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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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perplex, als hätte er erwartet, ich würde ein unbedeutendes Vergehen beichten, und stattdessen hätte ich ein Kapitalverbrechen gestanden.
    »Ich glaube, sie weiß, wer mich überfallen hat. Sie weiß sehr viel über die Shapiros. Ich habe sie gefragt – ich habe sie vor zwei Wochen gesehen –, aber sie wollte nichts sagen.«
    »Mist«, wiederholte Joe ausdruckslos.
    Er wirkte nicht verärgert, eher entsetzt über die Büchse der Pandora, die ich da geöffnet hatte. Ich hatte Mühe, den letzten Teil meines Geständnisses herauszubringen. Ich fühlte mich sogar schlimmer als vor der Jury.
    »Anna ist … also, ich habe mich zu ihr hingezogen gefühlt. Es war eine Art … Verabredung. Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun sollen. Es war dumm von mir, das müssen Sie mir nicht sagen. Sie hat mir etwas über Mr Shapiro erzählt, aber ich habe ihr versprochen, es für mich zu behalten.«
    »Diese Verabredung«, sagte er misstrauisch. »Wie weit ist das gegangen?«
    »Überhaupt nicht weit. Also, sie hat mich einmal geküsst. Ganz kurz.«
    »Okay, die Einzelheiten interessieren mich nicht. Könnte vermutlich schlimmer sein. Was hat Ihre hübsche Freundin Ihnen denn erzählt?«
    Ich seufzte und setzte ein möglichst betretenes Gesicht auf. So mies ich mich auch fühlte, irgendwie tat mir Joe noch mehr leid, weil er mich am Hals hatte. Diese Abende mit meinem Vater in Las Vegas kamen ihn teuer zu stehen.
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen, denn es unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Es geht nicht um Anna und auch nicht um Harry. Ich weiß, dass er mich davon entbunden hat«, sagte ich rasch. »Es geht um eine andere Patientin von mir.«
    Joe schloss die Augen und stützte den Kopf in die Hände. Er verharrte eine ganze Minute in dieser Haltung, während ich betreten wartete. Dann geschah etwas, was mich überraschte: Seine Schultern fingen an zu beben − er lachte.
    »Ich sage Ihnen was, Ben«, sagte er, sobald er sich gefangen hatte. »Ich glaube nicht, dass ich je einen Mandanten wie Sie hatte. Nichts für ungut, aber ich hoffe, ich werde auch nie wieder so einen haben. Sie tun diese ganzen Sachen, die ich Ihnen kaum zutrauen würde − und ich bin mir sicher, ein Richter auch nicht. Und dabei graben Sie erstaunlicherweise neue Beweise aus, wollen mir aber nicht sagen, was es ist.«
    »Ich kann nicht«, sagte ich. »Es wäre ein Verstoß gegen die ärztliche Schweigepflicht.«
    »Richtig«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht. »So schlimm wie die Anzeige wegen Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht, die Ihnen ins Haus steht, wenn Sie von Baer vorgeladen werden, um bei Shapiros Prozess auszusagen, und Ihre Chefin beschließt, Sie nicht zu schützen. So ähnlich, ja?«
    »Hat Baer gesagt, dass er das vorhat?«, fragte ich benommen.
    »So in etwa. Ich bin Ihr Anwalt − auch wenn ich mich im Augenblick frage, warum −, also lassen Sie mich es Ihnen so einfach wie möglich darlegen. Entweder tun Sie, was Baer will, das heißt, Sie sagen ihm, was im Krankenhaus und da draußen in Shapiros Haus passiert ist, oder er zwingt Sie nicht nur, beim Prozess auszusagen, sondern stellt Sie auch noch in ein so schlechtes Licht wie eben vor der Grand Jury. Derweil ist die einzige Möglichkeit, Ihren Job zu behalten, die, Baer zu sagen, er solle verschwinden. Es ist Ihre Entscheidung.«
    Er sah mich fast zärtlich an, als er das sagte, als wäre er gleichzeitig verärgert und beeindruckt, wie ich nur in so einen Schlamassel geraten konnte. Das war bestimmt nicht ganz einfach, schien seine Miene zu sagen. Seine Stimmung hatte sich aufgehellt, als sei er über jegliche Verzweiflung hinaus zu der Einsicht gelangt, dass sein Mandant unmöglich zu verteidigen war.
    »Was würden Sie mir als mein Anwalt raten?«, fragte ich.
    »Was ich Ihnen raten würde?«, entgegnete Joe. »Suchen Sie sich einen anderen Anwalt.«

19
    Joes Stimmung war wohl ansteckend gewesen, denn ich schlief tief und fest, und als ich am Morgen aufwachte, hatte mein Unterbewusstsein bereits eine Entscheidung für mich getroffen. Ich war es satt, Geheimnisse zu wahren, Dinge aus Pflichtgefühl und Feigheit zu decken. Ich hatte bei Harry einen Fehler gemacht, der mich meinen Job kosten konnte, aber ich war nicht bereit, mich noch länger schützend vor ihn zu stellen, und auch Duncan würde ich nicht schützen. Ich würde zu Baer gehen und ihm alles erzählen – von der Waffe, die Nora mit in die Notaufnahme gebracht hatte, dass Duncan mich

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