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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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ich Harry gegen meine professionelle Einschätzung entlassen hatte, und als Nächstes hatte ich mich an Bord seines Privatjets wiedergefunden. Jetzt wurde ich zu ihm gebracht, wo die Regeln doch besagten, dass er zu mir ins Krankenhaus kommen müsste.
    »Ist das wirklich Mr Shapiros Jet?«, fragte ich Felix.
    »Nicht ganz. Er gehört der Bank. Wir haben ein paar davon, obwohl es politisch schrecklich inkorrekt ist, und einer der Jets steht dem Vorstandsvorsitzenden zur Verfügung. Harry durfte ihn noch für ein Jahr behalten, als er uns verließ. Um ihm den Abschied zu versüßen, wissen Sie. Wohlgemerkt«, sagte er und zeigte nickend auf die beiden Banker, »manche betrachten sie als öffentliche Verkehrsmittel.«
    Es war Mittagszeit, und wir flogen über das Meer nach Long Island, am Himmel nur wenige Wolken. Ich sah die Spitze der South Fork in den Atlantik ragen wie ein lockender Finger und den Sandstreifen, der auf ganzer Strecke bis zu den Rockaways die Küste säumte. Eine Rollbahn war zu erkennen wie ein graues A in einem Kreis mitten in all dem Grün.
    »Es war mir ein Vergnügen, Ben. Ich hoffe sehr, dass alles gut geht. Grüßen Sie Harry. Ich glaube, Nora hat ein Auto geschickt, um Sie abzuholen«, sagte Felix.
    Wir flogen niedrig über das Meer, sanken dann über Wäldern und Feldern und landeten schließlich mit einem leichten Rums. Michelle öffnete mit trauriger Miene die Tür vorn, als würde sie mich schrecklich vermissen. Freeman telefonierte, als ich aufstand, um rauszugehen, und nickte noch einmal schweigend.
    »Ich schnappe mal ein bisschen frische Luft«, sagte Underwood und folgte mir durch den Gang und die Stufen des Flugzeugs hinunter. Er blieb, einen Fuß schon auf dem Asphalt, stehen, als ich den Griff meines Koffers rauszog.
    »Ich wünschte, ich könnte hier auch aussteigen«, sagte er. »Ich habe ein Haus in Sag Harbor. Harry ist in East Hampton, nicht wahr?«
    Ich zuckte in vorgespielter Unwissenheit die Achseln.
    »Eines sollten Sie wissen, Ben«, sagte er. »Glauben Sie Felix’ rührselige Geschichten nicht. Harry hat diese Sache ganz allein sich selbst zuzuschreiben. Er trägt die volle Verantwortung.«
    »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Underwood«, sagte ich und machte mich auf den Weg zu dem niedrigen, mit Holzschindeln verkleideten Terminalgebäude, fest entschlossen, nicht lange zu bleiben.

6
    Ich war schon ein paarmal in den Hamptons gewesen, um Freunde zu besuchen, die sich über den Sommer ein Haus gemietet hatten, oder um einen Tag am Strand zu verbringen, doch ich war noch nie in die makellosen Gärten hinter den hohen Hecken vorgedrungen. Wie denn auch? An allen Häusern an den Straßen südlich der Route 27, wo der Wind in den hohen Bäumen raschelte, standen auf Pfosten Schilder mit den Logos von Sicherheitsfirmen und weiße Tafeln mit Aufschriften wie Privatbesitz, Privatweg, Kein Durchgang.
    Als ich also vom Beifahrersitz eines steingrauen Range Rovers den Blick über weiße Holztore und breite Einfahrten schweifen ließ, genoss ich es, diesmal willkommen zu sein. Ich schaute immer wieder nach links, nicht nur, um ein Cottage oder ein Miniaturschloss zu betrachten, sondern auch, um einen Blick auf meine Fahrerin zu erhaschen. Ich wusste lediglich ihren Vornamen: Anna. Mehr hatte sie mir bisher nicht verraten.
    Als ich aus dem Flughafengebäude nach draußen auf den Parkplatz gegangen war, hatte sie beim Wagen gestanden, einen Fuß in einem schwarzen Flip-Flop gegen die Fahrertür gestemmt, auf einem Grashalm kauend und ihre strohblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie war kaum zu übersehen gewesen, denn sie war die Einzige weit und breit, und sie hatte mir ein breites Lächeln geschenkt und gewunken und dabei die Lippen so weit auseinandergezogen und ihre Zähne gezeigt, dass es fast aussah wie der Trick eines Schlangenmenschen. Ich hatte dämlich zurückgegrinst und überlegt, was eine Frau wie sie hier machte − ich hätte eher erwartet, sie in der Großstadt anzutreffen.
    Sie war Ende zwanzig, tippte ich, besaß aber eine mädchenhafte Ausstrahlung, von ihrem ungezähmten Lächeln bis hin zu ihrer taufrischen Haut und ihren roten Fingernägeln. Sie trug ein hellgrünes T-Shirt, und als sie sich umwandte, um in den Wagen zu steigen, fielen mir die winzigen blonden Härchen auf ihrem schwanengleichen Hals auf. Sie schien mit der Grenze zwischen Unschuld und Erfahrung zu spielen.
    »Hübsche Gärten, was?«, sagte ich und blickte nach

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