die Detektivin in Jeans
halb entschuldigend. „Na
ja, er hat schließlich Ferien.“
Wenn wir ein Restaurant hätten,
und mein Stiefvater läge im Krankenhaus, dann würde ich bestimmt nicht um halb
zehn noch im Bett liegen, dachte Sandra.
„Das Gemüse für die
Mittagsmenüs ist noch nicht geputzt!“ fiel Frau Siegmund ein. „Wir bieten
täglich zwei verschiedene Menüs zur Auswahl an“, erklärte sie Sandra.
„Kann man bei Ihnen nicht nach
der Speisekarte bestellen?“
„Nein. Unsere Gäste erhalten
ihr Essen auf Abonnementkarten. Ich könnte sie nicht so preiswert abgeben, wenn
ich eine größere Auswahl anbieten würde. Dazu brauchte ich mehr Personal.
Schwenk bitte die Suppenreste in den Tassen unter dem Wasserhahn aus. — Hast du
keine Schürze mit?“
„Doch.“ Sandra eilte zu ihrem
Plastikbeutel und band die Schürze ihrer Mutter um.
Plötzlich fiel ihr etwas ein.
„Mein Fahrrad steht vor dem Lokal. Wo kann ich es abstellen?“
„Im Hof. Geh hier durch die
Tür, dann über den Flur zum Hofausgang. Du kannst es in den offenen Schuppen
neben der Garage schieben, da steht es trocken“, schlug Frau Siegmund
freundlich vor.
Sandra folgte der Anweisung.
Im Flur sah sie drei Türen.
Eine führte zur Küche, eine zum Lokal, eine zum Hof. Gegenüber der Küchentür
befand sich der Treppenaufgang zum Obergeschoß.
Das Restaurant „Zum Anker“ lag
in einem Eckhaus. Das Hoftor führte auf eine schmale private Anliegerstraße.
Sandra ging um die Hausecke und
an den bunten Butzenscheiben des Lokals vorbei und holte ihr Fahrrad aus dem
Fahrradständer neben dem Lokaleingang.
Als sie ins Haus zurückkam fiel
ihr auf, daß man vom Hinterausgang direkt und ungesehen ins Lokal gelangen
konnte. Sie überlegte, daß jedermann, der es darauf anlegte, ins Lokal
schleichen und — falls es leer war — die Kasse plündern oder die
Getränkevitrine ausräumen und anschließend unentdeckt über den Hof verschwinden
könnte.
„Suchst du wen?“ fragte eine
Stimme schräg von oben.
Sandra schrak zusammen.
Sie blickte zur Treppe, auf der
ein Junge in einem weißen offenen Hemd, hautengen Jeans und Riemchensandalen an
den nackten Füßen herunterschritt.
Ingo! vermutete Sandra. Das
braungebrannte Gesicht unter dem dunklen Wuschelhaar erschien ihr nicht
unsympathisch.
Sandra lächelte. „Ich hab hier
einen Ferienjob und weiß nicht mehr, wo‚s lang geht.“
Ingo sprang die letzten
Treppenstufen hinunter und öffnete die rechte Tür. „Hier ist die Küche, Lady“,
sagte er grinsend und ließ Sandra vorangehen.
Ein Mann stand bei Frau
Siegmund in der Küche. Offensichtlich unterhielten sie sich über den Überfall
auf den Wirt, denn der Mann sagte gerade: „Ich hab‚s in der Zeitung gelesen.
Ist wirklich schrecklich. Wie geht es Ihrem Mann?“
„Morgen“, sagte Ingo. „Frischer
Kaffee da?“
Frau Siegmund trat an die
Kaffeemaschine, während sie ihrem Besucher antwortete: „Er ist wieder bei
Bewußtsein, Gott sei Dank. Aber es wird wohl Wochen dauern, bis er wieder auf
den Beinen ist.“
„Wie kann jemand so etwas tun!
Nein, diese Jugend heute! Aber wer weiß, was man selbst mit seinen Kindern noch
erlebt“, seufzte der Mann.
Frau Siegmund nickte
zustimmend.
„Drei Brühe!“ rief Maria in die
Küche.
„Ein Tablett, Sandra“, bat die
Wirtin.
„Ist kein gekochter Schinken
mehr da?“ fragte Ingo und überprüfte den Inhalt des Kühlschranks.
„Die neue Lieferung kommt erst
morgen“, erinnerte seine Mutter.
Der Besucher, ein Stammgast,
verabschiedete sich. „Mein Kaffee wird kalt. Grüßen Sie Ihren Mann, Frau
Siegmund. Ich wünsche ihm eine baldige Genesung. Tut uns allen leid, was
passiert ist.“
„Danke, Herr Turex. Es wird
meinen Mann freuen, daß Sie sich nach ihm erkundigt haben“, erwiderte die
Wirtin.
Der Mann ging in die Gaststube
zurück.
Das Telefon klingelte in der
Küche.
„Geh mal ran, Ingo. Ich muß die
Bestellungen fertigmachen. Sandra weiß noch nicht so recht Bescheid“, wies Frau
Siegmund ihren Sohn an, während sie Kaffee aus der Maschine in ein Kännchen
einlaufen ließ.
Ingo meldete sich: „Restaurant
,Zum Anker*... Ach, du bist es, Tante Martha...! Wie‚s uns geht? Na, das hast
du doch sicher in der Zeitung gelesen...“
Sandra spitzte die Ohren. Die
mit der Familie zerstrittene Schwester des verstorbenen Herrn Baumann schien
die Anruferin zu sein.
„Ja, den Täter haben sie. Nein,
der ist nicht kleinzukriegen, der kommt wieder — leider!“ sagte Ingo
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