Die Deutschen
Polizeipräsidium und die Zeitungsredaktionen werden von den Regierungstruppen erstürmt und besetzt.
14. Januar: Als letzter Berliner Stadtteil wird Moabit von den Regierungstruppen eingenommen.
15. Januar: Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden von konterrevolutionären Soldaten verhaftet und ermordet.
Mitte Januar-Anfang Februar: Erfolgloser Streik von 30000 oberschlesischen Bergarbeitern für die Bewilligung einer einmaligen Zuwendung von 800 Reichsmark und für die Sozialisierung.
Das Ende der Revolution.
Die Januarkämpfe in Berlin. 1919
Am 1. Januar 1919 schreibt Hauptmann Pabst, der 1. Generalstabsoffizier der Gardekavallerieschützendivision, an Friedrich Ebert: »Solange Spartakus sich der Förderung des Polizeipräsidenten Eichhorn und ähnlicher Leute erfreut, wird es unmöglich sein, Ruhe zu schaffen … Wir fordern Entfernung aller Unruhestifter aus verantwortlichen Stellen. Findet die Regierung wiederum nicht den Mut zur Tat, so ist sie verantwortlich für alle Folgen.«
Am 2. Januar klagt das Reichsbankdirektorium: »Die Gefahr bolschewistischer Anarchie bedroht das gesamte Wirtschaftsleben.« Am 3. Januar erhebt Geheimrat Doyé heftige Vorwürfe gegen den Polizeipräsidenten von Berlin, Eichhorn, und fordert ihn auf, sein Amt niederzulegen. Nur bis zum Mittag des 4. Januar soll er die Möglichkeit haben, sich gegen die Vorwürfe schriftlich zu verteidigen. Aber noch vor Ablauf dieser Frist erhält Eichhorn ein Schreiben des preußischen Innenministers, des Sozialdemokraten Paul Hirsch, in dem er Eichhorn in zwei Sätzen mitteilt, daß er entlassen sei.
Im Generalstabsgebäude in Berlin findet eine Besprechung der Freikorpsführer statt, an der auch der Sozialdemokrat Gustav Noske teilnimmt. Die Offiziere fordern in der Besprechung die Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin.
Emil Eichhorn, Mitglied der uspd, war das Amt des Polizeipräsidenten am 9. November 1918 von den Revolutionären Obleuten übertragen worden. Der Vollzugsrat hatte ihn in seinem Amt bestätigt. Er zeichnete sich durch organisatorisches Geschick und umsichtige Amtsführung aus; mit großem Spürsinn hatte er bisher fast alle gegenrevolutionären Unternehmungen aufgedeckt. Jetzt versucht man, ihn zum Kriminellen zu stempeln. Der »Vorwärts« schreibt: »Jeder Tag, den Eichhorn in seinem Amte bleibt, bedeutet eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit.«
Die »Rote Fahne« hingegen schreibt vom »Anschlag der gegenrevolutionären Ebert-Regierung gegen den Polizeipräsidenten Eichhorn« und erklärt: »Es ist eine Lebensfrage der Revolution, den Schlag zu parieren.«
Die Absetzung Eichhorns ruft unter den Revolutionären heftige Empörung hervor.
Am 4. Januar treffen sich im Polizeipräsidium der Vorstand der Berliner uspd, die Revolutionären Obleute und zwei Vertreter der eben gegründeten kpd, Liebknecht und Pieck, zu einer Besprechung mit Eichhorn. Man beschließt einen Aufruf zu einer friedlichen Demonstration für die »Zurücknahme der Absetzung Eichhorns« für die »Entwaffnung der Konterrevolution und die Bewaffnung der Arbeiter«.
Aufgerufen ist für Sonntag, 5. Januar, vierzehn Uhr, Siegesallee. Bereits am Vormittag strömen Hunderttausende von Arbeitern und Soldaten in riesigen Marschkolonnen aus den Vorstädten ins Zentrum. In den Germania-Festsälen ruft Emil Eichhorn unter großem Beifall: »Ich habe mein Amt von der Revolution empfangen, und ich werde es nur der Revolution zurückgeben!«
Um 14 Uhr bildet sich in der Siegesallee ein gewaltiger Demonstrationszug, der sich, durch das Brandenburger Tor, über den Schloßplatz zum Polizeipräsidium bewegt. Die Demonstration zeigt sich nicht mehr unbedingt friedlich: an der Spitze marschieren bewaffnete Gruppen des Roten Soldatenbundes und der Großbetriebe; Lastautos mit Maschinengewehren begleiten die Demonstranten. Karl Liebknecht, Georg Ledebour und andere Politiker sprechen zu den Massen, die stürmisch nach Waffen verlangen.
In den folgenden Nachmittagsstunden entwickelt sich die Demonstration rasch zur bewaffneten Aktion. Hauptziel ist das Zeitungsviertel. Alle Gebäude der großen Zeitungsverlage – Scherl, Ullstein, Mosse, der »Vorwärts« – werden besetzt, die Maschinen stillgelegt und die Redakteure nach Hause geschickt. Weitere bewaffnete Truppen besetzen die großen Bahnhöfe.
In der Nacht reißen die Demonstrationen nicht ab. Die Massen suchen nach strategischen Zielen, die es zu besetzen gilt, aber sie sind ohne
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