihr
Gesicht. Ihre Miene drückte Enttäuschung aus. „Du bist ja noch ein Kind! Ist
die Therese verrückt geworden? Sie weiß doch, was bei uns los ist. Was soll ich
denn mit dir?“
Sandra schluckte.
Die Frau betrachtete sie
kopfschüttelnd.
Schließlich lächelte sie
mütterlich. „Na, du kannst ja nichts dafür. Möchtest dir in den Ferien etwas
verdienen, nicht? Wie alt bist du denn?“
Sandra zögerte. Sie überlegte,
ob sie vorgeben sollte, bereits sechzehn zu sein.
Doch die Frau in der weißen
Kleiderschürze machte trotz der wenig einladenden Begrüßung einen netten
Eindruck auf Sandra. Außerdem klangen Thereses freundliche Worte über die
Wirtin in ihr nach. Sie entschloß sich, bei der Wahrheit zu bleiben. „Vierzehn.
In drei Monaten werde ich fünfzehn.“
„Noch zwei Gulasch!“ rief Maria
und schob einen Bestellzettel durch die Durchreiche.
„Das Geschirr steht in dem
großen Wandschrank. Ich brauche sechs Suppentassen“, sagte die Wirtin zu
Sandra.
Sandra warf ihren Beutel, der
eine weiße Schürze ihrer Mutter enthielt, auf einen Küchenstuhl. Sie öffnete
den Schrank und entschied sich nach kurzer Überlegung für das blaue
Keramikgeschirr, das sie zum Servieren einer Gulaschsuppe für am besten
geeignet hielt.
Da Frau Siegmund nicht
widersprach, wußte Sandra, daß sie richtig handelte.
Sie verteilte die Untertassen
auf zwei Tabletts, die Frau Siegmund auf dem Tisch bereitgestellt hatte, und
reichte der Wirtin die Suppentassen zum Füllen.
Als das erste Tablett fertig
war, trug sie es zur Durchreiche.
„Du mußt Maria Signal geben.
Schlag kurz mit der Handfläche auf den Klingelknopf auf der Durchreiche. Wenn
Maria bedient oder sich am Tresen aufhält, sieht sie das Essen nicht, und es
wird kalt. Und vergiß den Brotkorb nicht“, belehrte sie Frau Siegmund.
Auf einer seitlichen Anrichte
standen leere Brotkörbchen neben einem Berg Brotschnitten.
„Wieviel Brot?“ fragte Sandra.
„Von den großen Scheiben eine,
von den kleinen zwei pro Person. Und steck bitte die Bestellzettel, sobald sie
erledigt sind, auf den Spieß“, bat Frau Siegmund. Sie zeigte auf eine große
Nadel in einem Bleifuß auf der Anrichte.
Sandra führte die Anordnungen
aus und kam zurück, um das zweite Tablett zu holen.
Danach schloß sie die
Durchreiche und fing an, das schmutzige Geschirr auf die Spülablage zu tragen.
„Du bist flink und anstellig“,
lobte die Wirtin. „Ich hoffe nur, die Arbeit wird dir nicht zuviel. Wie lange
möchtest du bei uns bleiben?“
„Ich... ich weiß noch nicht“,
erwiderte Sandra ausweichend.
„Na, versuchen wir es mal
miteinander. Nächste Woche annonciere ich nochmals in der Zeitung wegen einer
neuen Hilfskraft. Über deinen Stundenlohn unterhalten wir uns später. Ich muß
jetzt im Lokal nach dem Rechten sehen.“
Frau Siegmund eilte zur Tür,
besann sich jedoch anders und kam zurück. „Nein, am besten zeige ich dir
zunächst, wie die Geschirrspülmaschine zu füllen ist — oder habt ihr eine zu
Hause?“
„Leider nicht“, erwiderte
Sandra.
Die Wirtin ging zu einer
anderen Tür, öffnete sie und rief: „Ingo! Ingo, bist du auf? Komm herunter! Du
mußt Maria helfen!“ Sie schloß die Tür und wandte sich an Sandra: „Mein Sohn
ist ein Langschläfer.“ Sie lächelte, halb ärgerlich,
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