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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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kaum jemand vorgewarnt, wissen Sie. Die legen Ihnen einen Müllsack auf den Schreibtisch für Ihren Kram und eskortieren Sie aus dem Gebäude, damit Sie bloß nichts mitgehen lassen. Es ist fast, als würde man zur Exekution schreiten. Mir ging das auch so. Ich wusste nicht, wie schlimm die Dinge bei Grayridge standen, bis ich das hier sah.«
    »Sind das die Elemente?«, fragte ich und blickte über seine Schulter auf den Bildschirm. Ich verstand, was Felix gemeint hatte: Für mich war das nur ein einziger großer Zahlensalat.
    »Das ist Radon. Lassen Sie mich es Ihnen erklären.«
    Felix hatte gesagt, dass Grayridge die Elemente über die Caymaninseln an Investoren verkauft hatte, um Geld aus dem Immobilienboom zu machen, bevor der einbrach. Die Hypotheken waren zuerst gebündelt und dann in Papiere mit unterschiedlich hohem Risiko unterteilt worden. Ganz so simpel war es nicht, denn es waren synthetische CDOs, aus Kreditderivaten zusammengesetzt, die auf Hypotheken basierten, ein verrückter Mischmasch aus riskanten Finanzinstrumenten.
    »Es gab neun derartige Deals, angelegt von der Abteilung für CDOs«, sagte Gabriel. »Sie haben jedes Mal dasselbe gemacht. Das Beteiligungskapital und das Mezzanine haben sie an Hedgefonds verkauft und die AAA-Tranchen behalten. Die risikoreichen Papiere, die Anleihen, die am meisten einbrachten, haben sie an andere Investoren ausgegeben. Aber die Erträge bei den mit sehr geringen Risiken behafteten Tranchen, die sie behalten haben, waren äußerst niedrig, also haben sie den Fremdkapitalanteil daran erhöht, um mehr Rendite zu machen. Sie besaßen Papiere im Wert von rund hundertzwanzig Milliarden, die einen jährlichen Ertrag von hundertsechzig Millionen erbrachten.«
    Seine Erklärung erinnerte mich daran, was Harry mir am Strand in East Hampton und in Riverhead erzählt hatte, und das hatte ich auch nicht verstanden. Doch Gabriel behandelte ich nicht wegen Depressionen, ihn konnte ich fragen, was ich wollte.
    »Hundertzwanzig Milliarden Dollar ?«
    »Richtig. Was genau wollen Sie wissen, Ben?«
    »Klingt nach sehr viel Geld.«
    »Ja, aber die Titel waren angeblich risikofrei, wie Staatsanleihen. Es würde keine Ausfälle geben, selbst wenn die Hypothekenschuldner aufhörten zu zahlen. Es war so konstruiert, dass es einem Jahrhundertsturm standhalten sollte. Sehen Sie sich das hier an. Dies ist der Verlust aus allen Deals mit Elementen an dem Termin der Fusion. Was steht da?«, fragte er.
    Ich betrachtete den Bildschirm, und darauf waren Hunderte von Zahlen, ein ganzes Gitternetz aus Ziffern. Wie benommen schüttelte ich den Kopf, denn ich war verwirrt, und Gabriel gab mir einen Hinweis, indem er die Maus ein wenig verrückte, sodass der Pfeil auf dem Bildschirm in einem bestimmten Kästchen landete.
    »Dreihundertvierundzwanzig«, las ich.
    »Ein Verlust in Höhe von dreihundertvierundzwanzig Millionen Dollar. Als die Fusion durchging, dachte Harry, es gebe kein großes Problem. Es schien, als bräuchte Marcus ein wenig Hilfe, doch es würde okay sein. Wollen Sie wissen, wie viel sie schon verloren hatten? Ganze einundzwanzig Milliarden.«
    Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an und blickte dann wieder auf den Bildschirm, um mir noch einmal die Zahlen anzusehen. »Das sehe ich hier aber nicht.«
    Gabriel lächelte. »Felix hat gewusst, dass ich es durchschauen würde. Marcus hat den Händlern gesagt, sie sollten das Modell abwandeln, um die Korrelationen umzumodeln. Das hat die Zahlen genug verändert, um die Fusion durchzubringen. Er hat das Ganze einfach versteckt.«
    »Korrelationen?«, fragte ich verständnislos. »Was ist das?«
    »Sie sind Arzt. Sagt Ihnen das Gebrochene-Herz-Syndrom etwas?«
    Gabriels Frage kam so unerwartet, dass ich ein paar Sekunden brauchte, um zu antworten. Ich hatte nicht erwartet, mitten in dieser Sintflut mathematischer Finanzdetails Experte für irgendetwas sein zu können, doch endlich sprach er von etwas, das mir vertraut war. Ich hatte an der Uni etwas über dieses Syndrom gehört, und ein verwitweter Patient von Rebecca war daran gestorben.
    »Ja«, sagte ich. »Stress-Kardiomyopathie. Herzversagen, ausgelöst durch hohe Konzentrationen von Stresshormonen, die nach einem emotionalen Trauma freigesetzt werden. Es kann Menschen zustoßen, deren Ehegatten gestorben sind. Was hat das damit zu tun?«
    »Das ist eine Korrelation. Der erste Tod macht den zweiten wahrscheinlicher. Es schlägt sich auf die Prämien von Lebensversicherungen nieder.

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