die Detektivin in Jeans
ins
Telefon.
„Ingo!“ rief seine Mutter
scharf und verweisend.
„Moment...“ sagte Ingo und
wandte sich zu seiner Mutter um. „Tante Martha läßt fragen, ob wir ihre Hilfe
brauchen.“
„Mach hier weiter!“ sagte Frau
Siegmund barsch und entriß Ingo den Hörer. „Martha? Guten Morgen. Was ist?
Augenblick, ich lege das Gespräch nach oben. Hier unten kann ich nicht
sprechen“, sagte sie zu ihrer Schwägerin. Und zu Ingo: „Leg auf, wenn ich mich
gemeldet habe.“
Sie eilte zur Tür hinaus.
„Tante Martha?“ sagte Ingo.
„War zu schön gewesen, wenn wir ihn losgeworden wären, nicht? Na, komm, warum
soll ich das nicht sagen? Tu doch nicht so, als ob er dir leid täte. Er hat
dich doch rausgeekelt... Hallo?“
Anscheinend hatte sich Frau
Siegmund vom Privatapparat aus eingeschaltet. Ingo legte den Hörer auf.
„Ich finde es schlimm, das mit
deinem Vater“, sagte Sandra.
„Er ist nicht mein Vater,
sondern der zweite Mann meiner Mutter. Und was ich für ihn empfinde, hast du ja
gerade gehört“, erwiderte Ingo.
„Das verstehe ich nicht. Ich
meine, daß er euch nicht leid tut. Hat er euch schikaniert?“ fragte Sandra.
„Ich mag ihn nicht“, erwiderte
Ingo kurz angebunden und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein.
„Ja, aber warum?“ begann
Sandra.
Doch Ingo unterbrach sie.
„Komm, Mädchen! Ich habe keine Lust, mich über den Siegmund zu unterhalten.“ Er
musterte Sandra. „Wie alt bist du?“
„Vier... Fünfzehn. Was soll ich
jetzt machen?“
Ingo überging ihre Frage. „Hast
du einen Freund?“
Sandra zog heftig die Luft ein.
Der Junge ging ja ran! „Vielleicht?“ meinte sie achselzuckend.
Ingo lachte. „Also: ja! Aber
vielleicht brauchst du mal Abwechslung? Gib die Suppentassen rüber.“ Er
musterte Sandra, die sich nach dem Geschirr in einem der oberen Regale reckte,
und pfiff anerkennend durch die Zähne.
„Nicht die blauen, die weißen
sind für die Fleischbrühe. Na, wie steht‚s damit?“ fragte er, auf sein Angebot
zurückkommend.
„Wenn‚s soweit ist, lasse ich
es dich wissen“, erwiderte Sandra hochmütig.
„Wo bleibt die Brühe?“
reklamierte Maria lautstark an der Durchreiche.
„Kommt! Reg dich ab!“ schnauzte
ihr Bruder zurück.
Sandra lief zu den
Brotkörbchen.
Ingo brachte das Tablett mit
der Fleischbrühe.
Sie trafen sich an der
Durchreiche und prallten fast aufeinander.
Sandra versuchte Ingo auszuweichen.
Doch er kam ihr zuvor und drückte Sandra mit seinem Körper gegen die Ablage der
Durchreiche.
Sandra wurde steif vor Abwehr
und heiß vor Empörung.
Die Rückkehr von Frau Siegmund,
die im selben Moment die Tür öffnete, veranlaßte Ingo, von Sandra abzulassen.
„Los, los!“ drängte die Wirtin.
„Wir müssen das Essen aufstellen! Ingo, übernimm den Tresen. Maria schafft das
nicht allein.“
„Ich habe noch nicht
gefrühstückt“, protestierte Ingo.
„Du kannst zwischendurch etwas
essen“, bestimmte seine Mutter. Sie öffnete den Backofen und zog die
Fleischpfanne heraus, um den Braten zu begießen.
Ingo drehte sich an der Tür um.
„Wann kommt Tante Martha?“
„Überhaupt nicht. Gerd wäre es
nicht recht. Und ich will es auch nicht.“
„Und wer soll die Arbeit
machen?“ fragte Ingo empört.
„Du und Maria. Ihr wart doch
sonst immer der Meinung, wir kämen ohne Gerd gut zurecht“, erwiderte seine
Mutter, und ihre Stimme klang bitter.
„Aber damals war Tante Martha
da.“
„Tante Martha half mir in der
Küche, und für die bin ich verantwortlich. Im Lokal beschäftigten wir einen
teuren Lohnkellner, bis Gerd kam, und den werdet ihr jetzt ersetzen.“ Frau
Siegmund klappte die Backofentür zu und erhob sich. „Komm, Sandra, ich zeige
dir, wo die Kartoffeln lagern“, sagte sie und öffnete die Tür zum Flur.
Sandra fand, daß sie an diesem
ersten Morgen schon eine ganze Menge erfahren hatte. Es waren ihrer Meinung
nach wichtige
Einzelheiten, die darauf hindeuteten, daß Gerd Siegmund mehr Feinde hatte, als
die Kriminalpolizei ahnte.
Doch leider blieb es vorerst
dabei, denn Sandra erhielt keine Gelegenheit, sich mit den Gästen im Lokal zu
unterhalten.
Sandras Arbeitsbereiche waren
die Küche und die Privaträume. Und hier war sie so ausgelastet und beschäftigt,
daß sie kaum Zeit zum Verschnaufen fand.
In der Küche unterstützte sie
Frau Siegmund beim Anrichten der Bestellungen. Sie schälte Kartoffeln, putzte
Gemüse, spülte Töpfe und füllte und leerte die Geschirrspülmaschine. In den
Privaträumen
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