die Detektivin in Jeans
doch noch?“
„Aber ich bitte Sie, das ist
doch nicht nötig“, wehrte Herr Franke ab.
„Ja, wirklich, machen Sie
unseretwegen keine Umstände“, sagte Frau Franke.
„Ich richte uns nur ein paar
belegte Brote. Gesine, hol schon mal ein Glas Gurken herauf.“
Gesine lief in den Keller.
Sie hatte es kommen sehen. Wenn
sie schon einmal Gelegenheit hatte, mit Sandra und Joschi zusammen zu sein, kam
bestimmt etwas dazwischen. Immer hatte ihre Oma einen Auftrag für sie. Dabei
beklagte sie sich darüber, daß Gesine keine Freunde fand.
„Darf ich denn nach dem
Abendbrot noch einmal raus?“ bat Gesine, als sie ihrer Oma, die inzwischen in
die Küche gekommen war, die Gurken aus dem Vorratskeller brachte.
„Nach dem Essen...? Wo willst
du denn da noch hin?“ fragte Frau Bollerhey besorgt.
Sie fand es nicht leicht, ihre
Enkeltochter bei sich zu haben. Sie war an Jugendliche nicht mehr gewöhnt,
sorgte sich übermäßig und fühlte sich von der Aufgabe, über Gesine zu wachen,
täglich mehr überfordert.
Dabei liebte sie Gesine. Sie
war ihr einziges Enkelkind, und es hätte Frau Bollerhey große Freude bereitet,
Gesine vorübergehend, in den Ferien beispielsweise, um sich zu haben. Doch die
Verantwortung, die sie damit übernahm, als sie sich bereit erklärte, bei Gesine
Elternpflichten auszuüben, belastete sie. Die Gefahren, denen ein junger Mensch
in einer Großstadt ausgesetzt war, machten Frau Bollerhey und ihrem Mann große
Sorgen.
„Ich will nur noch mal eben zu
Sandra rüber“, sagte Gesine.
„Ihr geht aber nicht aus?“
„Nein, nein“, beruhigte Gesine
ihre Oma und verschwieg, daß sie nicht einmal wußte, ob sie Sandra willkommen
war.
Gesine hatte Sandra noch nie
besucht, ohne von ihr oder ihrer Mutter dazu eingeladen worden zu sein.
Doch heute glaubte sie, einen
Grund dazu zu haben. Sie mußte Sandra erklären, weshalb sie nicht in die
Eisdiele zurückgekommen war. Sonst glaubte Sandra vielleicht noch, Gesine sei
unzuverlässig, und dann forderte sie sie gewiß nie mehr zu einem gemeinsamen
Unternehmen auf. Es war ja überhaupt seit langer Zeit das erste Mal, daß Sandra
sich so nett zu Gesine zeigte. Vielleicht wurden sie jetzt endlich Freundinnen?
Das wäre zu schön, dachte
Gesine.
Und plötzlich kam ihr eine
Idee!
Sandra hatte die Brosche so gut
gefallen. Gesine beschloß, Sandra die Brosche zu schenken.
Ihr Herz wurde warm bei dem
Gedanken an Sandras Überraschung und ihre Freude, wenn Gesine ihr die Brosche
brachte.
Daß Sandra die Brosche, wüßte
sie um ihre Herkunft, empört zurückweisen und eine Diebin niemals als Freundin
akzeptieren würde, überlegte Gesine nicht. Sie berauschte sich nur an der
Vorstellung, Sandra mit der Brosche gefällig zu sein.
Gesine
bekommt noch mehr Probleme
Nachdem das Ehepaar Franke sich
verabschiedet, und Gesine ihrer Oma beim Abwaschen des Geschirrs geholfen
hatte, ging Gesine in ihr Zimmer und wickelte die Brosche in ein Stück
Luftpostpapier.
Geschenkpapier besaß sie leider
nicht. Doch das Papier für Luftpostbriefe war blau und seidig wie
Geschenkpapier. Gesine benutzte es für die Korrespondenz mit ihrer
Brieffreundin in Australien.
„Gesine!“ rief ihr Großvater
aus der Küche.
„Ich komme!“ erwiderte Gesine.
Schnell verschloß sie das kleine Päckchen mit Klebeband und versteckte es in
ihrer Geldbörse.
„Gesine“, sagte ihre Oma in der
geöffneten Tür.
Es ärgerte Gesine, daß ihre Oma
nicht anklopfte, bevor sie Gesines Zimmer betrat. Schließlich war Gesine schon
vierzehn. Gesines Mutter hatte diese gegenseitige Rücksichtnahme bereits vor
zwei Jahren zu Hause eingeführt.
Doch Oma Bollerhey behandelte
Gesine immer noch als kleines Kind. Das war recht unangenehm, vor allem deshalb,
weil sie Gesine einmal beinahe dabei überraschte, wie sie einen gestohlenen
Silberreif an ihrem Handgelenk am Fenster in der Sonne funkeln ließ. Gesine
hatte gerade noch rechtzeitig das Armbündchen ihrer Bluse darüberziehen können.
„Was ist denn, Oma?“ fragte
Gesine.
„Opa möchte etwas trinken. Lauf
mal zur Gastwirtschaft hinüber um zwei Flaschen Bier.“
„Ich möchte doch zu Sandra
gehen.“
„Dazu ist es jetzt zu spät. Um
neun geht man nicht mehr zu fremden Leuten“, bestimmte ihre Oma.
„Fabers sind keine fremden
Leute“, wandte Gesine ein.
„Trotzdem! Es schickt sich
nicht, beim Fernsehen zu stören.“
Bei Oma und Opa Bollerhey
drehte sich alles ums Fernsehen. Bei den meisten anderen Leuten
Weitere Kostenlose Bücher