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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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rechts.
    Sie lachte. »Manche sind wirklich verrückt. Schauen Sie mal da drüben rechts, bei dem weißen Haus.«
    Wir bogen um eine Ecke und kamen an einer langen Hecke vorbei, mittendrin ein hohes Tor. Auf beiden Seiten der Hecke standen sechs Platanen, deren Stämme von am Boden verankerten Stahlseilen in der Vertikalen gehalten wurden.
    »Die waren letzte Woche noch nicht da. Sie wurden am Sonntag gepflanzt.«
    »Sie machen Witze.«
    »So sind die hier. Die glauben nicht an Belohnungsaufschub.«
    »Hier gibt es jede Menge Sicherheitsvorkehrungen.«
    Sie lachte. »Wem sagen Sie das. Die sind alle paranoid, jemand könnte in ihr kleines Paradies einbrechen. Ich war mal mit Nora auf einer Cocktailparty in einem Haus in der Nähe von Water Mill, das im Besitz eines Milliardärs ist, der in dritter Ehe mit einem ungarischen Model verheiratet ist − sie ist ungefähr zwei Meter zehn groß. Wir waren in einem Raum im hinteren Bereich des Hauses, und da hatten sie riesige Bildschirme mit Aufnahmen vom Strand und vom Meer. Nora fragte, wozu die dienten.«
    Anna sprach mit osteuropäischem Akzent weiter. »›Von der Bucht her sind wir gut gesichert, aber von Süden sind wir angreifbar‹«, sagte sie und sprach dann mit normaler Stimme weiter. »Ha! Von Süden angreifbar! Wovor hatte sie Angst? Davor, dass ein Zug Marinesoldaten am Strand landet?«
    Wir näherten uns dem Meer. Ich konnte die Seeluft riechen, und das Licht wurde milchig weiß, als würde die Sonne durch Mattglas gebrochen. Wir bogen in eine schmale Straße mit einer Reihe von Häusern auf der Meerseite, die auf einer hohen Düne standen. Am Ende bei einem grauen Bretterzaun bremste Anna. Zwei Trauerweiden flankierten den Eingang zu einer mit rosa Kies bestreuten Zufahrt, der sie in engen Kurven den steilen Anstieg zur Düne hinauf folgte. An dieser Seite des Hangs war die Natur gezähmt worden. Er war mit gestutzten Sträuchern und Rasen bewachsen, den ein gepflasterter Weg in der Mitte teilte. Wir kamen an zwei Gärtnern vorbei, die einer Hecke eine Morgenrasur verpassten, und hielten auf einem Kiesquadrat vor einem der schönsten Häuser, das ich je gesehen hatte.
    Es war mehr Cottage als Haus, wie etwas aus einem Märchen: ein längliches Gebäude mit hellgrünem Außenputz, dieselbe Farbe wie die Flechten, die sich auf der Meerseite über die Steine legten. Das Dach war mit braunen Zedernholzschindeln gedeckt, die sich wie Reet sanft über das Dachgesims und oben über die Türdurchgänge legten. Im Westen, wo wir standen, erhob sich ein kleiner Turm mit einem Zaubererhut aus Schindeln. Auf der Seite zum Meer lag eine makellose Rasenfläche, die an einem Grat endete, von wo aus die Düne zum Strand abfiel. Ein Swimmingpool, von weißen Steinen gesäumt, gerade mal zehn Meter lang, war in den Rasen geschnitten, und dahinter ging der Blick über Dünen, makellosen Strand und endlos weiten Ozean.
    Auf dem Rasen saß, den Blick aufs Meer gerichtet, Harry.
    Die junge Frau ging zu einem kleinen Schild am Seiteneingang, auf dem SERVICE stand. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Hinweis auf unseren Status war oder nur der einfachste Weg ins Haus, doch sie führte mich in eine lichtdurchflutete Küche mit geschieferten Arbeitsplatten und Edelstahlgeräten. An einer Wechselsprechanlage aus gebürstetem Stahl an der Wand drückte sie einen Knopf.
    »Nora, dein Gast ist hier«, sagte sie kaum lauter als mit normaler Sprechstimme und bedeutete mir mit einer Geste, an ihr vorbei durch eine andere Tür zu gehen.
    Dahinter lag ein großes Wohnzimmer mit zwei weißen Sofas, die einander gegenüberstanden, dazwischen ein großer Wollteppich mit einem geometrischen Muster in Grau und Schwarz. Auf einem niedrigen Tisch stand eine antike Messingskulptur einer Hand, die einen Ball packt. Darüber hing eine Lampe mit einem kugelförmigen Schirm aus farbigem Glas, der aussah wie ein Kunstwerk. Der Raum führte in einen Wintergarten mit einem langen Esstisch aus Holz, von dort ging es auf den Rasen. Der Tisch war mit Servietten gedeckt und Kerzenhaltern, die wie Schiffslaternen aussahen. Das Ganze war mit Sinn für Ästhetik perfekt angeordnet und gemütlich.
    Nachdem ich eine Minute lang allein dort gestanden hatte, kam Nora von der anderen Seite herein. Sie trug eine helle Leinenbluse mit bestickter Vorderseite und eine Leinenhose, und sie wirkte sehr viel entspannter als im Krankenhaus. Sie kam auf mich zu, und bevor ich ihr mit professioneller Formalität die Hand

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