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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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wie du mich am ersten Tag mit in die Stadt genommen hast?«, sagte ich. »Da hast du mir erzählt, du wärst viel zu ehrlich. Du hast gesagt, du würdest immer in Schwierigkeiten geraten, weil du die Wahrheit sagst. Was ist daraus geworden?«
    Sie schwieg, also fuhr ich fort. Wut und Fassungslosigkeit darüber, wie sie sich mir gegenüber verhalten hatte, kochten hoch, und meine Stimme brach. »Du bist ja so ehrlich, was? So kommt es mir aber ganz und gar nicht vor. Du willst nur Harrys Geheimnisse hüten.«
    Inzwischen brüllte ich, aber sie hatte mir immer noch den Rücken zugekehrt. Ich ging zu ihr und fasste sie an der Schulter, doch sie schüttelte meine Hand ab, als wäre meine Berührung ihr unerträglich.
    »Weißt du was?«, sagte sie. »Ich mache meine Arbeit, und meine Arbeit bedeutet, dass ich Zeug weiß über die Leute, für die ich arbeite, auch wenn das manchmal nicht schön ist. Warum machst du nicht einfach deine Arbeit? Warum hackst du auf mir herum?«
    Sie war durchs Zimmer zu Noras Schreibtisch gegangen und davor stehen geblieben, während sie das sagte. Als ich sie ansah, fiel mein Blick auf eine Metallplatte, die hinter ihrer linken Schulter in die Wand eingelassen war, und lenkte mich von ihrem Gesicht ab. Noras Tresor, in den sie, wie sie mir gesagt hatte, Harrys Waffe eingeschlossen hatte. Ich starrte darauf, bis Anna sich umsah.
    »Du weißt, wie man ihn öffnet«, sagte ich. »Nicht wahr?«
    Ein paar Sekunden lang starrte sie mich verächtlich an, dann fuhr sie herum und legte die Hand an das Drehschloss. Sie drehte es viermal nach rechts und nach links, dann packte sie den Messinghebel und zog die Tür auf. Darin waren einige Schmuckschatullen und Papierstapel, und obendrauf schimmerte die vernickelte Beretta. Nora hatte die Wahrheit gesagt.
    »Zufrieden? Glücklich?«, fragte sie bitter, schloss die Tresortür und verließ das Zimmer. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, stand sie mittendrin und nickte mir mit starrer, feindseliger Miene zu.
    »Komm her«, sagte sie, und ich ging langsam, ein Schritt nach dem anderen, über die Holzdielen zu ihr. »Ein bisschen weiter noch … Bleib da stehen.«
    Ich stand dicht vor ihr, und der Mann, der mir vorhin gezeigt hatte, wo sie hin war, stand ein paar Schritte links von mir auf einer Leiter und strich schweigend eine Randleiste, als wollte er sich unsichtbar machen. Anna sprach weiter, ohne ihn zu beachten.
    »Hier hat die Leiche gelegen«, sagte sie. »Sie mussten Marcus’ Blut von den Dielen abschleifen. Es hat sehr lange gedauert.«
    Ich erinnerte mich, dass Pagonis mir das Foto von Greenes Leiche gezeigt hatte. Er hatte in einer Blutlache gelegen. Mir war, als bewegte ich mich auf geweihter Erde, und ich machte einen Schritt nach hinten. Anna wandte sich wieder ab, schritt durch die halb angestrichenen Türen in den Wintergarten und ging nach draußen auf den Rasen, wo sie am Rand des Schwimmbeckens stehen blieb. Sie war kreidebleich und zitterte, die Arme unter der Brust verschränkt, wie um sich festzuhalten. Ich ging näher, doch sie fuhr zurück und blieb auf Abstand. Die Meeresbrise fegte die letzten dünnen Wolken fort, und die Sonne schien auf das Gras. Das Licht änderte sich so schnell, dass man kaum blinzelte, und schon sah alles ganz anders aus.
    »Eins ist mir klar geworden«, sagte sie.
    Sie hielt auf die Treppe zu, die in die Dünen führte, wie Harry es getan hatte, und ging hinunter, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Ich eilte hinter ihr her, um ihr eine letzte Frage zu stellen.
    »Was? Sag’s mir.«
    »Sieh dich um. Komm von selber drauf«, erwiderte sie.
    Sie rannte die Stufen hinunter zum Strand, wo die Wellen sich schäumend überschlugen und wieder zurück ins Meer liefen. Ich kämpfte mich noch ein paar Schritte hinter ihr her, bei denen meine Füße im Sand versanken, doch sie hängte mich mühelos ab. Da blieb ich stehen und sah ihr hinterher, wie sie mit gesenktem Kopf zornig nach Westen marschierte.

18
    Um vor der Grand Jury des Suffolk County auszusagen, trug ich meinen hellgrauen Hochzeitsanzug mit Weste und dunkler Krawatte. Nicht von meiner Hochzeit, sondern von der meines Bruders vor zwei Jahren, und der Anzug hatte die Ehe schon überdauert. Vielleicht lag es daran, dass Guy beruflich so viel unterwegs war, vielleicht war da aber auch etwas, worüber mein Bruder nicht sprach, aber Marianne war bei Familienfesten immer seltener dabei gewesen, bis er schließlich gestanden hatte, dass wir sie

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