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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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Bei Hypotheken ist es dasselbe. Wenn einige Kreditnehmer aufhören zu zahlen, kommt es zu Verlusten, aber man muss wissen, wie hoch die Chancen stehen, dass auf den Zahlungsverzug andere folgen. Wenn die Korrelation niedrig ist, sind es auch die Verluste. Wenn sie hoch ist, sind die Verluste es ebenfalls.«
    »Dann war die Korrelation bei den Elementen also hoch?«
    »Unglaublich hoch. Höher als alles, was ich je erlebt habe. Es ist, als wären da draußen hundert Menschen in einem Gewitter. Wie groß ist die Chance, dass sie alle vom Blitz getroffen werden?«
    »Vermutlich relativ gering.«
    »Es sei denn, sie stehen alle zusammen, sie sind eng verbunden. Wenn dann einer getroffen wird, werden alle getroffen. Eine riesige Zahl von Hypothekennehmern hörte auf einmal auf zu zahlen. Die AAA-Titel würden vernichtet werden. Drei Monate vor dem Deal fand Greene das heraus. Er konnte es nicht eingestehen, denn dann wäre seine Bank ruiniert gewesen. Er brachte die Abteilung dazu, die Korrelationen so zu senken, dass die Verluste laut dem Modell die AAA-Titel nicht betrafen. Er wusste, dass er es nicht lange verbergen konnte, aber das war ja auch nicht nötig. Nur lange genug, um Harry an der Nase herumzuführen.«
    »Woher wissen Sie, dass er es war? Könnten die Händler das nicht eigenständig gemacht haben?«
    »Es gab ein Dokument, von dem Greene nicht wollte, dass jemand es fand, doch Lauren ist im virtuellen Datenraum darauf gestoßen: Es war hier drin vergraben. Ich habe es erst um drei Uhr in der Nacht entdeckt.«
    Er klickte mit der Maus, und auf dem Regal neben mir erwachte ein Drucker zum Leben und spuckte ein Blatt Papier aus. Es war eine E-Mail-Nachricht an Greene mit einer kurzen Einleitung – »Hier sind die Kennzahlen , über die wir gesprochen haben« – und einer Liste der Elemente.
    »Als Greene es herausfand, bat er Rosenthal, die Zahlen durch die Modelle laufen zu lassen, um die richtigen Vermutungen, sämtliche Kursschwankungen und die Korrelationen zu erhalten. Sie sagten sehr genau vorher, was passieren würde. Diese Typen sind clever, ich muss schon sagen.«
    Ich studierte das Papier. Am Ende der E-Mail war eine juristische Standardformulierung, die besagte, die E-Mail sei von einem Mitarbeiter von Rosenthal geschickt worden und absolut vertraulich. Im Kopfteil fand sich eine Liste von fünf Empfängern, angeführt von Marcus Greene. Die letzten drei Namen waren alle von Rosenthal, und der unterste war Tom Henderson.
    Die ruhige Verachtung, mit der Henderson meinen kläglichen Bemühungen, ihn festzunageln, begegnet war, kam mir wieder in den Sinn: Sie haben keinerlei Beweise, nur die Phantasien eines Psychiatriepatienten . Doch er hatte mir lange genug zugehört, um sich zu vergewissern, ob ich wirklich keine Beweise hatte. Das war keine Nachsicht gewesen mit einem durchgeknallten Psychiater, der lächerliche Drohungen ausstieß.
    Jetzt habe ich die Beweise , dachte ich.
    »Man gibt diese Zahlen in das Modell ein, und raten Sie mal, was rauskommt?«, sagte Gabriel.
    »Muss ich gar nicht«, sagte ich, denn ich wusste ja, was Lauren gefunden hatte. »Minus einundzwanzig Milliarden. Marcus wusste es schon.«

25
    Wir versammelten uns am Green-Wood-Friedhof, einer prächtigen Anlage auf einem Hügel in einem ruppigen Viertel von Brooklyn mit Blick über die Docks, den Hafen und die Freiheitsstatue, die kupfergrün in der Ferne schimmerte. Es war ein nasser Frühlingstag, doch als ich hinkam, teilten sich die Wolken, und die Sonne schien auf die blühenden Sträucher und die Mausoleen an den Hängen. Felix hätte sich nicht mehr wünschen können , dachte ich. Vielleicht hatte er den Ort gewählt. Es hätte mich nicht überrascht.
    Ich ging den Hügel hinauf und betrat den Friedhof durch ein Steintor mit einem Flachrelief, auf dem Jesus nach der Kreuzigung zur letzten Ruhe gebettet wird. Im Gegensatz zu Christus – oder auch Harry – würde Felix nicht wieder auferstehen. Er war vor Southampton ertrunken und an dem langen, breiten Strand zwischen den Muscheln an Land getrieben worden. Er hatte seiner Frau und seinen Kindern einen Abschiedsbrief hinterlassen, der, wie man mir berichtet hatte, kurz war, reumütig und wohltuend vage.
    Zu meiner Linken war ein Feld mit niedrigen Grabsteinen, über denen zahlreiche Sternenbanner in der Brise flatterten. Zwei Kanadagänse watschelten trotzig vorbei, und als ich mich bückte, um zwei Steine genauer zu betrachten, stellte sich heraus, dass es die

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