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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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vertieft waren, hatten sich die Mühe gemacht. Zusammen nahmen wir ein Drittel der ein Dutzend Sitze des Flugzeugs ein.
    »Sagen Sie ihm, er soll den Blödsinn lassen und mit mir reden. Ich dachte, der Deal stünde«, zischte der Ältere der beiden in ein Telefon, als die Gulfstream sich am Beginn der langen Startbahn in Position begab. »Wenn sie einunddreißig anbieten, warum bieten sie dann nicht einunddreißig? … Nein, Sie hören mir nicht zu … Nein.«
    Er sprach weiter, als die Motoren aufdrehten, doch ich war verloren im Adrenalinrausch des Abhebens. Statt der rumpelnden Plackerei, mit der ein Passagierflugzeug, schwer beladen mit Treibstoff für die Atlantiküberquerung, Geschwindigkeit aufnahm, rasten wir so schnell über das Rollfeld, dass mein Kopf gegen die Kopfstütze gepresst wurde. Und schon hatten wir abgehoben. Als wir einen Bogen über Canary Wharf zogen, war vor dem Fenster die Stadt zu sehen, und mir wurde schwindlig. Wir stiegen so schnell auf, mit einem Goldfischglas-Blick über Himmel und Stadt, dass mein Gehirn die vielen Informationen gar nicht verarbeiten konnte.
    Der Jet stieß durch die Wolken ins klare Licht, und immer noch stiegen wir unverwandt. Felix hatte sich mir gegenüber in die Financial Times vertieft, er wirkte gelangweilt, während die Männer hinter mir immer noch ihre E-Mails abfragten. In rund vierzehntausend Meter Höhe gingen wir in einer Schicht des Himmels, mit der ich auf dem Herflug zum ersten Mal Bekanntschaft geschlossen hatte, in die Horizontale. Sie war von einem tiefen Azurblau, und von den Wolken unter uns stiegen dunstig weiße Ranken auf.
    »Hübsch, was?«, sagte Felix und schaute herüber.
    »Ich könnte mich daran gewöhnen.«
    Der Kaffee hatte mich wach gemacht, und das Gefühl, sicher und geborgen zu sein, wich langsam der Angst über die Art und Weise, wie ich mich in die Welt der Shapiros hineinsaugen ließ. Als ich begriffen hatte, was Nora mit ihrem Angebot gemeint hatte, war es zu spät gewesen. Ein Wagen war bereits losgeschickt worden, um mich zum Flughafen Teterboro auf der anderen Seite des Hudson zu bringen, von wo ich nach London fliegen würde. Man musste sich nicht an einen Flugplan halten. Die Gulfstream war mit Michelle und mir an Bord in den Nachthimmel aufgestiegen, sobald ich durch die Sicherheitskontrolle war.
    In dieser Nacht hatte ich völlig ungestört in einem Bett geschlafen, das Michelle mir gerichtet hatte. Die Piloten lenkten die Gulfstream durch den Himmel, während sie über mir wachte. Ich hatte mich gefühlt wie ein Müßiggänger in einer vergoldeten Welt, die zu verlassen ich nicht genug Energie aufbrachte. Doch selbst als ich im Luxus schwelgte, bereitete mir das Ganze Sorgen. Die psychiatrische Behandlung hat einen fest umschriebenen Rahmen. Der Patient muss pünktlich zu den Sitzungen erscheinen und die Rechnung pünktlich begleichen − er muss etwas zu seiner Genesung beitragen. Wir ließen uns weder von den Wohlhabenden noch von der Krankenversicherung die Bedingungen diktieren, und doch war ich hier und entfernte mich mit jedem Schritt, den ich tat, um Harry zu helfen, weiter vom vorgeschriebenen Protokoll.
    »Hier sind wir über den Turbulenzen«, sagte Felix. »Früher ist die Concorde in dieser Höhe geflogen, heute sind es die Typen mit ihren Privatjets. Kommen Sie, ich stelle Sie vor.«
    Er führte mich drei Schritte den Gang hinunter zu den Bankern. Der Ältere, Gesprächigere war groß gewachsen, und sein zurückgekämmtes blondes Haar war dicht, wurde an den Schläfen aber allmählich grau. Sein Gesicht war lang und aufmerksam, und er hatte scharf geschnittene Gesichtszüge, die gut ausgesehen hätten, wären sie nicht ein wenig zu perfekt gewesen. Neben ihm saß ein Mann Anfang dreißig in Anzug und dunkler Krawatte und mit einer Brille auf der Nase. Er sah sich auf einem Laptop eine Tabelle an und nickte stumm, wie es einem Juniorpartner zustand.
    »Ben, dies ist John Underwood«, sagte Felix und zeigte auf den älteren Mann.
    »Schön, Sie kennenzulernen, Ben«, sagte Underwood. »Dies ist Peter Freeman, er ist in meinem Team.« Er zeigte auf den jüngeren Mann. »Felix, ich dachte, wir würden nach Teterboro fliegen. Was hat es mit Bangladesch auf sich?«
    »Doch nicht Bangladesch. Bangor, Maine«, sagte Felix geduldig. »Wir gehen dort durch den Zoll, um Ben auf Long Island abzusetzen. Das geht schneller. Da ist sonst niemand.«
    Von Long Island hörte ich jetzt zum ersten Mal − ich war davon

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