Die Deutschen
unterzeichnet und in mehr als 100000 Exemplaren als Flugblatt verteilt. Das Oberkommando in den Marken verfügt die Beschlagnahme und bedroht die Verbreiter mit Gefängnisstrafen.
1915 5.–8 . September: Internationale sozialistische Konferenz in Zimmerwald: Vorbereitung einer neuen Internationale.
Mitte November–16. Dezember: In Berlin finden mehrfach Demonstrationen für den Frieden und gegen Lebensmittelwucher statt.
1916 12. Januar: Liebknecht wird aus der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ausgeschlossen.
Februar-März: In vielen Städten und Orten kommt es zu Kundgebungen gegen die steigende Lebensmittelnot.
1. Mai: Von der »Spartakusgruppe« durch Flugblätter und mündliche Agitation organisiert, finden in Berlin, Dresden, Pirna, Stuttgart, Magdeburg, Braunschweig, Kiel, Bremen, Duisburg, Jena und anderen Orten die bisher größten Demonstrationen gegen den Krieg statt.
Mitte Mai: Demonstrationen und Kundgebungen in Leipzig, Braunschweig und Koblenz gegen Hunger, Lebensmittelwucher und Krieg. In Leipzig wird verschärfter Belagerungszustand verhängt.
18. Juni: Lebensmittelunruhen in München.
28. Juni: Vom Berliner Kommandanturgericht wird Liebknecht zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.
27.–30. Juni: Als Protest gegen die Verurteilung Liebknechts kommt es in Berlin, Braunschweig, Bremen und in anderen Städten zu den ersten politischen Streiks während des Krieges. In Berlin streiken 55000 Rüstungsarbeiter für einen Tag.
10. Juli: Nach fünf Monaten Freiheit wird Rosa Luxemburgerneut verhaftet und bis zum 8. November 1918 in »Schutzhaft« gehalten.
August: In allen Teilen Deutschlands finden wegen Verschlechterung der Lebenslage Unruhen, Demonstrationen und Streiks statt. Das Kriegsministerium erläßt »Leitsätze für das Vorgehen der Militärbefehlshaber beim Ausbruch größerer Streiks in der Rüstungsindustrie«.
Winter (1916–1917): In allen Teilen Deutschlands zeigt sich eine wachsende Antikriegsstimmung; es gibt neue Demonstrationen, Streiks und Lebensmittelunruhen.
1917 Ende Februar: Bergarbeiterstreiks in Dortmund und Recklinghausen.
12. März: In Petersburg wird der Zar gestürzt; Rußland wird bürgerliche Republik. An der Ostfront verbrüdern sich russische und deutsche Soldaten.
6.–8. April : In Gotha wird die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (uspd) gegründet. Ihre Mitglieder verurteilen »die Unterstützung des Krieges durch die Führer der Sozialdemokratie«. Von April bis Oktober treten der neuen Partei 170000 Mitglieder bei.
7. April: Erlaß Kaiser Wilhelm ii . die sogenannte Osterbotschaft, in dem für die Zeit nach dem Krieg eine Reform des preußischen Dreiklassenwahlrechts und Verfassungsänderungen angekündigt werden.
16.–23. April: Große politische Massenstreikbewegung der Rüstungsarbeiter, die in vielen Städten Deutschlands gleichzeitig beginnt. Man hört zum erstenmal die Forderung nach Bildung von Arbeiterräten.
27. April: Der Chef des Kriegsamtes, Generalleutnant Groener, erläßt einen Aufruf, in dem es heißt: »Ein Hundsfott wer streikt, solange unsere Heere vor dem Feinde stehen!«
Juni/Juli: Neue Lebensmittelunruhen, Streiks und Straßendemonstrationen. Am 7. Juli streiken in Köln 12000 Arbeiter. Gestreikt wird auch im Rüstungsgebiet Düsseldorf, Elberfeld, Duisburg und Essen.
Juli/August: Auf mehreren Schiffen der deutschen Kriegsflotte kommt es im Juli zu Hungerstreiks und Gehorsamsverweigerungen. Am 5. September 1917 werden die Matrosen Köbis und Reichpietsch standrechtlich erschossen; Todesurteile gegen drei weitere Matrosen werden in Zuchthausstrafen zu je 15 Jahren umgewandelt. 50 weitere Aufständische erhalten Zuchthausstrafen.
Aufstandsversuch der Matrosen. Juli/August 1917
Sommer 1917. Protest- und Streikbewegungen in ganz Deutschland. Die Forderungen: mehr Lohn, größere Lebensmittelrationen und vor allem Beendigung des Krieges.
In einem Bericht des vii . Armeekorps vom 10. Juli 1917 lesen Kommandeure und Regierungsvertreter, »daß der internationale Radikalismus, angeregt durch die Erfolge der russischen Revolution, eine allgemeine Umwälzung in Europa durch die Erhebung der Arbeiter plant und zielbewußt verfolgt«.
Tatsache ist: der Unwille des Volkes über die Fortführung des Krieges, der entnervende Hunger und die Rechtlosigkeit der Arbeiter, sanktioniert durch die »Burgfriedenspolitik«, ballt sich langsam, aber stetig zu einer wachsenden Kraft zusammen. Sie rüttelt an den
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