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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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sind ein paar Erläuterungen erforderlich.«
    Da dämmerte es mir. Als Felix davon gesprochen hatte, dass Greene versucht hatte, die Verluste bei den Elementen zu verheimlichen, hatte er gesagt, sie seien schwer zu fassen. Er hatte sie an Gabriel geschickt, damit der mir half. Seine posthume Geste rührte mich: Er hatte mich nicht einfach abgeschrieben, nachdem ich seine Wohnung verlassen hatte. Trotzdem bereitete dieses Vermächtnis mir Kopfschmerzen.
    »Sind Sie ein Superhirn?«, fragte ich und dachte an Felix’ Worte.
    »Ja, allerdings«, sagte er strahlend. »Haben Sie Zeit, sich ein wenig zu unterhalten? Vielleicht irgendwo unter vier Augen? Und ich bräuchte einen Computer.«
    Ich zögerte ein paar Sekunden, auch wenn ich eigentlich keine Wahl hatte. Ich war es Felix im Tod schuldig, ungeachtet dessen, was er im Leben getan hatte.
    Ich hätte Stunden in Gabriels Wohnung verbringen und mich nur umsehen können. Vielleicht verbrachte er so seine Zeit, denn davon schien er reichlich zu haben. Im hellen Sonnenlicht, mit dem Blick über Manhattan, den ich nur bei Nacht von seinem Balkon genossen hatte, war sie einfach hinreißend: lang und breit, ein ineinandergreifendes Labyrinth aus Räumen, in das durch hohe Fenster Licht strömte. Zwei Räume schienen ganz der Kunst gewidmet zu sein, dort waren die Rollos zugezogen, um die zahlreichen Zeichnungen an den Wänden zu schützen. Nichts deutete darauf hin, dass er die Wohnung je mit jemandem geteilt hatte: Hier gab es nur ihn in seinem Denkmal für den Wohlstand der Wall Street.
    »Sie haben einen ungewöhnlichen Namen, Mr Cardoso«, versuchte ich mich an Small Talk, während er den USB-Stick in seinem Arbeitszimmer in den Computer steckte, auf die Tastatur eintippte und eine rätselhafte Phalanx von Zahlen aufscheinen ließ.
    »Portugiesisch«, sagte er lächelnd. »Ich stamme ursprünglich aus Brasilien. Ich bin hergekommen, um an der New York University Mathematik zu lehren. Die Headhunter der Wall Street haben mir regelrecht aufgelauert. Der Börsenhandel ist inzwischen reine Mathematik, basierend auf Modellen. Händler verstehen es nicht richtig, also brauchen sie Leute wie mich. Superhirne, wie Sie es so schön gesagt haben. Die meisten Händler haben keinen Schimmer, was sie da tun.«
    Der Gedanke schien ihn eher zu amüsieren, als zu empören. Da dämmerte mir, warum er seine Umgebung und seinen Wohlstand mit dieser leicht verwirrten Distanz betrachtete. Sie waren ihm fast wie durch Zufall in den Schoß gefallen.
    »Sie haben bei Seligman gearbeitet?«
    »Früher mal, ja. Bevor Harry Marcus Greene erschossen hat, hat der mich letztes Jahr noch rausgeworfen.« Er lachte in sich hinein, als hätte Harry Greene die gerechte Strafe dafür verpasst. »Ich gehörte nicht Greenes Clique an. Und ich habe etwas gesagt, was ihm nicht gefiel, und das auch noch zu laut. Aber ich war lange genug dort, um ein sorgenfreies Leben zu haben«, sagte er und wies mit einer Geste auf seine Wohnung. »Daher kenne ich Felix. Und Lauren Faulkner ebenfalls. Felix hat sie, glaube ich, erwähnt?«
    Ich antwortete nicht, doch mein Schweigen schien ihn nicht zu stören, denn er fuhr fort, als hätte er es nicht bemerkt.
    »Wollen Sie wissen, wie wir Freunde wurden? Ich hatte bei Seligman ein hübsches Büro hinter dem Börsensaal. Nur ein gläserner Kasten, aber da drin stand ein sehr behaglicher Sessel, ein ledergepolsterter Lehnstuhl. Von außen konnte man nicht sehen, wer drin war, und Lauren kam ab und zu rein, um ein Nickerchen zu machen. Diese Banker arbeiten wie die Besessenen. Die kriegen nie genug Schlaf.«
    »Witzig«, erwiderte ich und versuchte mir die stets hellwache Lauren in Gabriels Lehnstuhl vorzustellen. Es konnte nur eine entspanntere Zeit gewesen sein, in der sie nicht so unter Druck stand. Es verlieh ihr etwas Menschliches – das war nicht die Frau, die mir gedroht hatte.
    »Ich weiß noch, dass wir uns eines Abends unterhalten haben, vor der Fusion. Sie sagte, sie sehe sich die Bücher von Grayridge an. Ich meinte, sie solle sehr vorsichtig sein. Auf den Märkten gab es die ersten Schwierigkeiten, und mir waren Gerüchte zu Ohren gekommen. Das war eine sehr komplexe Materie, verstehen Sie. Ich bot ihr an, mit ihr zusammen einen Blick darauf zu werfen, um ganz sicherzugehen, dass auch alles in Ordnung war. Ich hatte das seltsame Gefühl, es könnte was nicht okay sein. Zwei Tage später war sie weg.«
    »Fanden Sie das nicht seltsam?«
    »An der Wall Street wird

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