Die deutsche Seele
beliebt. 1507 ist er Schulmeister in Kreuznach, 1520 lebt er in Bamberg, 1532 in Nürnberg, danach in Würzburg. Faust stirbt 1540 in Staufen im Breisgau.
Über Johann Faust gibt es eine Vielzahl von Geschichten. Der Theologe Johann Gast erzählt in seinen Sermones convivales von einem Essen mit diesem Faust in Basel, im Collegium. Faust habe dem Koch Vögel verschiedener Art gegeben, von denen Gast nicht wusste, ob und wo er sie gekauft haben könnte. Es waren Vögel, wie er sie in dieser Gegend noch nie gesehen hatte. Faust hatte einen Hund und ein Pferd bei sich, die, wie der Pfarrer glaubte, Teufel waren, da sie alles verrichten konnten. Die Leute hatten Johann Gast davon berichtet: Der Hund habe Faust mitunter das Essen gebracht, er habe dabei die Gestalt eines Dieners angenommen. Faust endete auf schreckliche Weise. Der Teufel habe ihn erwürgt, schreibt Gast. Seine Leiche habe auf der Bahre auf dem Gesicht gelegen, obgleich sie fünf Mal umgedreht worden sei.
Die Magie sollte gegen den Teufel wirksam sein. Zu Johann Fausts Zeiten begann man damit zu prahlen, die Höllengeister seien vertrieben. Er dagegen erklärte, seine Seele dem Teufel verpfändet zu haben. Aber wozu?
Wer so fragt, kommt nicht weit.
Faust hat viele Anhänger und später noch viel mehr Interpreten. Die große Frage aber ist: Warum paktiert er mit dem Teufel? Für die Deutenden ist Faust die Verkörperung der Antwort, auf die sie aus sind.
Er, der einer wie jeder andere auch ist und sich mit allem, was er unternimmt, verdächtig macht, er fürchtet den Tod wie die anderen. Und egal, was er mit seinem Leben macht, es wird ein kurzes sein. Was hilft mein Klagen, sagt sich und uns der Faust des Volksbuchs und greift nach Glas und Becher, und die Orgel setzt ein. Lauten, Geigen, Zithern, Harfen, Krummhörner, Posaunen, Schwegel, Zwerchpfeifen. Die Musik spielt auf, und nichts ist geklärt. Faust fertigt für den Fürstbischof von Bamberg ein Geburtshoroskop an. Gegen Honorar, versteht sich. Ein andermal lässt er im Hof einen Gockel fangen, den er auf den Tisch stellt. Er gibt ihm zu trinken, und der Gockel fängt an zu pfeifen. Fausts Studenten machen sich einen Jux daraus. Auf sein Geheiß ziehen sie die weißen Hemden an. Sie sehen einander an, und es scheint ihnen, als wären sie ohne Kopf. So gehen sie in die Nachbarhäuser, und die Leute erschrecken sich. Worauf die Studenten zu Faust zurückgehen und sich wieder um den Tisch setzen, und alles ist in Ordnung, und plötzlich haben sie Eselsköpfe und Riesenohren. Es ist die Fastnacht, und sie gehen jetzt doch noch schlafen.
Er aber kriegt von allem nicht genug. Will die Grenzen nicht wahrhaben. Meint, Gold machen zu können. Da hilft auch kein Teufel. Spekulieren aber lässt sich’s mit ihm. Denn die Figur bleibt dunkel. Sie bleibt ein Rätsel.
Faust war von Anfang an eine literarische, eine Jahrmarktsbuden-Figur. Man holt ihn aus dem Puppenspiel und stellt ihn auf die große Bühne. Dort will man ihn jeweils zeitgemäß. Man will ein Schicksal sehen, das einem selbst widerfahren könnte. 1772 ist Goethe dran, sein Urfaust. Gleich danach der schnelle Friedrich Müller - der nicht nur Maler, sondern auch Dichter war und dem auch sonst nichts entgeht - mit einem philosophischen Roman. 1791 schreibt Friedrich Maximilian Klinger über Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. Und so geht das Jahr für Jahr. 1808 veröffentlicht Goetheseinen bereinigten Faust. Erster Teil. Und Christian Dietrich Grabbe spaltet 1828 die Person, was Folgen hat, bis heute. Sein Titel: Don Juan und Faust.
Es ist Friedrich Maximilian Klinger, der schreibt: »Die Wut des Löwen brüllt aus mir, und wenn sich unter meinem Fuß die Hölle öffnet - ich springe über die Grenzen der Menschheit.« Was aber ist die Rolle des Don Juan beim so »bejahten Exzess des Willens- und Wissensdurstes«, wie Ernst Bloch sagt? Don Juan macht im Tandem den Faust kleiner und das Faustische größer. Da steht nicht etwa ein armer Tor, da waltet ein Prinzip. Laut Heinrich Heine konnte der Faust nur eine Fabel sein oder eben ein Deutscher.
»Vernimm nun deines Lebens Gewinn«, sagt der Teufel bei Klinger, »und ernte ein, was du gesät hast, erinnre dich dabei, dass ich keinen deiner Frevel ausführte, ohne dich vor den Folgen zu warnen. Gezwungen von dir unterbrach ich den Lauf der Dinge, und ich, der Teufel, stehe schuldlos vor dir, denn alles sind Taten deines eigenen Herzens.«
Grabbes Don Juan hingegen fragt: »Wozu
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