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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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dass du angerufen hast. Ich muss dir was sagen.«
    »Klingt nicht gut.«
    »Du hast gesagt, der Grund, warum du mich sehen willst, sei Vergnügen gewesen.« Sie schaute zu mir auf, und ihre Augen strahlten unglücklich, was meine Schuldgefühle, weil ich sie an der Nase herumgeführt hatte, nur noch verstärkte. »Ich glaube, ich kann das nicht. Ich meine, es genießen. Nicht bei allem, was los ist.«
    »Verstehe«, sagte ich.
    Das stimmte nicht. Harry war in Riverhead eingesperrt; aber er war auch schon an dem Abend dort gewesen, als sie mich geküsst hatte, und es hatte sie nicht daran gehindert. Ich wollte sie nicht verlieren, wo ich doch gerade erst Gefühle für sie entwickelt hatte – ich brauchte sie auf meiner Seite. Ich war hier, weil ich sie bitten wollte, mich von meinem Versprechen zu entbinden, doch das war plötzlich nicht mehr wichtig. Aber so war das mit ihr. Wenn ich mit ihr zusammen war, wurde alles andere unwichtig. Sie war meine Droge.
    »Ich wünschte, ich könnte«, sagte sie.
    »Ich wünschte es auch.«
    Sie wirkte traurig, und ihre Hand zitterte, als sie ihre Kaffeetasse nahm, um einen Schluck zu trinken. Dann stellte sie sie ab und suchte ihre Sachen zusammen, steckte das Buch in ihre Tasche und fuhr mit dem Arm nach hinten, um ihn in den Ärmel des Mantels zu schieben.
    »Ich kann so was nicht gut. Ich muss gehen«, sagte sie.
    »Warte«, sagte ich, stand auf und fasste sie am Arm. »Ich brauche deine Hilfe. Was du mir über diese Frau erzählt hast. Es ist wichtig. Ich muss es meinem Anwalt sagen.«
    Es war, als hätte ich sie mit einem Elektroschock traktiert. Sie richtete sich auf und riss ihren Arm aus meinem Griff. Mit offenem Mund und glänzenden, harten Augen starrte sie mich an. Dann verhärteten sich ihre Mundwinkel, und die nächsten Worte spuckte sie förmlich aus.
    »Ich habe dir vertraut. Das war ein Geheimnis.«
    »Aber ich stecke in Schwierigkeiten. Die Polizei denkt, ich verheimliche etwas vor ihr. Du musst mir helfen.«
    Kaum hatte ich es ausgesprochen, da wusste ich, dass es ein Fehler war. Ihre Wangen wurden rot, und sie zog den Mantel enger und fummelte aufgebracht an den Knöpfen herum. Eine blonde Haarsträhne löste sich, und sie schob sie sich hinter das Ohr, während sie mich anstarrte.
    »Aha, dein Job ist also wichtig und meiner nicht? Darum geht’s doch, Ben? Du hast mich an der Nase herumgeführt, um zu erfahren, was du wissen wolltest. War’s das? Hältst du mich für blöd, oder was?«
    »Natürlich nicht«, widersprach ich.
    »Hör gut zu. Du hast es mir versprochen, und ich erwarte, dass du dich an dein Versprechen hältst. Du willst sicher nicht, dass die im Krankenhaus erfahren, wie du dich benommen hast.«
    Schuldgefühle und Scham und der Wunsch, sie irgendwie zu beschwichtigen, damit wir da weitermachen konnten, wo wir an dem Abend mit ihrem Kuss aufgehört hatten, lösten sich augenblicklich in Wohlgefallen auf. Sie war auch nicht besser als die anderen. Sobald sie sich auch nur im Geringsten bedroht fühlte, griff sie auf Erpressung zurück. Warum hatte sie mit mir gespielt und mir Harrys Geheimnis unter die Nase gehalten, um mir dann zu verbieten, es zu benutzen? Die Worte kamen heraus, bevor ich überlegen konnte.
    »Du willst wohl eher nicht, dass Nora erfährt, wie du dich verhalten hast«, konterte ich.
    Anna starrte mich hasserfüllt an, schob hektisch die Hände in die Taschen, um nach Kleingeld zu suchen, und verfing sich dabei in der Eile im Stoff. Sie fluchte leise, während sie krampfhaft versuchte, die Hand wieder rauszuziehen.
    »Vergiss es. Ich zahle«, sagte ich.
    »Halt dich von mir fern«, erwiderte sie.
    Sie hastete aus dem Café und lief die First Avenue hinunter, wo sie in der anonymen Menschenmenge untertauchte. Innerhalb von sechzig Sekunden war unsere linkische Zuneigung in lodernde Bitterkeit umgeschlagen, und ich hatte keine Ahnung, warum. Womöglich war meine Unbeholfenheit, weil ich mich in ihrer Gegenwart verletzlich fühlte, als Zorn zum Ausdruck gekommen. Am Ende hatte ich ihr doch nichts bedeutet: Beim ersten Anzeichen von Problemen hatte sie das Weite gesucht.
    Als ich aufstand, sah ich unter der Bank einen Handschuh, einen Wollhandschuh mit abgeschnittenen Fingerspitzen und einer Art Kappe , die man bei großer Kälte drüberziehen konnte. Er war ihr wohl aus der Tasche gefallen, als sie aufgebrochen war. Ich drückte ihn ans Gesicht, um ihren Duft einzuatmen, und steckte ihn ein.
    Als ich mich an diesem Abend zum

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