Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch

Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Die Deutschen im Osten Europas: Eroberer, Siedler, Vertriebene - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
Vom Netzwerk:
verbundene Chance, riesige, verlassene Landstriche wieder zu wertvollem Grund und Boden zu machen.

    Wien erließ im August 1689 ein erstes »Impopulationspatent«, das einer »besseren Auffhelfung« der Gegend dienen sollte; später wurde die Anwerbung solcher Hilfskräfte perfektioniert, in Frankfurt, Koblenz und Rottenburg am Neckar existierten eigene Dienststellen der habsburgischen Regierung – getrennt zuständig für Auswanderer aus der Kurpfalz, Hessen, Nassau und Saarland (Frankfurt), von Rhein und Mosel (Koblenz), aus dem Elsass, aus Lothringen, Baden und Württemberg (Rottenburg). Andere kamen auf eigene Faust, weil sie die miserablen Verhältnisse durch die militärischen Auseinandersetzungen nicht mehr ertragen konnten oder wollten. Vielleicht gelockt von Parolen wie dieser: »Wer jetzo zieht ins Ungarland, dem blüht die gold‘ne Zeit … die Schiff’ stehn schon bereit…« Tatsächlich kamen viele auf Booten, den nur für die Fahrt stromabwärts geeigneten »Ulmer Schachteln«, andere auf dem Landweg. 200 000 mögen es insgesamt gewesen sein, und weil ihre ungarischen Nachbarn nicht differenzierten, gaben sie allen Anderssprachigen einen Namen: Schwaben.
    Dass das Leben auch hier freilich kein Zuckerschlecken war, belegt der Brief einer Frau, die mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern im Mai 1791 ausgewandert war. Nach dem Tode des Gatten über zwei Jahre später schrieb sie Verwandten in die alte Heimat, gewissermaßen als Warnung: »… bleibe im Land, und nähre dich redlich.«
    Dennoch hat weitgehend funktioniert, was heute Integration genannt wird. Dagegen spricht auch nicht ein faszinierender Zweikampf im Jahre 1954. Bern, Fußball-Weltmeisterschaft, Endspiel zwischen Deutschland und Ungarn. Hier Jupp Posipal, der legendäre Verteidiger vom Hamburger SV – ein Donauschwabe, den es während des Zweiten Weltkriegs in den Westen verschlagen hatte. Dort die Wunderkicker Puskás, Kocsis, Hidegkuti – auch Donauschwaben. Früher hießen sie anders: Purzeld, Wagner, Kaltenbrunner. Die Mannschaft Posipals gewann mit 3:2.

    CHRONIK 963 BIS 2007 :
1000 JAHRE DEUTSCHE GESCHICHTE IM OSTEN
    963
    Der römisch-deutsche Kaiser Otto I. gibt große Teile Schlesiens als Reichslehen an den polnischen Fürsten Mieszko I.

    997
    Der Prager Bischof Adalbert wird auf Missionsreise im Prussenland erschlagen und 999 als »Märtyrer« heiliggesprochen.

    1142
    Der König von Ungarn ruft westliche Siedler ins Land.

    1147
    Wendenkreuzzug deutscher, dänischer und polnischer Fürsten gegen die heidnischen Elbslawen

    1157
    Kaiser Friedrich I. Barbarossa führt einen Feldzug gegen Polen, der das Land verheert.

    Ende 12. Jh.
    Deutsche Kaufleute und Missionare errichten an der Düna im heutigen Lettland Handels-und Missionsstützpunkte.

    1201
    Bischof Albert aus Bremen gründet Riga. Der Schwertbrüderorden missioniert Livland und unterwirft gewaltsam Heiden.

    1201 – 1238
    Der polnische Herzog von Schlesien, Heinrich I., lässt deutsche Siedler anwerben.

    1226
    Auf Drängen des polnischen Teilherzogs Konrad von Masovien beginnt der Deutsche Orden den Kampf gegen die heidnischen Prussen und erobert ihr Land.

    1348
    Böhmens König Karl IV., der ab 1355 auch als Kaiser regiert,
gliedert Schlesien ins Reich ein und gründet die Universität Prag.

    1410
    In der Schlacht bei Tannenberg unterliegt der Deutsche Orden dem polnisch-litauischen Heer.

    1583
    Die Siebenbürger Sachsen bekommen ein eigenes Landrecht.

    1701
    Der preußische König Friedrich I. wird in Königsberg gekrönt.

    1740/42
    Im Ersten Schlesischen Krieg erobert und annektiert König Friedrich II. von Preußen Schlesien.

    1772, 1793, 1795
    In drei »Polnischen Teilungen« verleiben sich Preußen, Österreich und Russland schließlich ganz Polen ein, auch Danzig und Thorn werden preußisch.

    1844
    Weberaufstand in Schlesien

    1914
    Bei Tannenberg besiegt die deutsche Armee russische Truppen, die nach Ostpreußen eingedrungen sind.

    1919
    Nach dem Versailler Friedensvertrag wird Ostpreußen durch den »polnischen Korridor« vom Reichsgebiet getrennt, Westpreußen fällt an Polen, Danzig untersteht als »Freie Stadt« dem Völkerbund.

    1922
    Oberschlesien wird nach einer Volksabstimmung geteilt.

    1939
    Hitler beginnt den Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen, annektiert polnische Gebiete und errichtet ein rassistisches Terrorregime. Nach dem »Anschluss« des Sudetenlandes (1938) marschiert die Wehrmacht auch in der »Rest-Tschechei«

Weitere Kostenlose Bücher