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Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Die Diagnose: Thriller (German Edition)

Titel: Die Diagnose: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gapper
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gemerkt. Was war ich eigentlich für ein Psychiater?
    »Du hast recht. Sie hat keine Schuld«, sagte ich.
    »Können wir jetzt über was anderes reden?«, fragte er kläglich. »Und sag Jane nicht, was ich gerade gesagt habe, ja? Bitte?«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Mir ging es besser, weil es mir immerhin gelungen war, den jahrelang aufgestauten Groll auf ihn in Worte zu fassen – es war fast, als hätte ich ein wenig Macht über unsere Beziehung zurückerlangt.
    »Ich bin froh, dass du hergekommen bist, Dad«, sagte ich.
    »Ist doch selbstverständlich«, sagte er und wedelte großmütig mit der Hand. »Erzähl mir von deinem Fall. Was glaubst du, was passiert ist?«
    »Ganz ehrlich?«, sagte ich. »Ich glaube, Shapiro hatte geplant, Greene zu erschießen, lange bevor er bei mir in der Notaufnahme aufgetaucht ist. Als seine Frau ihn mit der Waffe gefunden hat, ist er zum Schein auf ihren Vorschlag eingegangen, denn er wusste, dass er die perfekte Ausrede hätte, wenn jemand feststellt, dass er psychisch labil ist. Dann hat er dafür gesorgt, dass er wieder entlassen wurde, und hat getan, was er von Anfang an vorhatte. Und so bin ich jetzt sein Alibi. Ich habe ihm die perfekte Rechtfertigung geliefert.«
    »Schlau eingefädelt, das muss ich zugeben«, sagte mein Vater und wechselte nahtlos zurück in die Rolle des Anwalts. »Warum wollte er den Typ denn umbringen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Zwischen ihnen ist, schon bevor Seligman in Schwierigkeiten geriet, etwas vorgefallen, was ich nicht verstehe. Er hat nämlich nicht nur Greene die Schuld gegeben, er hatte auch was gegen das Finanzministerium und Rosenthal. Greene hat früher dort gearbeitet, genau wie Henderson, der Finanzminister.«
    »Die Rosenthal-Leute halten zusammen. Ich hatte in London mit ein paar von ihnen zu tun. Die sind wie die Moon-Anhänger. Was hast du jetzt vor?«
    »Ich werde der Staatsanwaltschaft sagen, was Shapiro zu mir gesagt hat, und dann können die sich darum kümmern. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Du kannst doch nicht einfach aufgeben und zuschauen«, fuhr mein Vater so laut auf, dass das Paar am Nachbartisch besorgt zu uns herüberschaute. »Du musst herausfinden, was passiert ist, warum er es getan hat. Das ist deine einzige Hoffnung.«
    Er war empört. Das ganze Gerede über Harry hatte ihn munter gemacht – entweder das oder die zwei Martinis. Die Farbe war in seine Wangen zurückgekehrt, und er hatte lebhaft gesprochen, als wäre es sein Fall. Im Zeugenstand ist er bestimmt ein harter Knochen , dachte ich. Er war genauso gnadenlos wie Baer.
    »Das ist nicht meine Aufgabe, Dad.«
    »Was zum Teufel ist dann deine Aufgabe, Ben?«, fragte er ungehalten. »Du sitzt da und hörst dir an, was die Leute dir erzählen, und wenn ihnen danach ist, dich anzulügen, lässt du ihnen das einfach durchgehen? Das klingt nicht besonders clever. Joe hat gesagt, du willst ihm nicht mal sagen, was du weißt, wegen eines Patienten.«
    »Ich kann nicht. Du bist Anwalt. Du kennst die Regeln.«
    »Ich weiß auch, dass Regeln manchmal dazu da sind, gebrochen zu werden.«
    Er kippte seinen Martini herunter und sah mich zornig an, als würde nur ein Feigling es wagen, ihm zu widersprechen. Ich erwiderte nichts, denn ich dachte an Anna und wie ähnlich ihre Klagen über meinen Beruf waren. Sie hatte kein großes Vertrauen in mich, dachte ich. Ihre letzten Worte, als sie am Strand von mir weggegangen war, fielen mir wieder ein: Komm von selber drauf . Sie hatte mir das um die Ohren gehauen, aber sie hatte nicht geglaubt, dass ich es wirklich tun würde.
    Es war an der Zeit, ihr das Gegenteil zu beweisen.
    Laurens Zuhause in einer Seitenstraße der West Fourth Street, mitten im West Village, war ein schönes Haus aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts mit glatter Fassade aus rotem Backstein und, wie es aussah, dem Original-Messingklopfer an der schwarz gestrichenen Holztür.
    Ich spähte durch die Fenster und ließ den Blick über Fußböden mit breiten Holzdielen und Kaminsimse aus Marmor vor gekalkten Wänden schweifen. Die Möbel und Einrichtungsgegenstände, von den Kronleuchtern bis zu den Stühlen, sahen aus wie eigens für dieses Haus ausgewählt. Hinter dem Haus war ein Hof mit einem Holzapfelbaum, an dem eine Kupferlaterne hing. Es war fast zu perfekt – nirgends herrschte Unordnung. Es erinnerte mich ein wenig daran, wie Nora das Haus in East Hampton gestaltet hatte. Die beiden Häuser verströmten fast

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