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Die deutsche Seele

Die deutsche Seele

Titel: Die deutsche Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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verstanden, sich als die konsequentesten Fürsprecher des Revisionismus zu präsentieren. Sie galten bald als das Original, die anderen als Kopie.
    1933 war es dann so weit.
    Am 24. März wird im Reichstag das »Gesetz zur Behebung der Not in Volk und Staat«, das Ermächtigungsgesetz, beschlossen.
    Am 10. April wird der 1. Mai zum »Tag der nationalen Arbeit« erklärt.
    Am i. Juni wird ein »Gesetz zur Verminderung der Arbeitslosigkeit« beschlossen, im Grunde ein Arbeitsbeschaffungsprogramm.
    Am 20. Juli wird das Konkordat zwischen dem Vatikan und dem Reich unterzeichnet.
    Am 25. August wird eine Ausbürgerungsliste bekannt gemacht.
    Am 14. Oktober verlässt Deutschland den Völkerbund, den Vorgänger der heutigen UN.
    1934. Am 17. April erfolgt eine Note Frankreichs an Großbritannien wegen Bruchs des Versailler Vertrags durch Deutschland.
    Am 24. April wird der Volksgerichtshof eingerichtet. Am 2. August stirbt Hindenburg.
    1935. Am 16. März wird das Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht beschlossen.
    Am 15. September folgt das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre.
    1936. Am 7. März marschieren deutsche Truppen in das entmilitarisierte Rheinland ein.
    Am i. August beginnen die Olympischen Spiele in Berlin. Am 26. November wird die Kunstkritik verboten.
    1937. Am 26. Januar wird das Beamtengesetz beschlossen.
    Am 14. März erscheint die Papst-Enzyklika Mit brennender Sorge.
    Am 19. Juli wird in München die Ausstellung »Entartete Kunst« eröffnet.
    Im Herbst beginnt die systematische Arisierung jüdischen Vermögens.
    1938. Pastor Niemöller (der Bekennenden Kirche) wird ins KZ eingeliefert. Am 12. März marschiert die Wehrmacht in Österreich ein.
    Am 17. August Verfügung über die Zwangsvornamen für Juden.
    Am 18. August tritt General Beck als Gegner eines Angriffskriegs zurück.
    Am 29. September Münchner Abkommen über das Sudetenland.
    Am 9. November Reichspogromnacht.
    1939. Am 20. April Große Truppenparade zu Hitlers 50. Geburtstag. Am 23. Mai erklärt Hitler der Generalität seine Angriffspläne.
     
    Der 23. August 1939 war ein Mittwoch. Die Wetteraufzeichnung besagt, dass es im August des Jahres 1939 etwas zu warm war. Modisches Muss für die Dame von Welt war der kurze Bolero, lässt er doch die schmale Taille sehen. Zu den neuen Wagen, die in Serie gingen, gehörten der BMW 335 und der Maybach SW 42. Der Film des Jahres 1939 war ein amerikanisches Bürgerkriegsdrama: Vom Winde verweht. Zu den Büchern des Jahres gehörten Ernst Jüngers Auf den Marmorklippen und James Joyce’ Finnegans Wake. In Paris wurde das neue Schauspiel von Jean Giraudoux Undine uraufgeführt. In Buenos Aires begann die Schacholympiade. In Moskau wurde in Anwesenheit von Stalin ein deutschsowjetischer Nichtangriffspakt unterzeichnet.
    Sieben Tage später, als die deutschen Armeen in Polen einmarschieren, hat der Zweite Weltkrieg begonnen. Es vergehen noch knapp drei Wochen, bis Wehrmacht und Rote Armee am 22. September aufeinandertreffen, um an der Demarkationslinie eine gemeinsame Siegesparade zu veranstalten. Ein Foto des Ereignisses in Brest zeigt die beiden Generäle Heinz Guderian und Semjon Moissejewitsch Kriwoschein in bester Laune. Ein erster Teil des geheimen Zusatzprotokolls zum Nichtangriffspakt, die Aufteilung Polens, ist vollzogen. Während im polnischen Kernland die deutsche Gewaltherrschaft um sich greift, erleben im ehemaligen Ostpolen, in Galizien, die Menschen den bolschewistischen Terror. Das Szenarium aus Gewalt, Willkür, Erschießungen, Deportationen wird sich in den anderen Staaten, die Gegenstand des Zusatzprotokolls geworden sind, wiederholen.
    1940 besetzt die Rote Armee, wie mit Hitler vereinbart, das Baltikum, die Nordbukowina und Bessarabien. Es ist das »rote Jahr«, es wird zur Vorschau auf das, was nach dem Ende des Krieges auf Ostmitteleuropa insgesamt wartet. Als die Rote Armee 1944 ein zweites Mal ins Baltikum, nach Polen und Ostrumänien vordringt, betrachtet sie dort kaum jemand als Befreier. Mit einer verständlichen Ausnahme.
    Diese Ausnahme bilden die Juden aus dem KZ, dem Höllengewerk des Holocaust. Für sie wird die Rote Armee zur letztmöglichen Rettung. Nicht wenige von ihnen, vor allem die jungen, revanchieren sich, indem sie in den Dienst der bolschewistischen Besatzungsmacht treten. Sie werden in den Anfangsjahren der Sowjetisierung Ostmitteleuropas zwangsläufig zu Helfern Stalins, um in einer zweiten Phase des Staatsstreichs, jener der Aneignung

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